Fußball

Schönen Gruß an Mario Gomez Miroslav Klose, komplett und fair

Er ist 34 Jahre alt, der erfolgreichste Stürmer der Löw-Elf und steht trotzdem regelmäßig in der Kritik: Miroslav Klose.

Er ist 34 Jahre alt, der erfolgreichste Stürmer der Löw-Elf und steht trotzdem regelmäßig in der Kritik: Miroslav Klose.

(Foto: picture alliance / dpa)

Er ist davor, den Torrekord zu knacken, und vor dem Spiel der DFB-Elf gegen die Schweden wird er ausgezeichnet, weil er so fair ist. Doch für Miroslav Klose kein großes Ding. Er konzentriert sich aufs Fußballspielen, bescheiden und selbstbewusst. Den Vergleich mit Gerd Müller scheut er wie der Teufel das Weihwasser.

Wenn Miroslav Klose das so sagt, wirkt er wieder wie der junge Mann von der SG Blaubach-Diedelkopf. "Ich würde mich nie mit Gerd Müller vergleichen." Das habe er ihm auch schon zweimal persönlich gesagt. Miroslav Klose ist aber gar nicht mehr bei der SG Blaubach-Diedelkopf. Dort in der westpfälzischen Provinz in der Kreisstadt Kusel hat er im Stadtteil Diedelkopf von 1987 bis 1998 im Aalbachstadion neben dem Schwimmbad ge­spielt, bevor er erst zum FC Homburg und dann ein Jahr drauf zum 1. FC Kaiserslautern wechselte, knapp 42 Kilometer weiter westlich von Kusel auf den Betzenberg. Danach ging er zum SV Werder Bremen, zum FC Bayern München, seit dem Sommer vergange­nen Jahres läuft er für Lazio Rom auf.

Ein Torjäger auf Rekordkurs.

Ein Torjäger auf Rekordkurs.

(Foto: picture alliance / dpa)

Er ist kein junger Mann mehr, zumindest nicht in der Welt des Fußballs. Miroslav Klose ist 34 Jahre alt - und seit elf Jahren deutscher Nationalspieler. In dieser Zeit hat er 125 Spiele bestritten und dabei 65 Treffer erzielt, zuletzt traf er beim 6:1 am vergangenen Freitag in Dublin gegen Irland. Und damit sind wir wieder bei Gerd Müller. Der ist Deutschlands Re­kordtorschütze, 68 Mal traf er, allerdings brauchte er dafür nur 62 Partien. Deswegen und überhaupt betont Miroslav Klose stets, wenn er gefragt wird, dass er sich nie mit Gerd Müller auf eine Stufe stellen würde. Und wenn andere das machen, ist ihm das nicht recht. Dennoch spricht alles dafür, dass er die magische 68er-Marke in naher Zukunft knackt. Wenn heute (live ab 20.45 Uhr im n-tv.de Ticker) die DFB-Elf auf ihrem Weg zur Weltmeisterschaft 2014 in Brasi­lien im Berliner Olympiastadion auf Schweden trifft, ist Miroslav Klose, mit Abstand der Se­nior im Team, wieder als einziger Stürmer dabei. Und weil der Münchner Mario Gomez im­mer noch verletzt fehlt, ist er der einzige Stürmer im Kader.

"Sehr, sehr komplett"

Für Bundestrainer Joachim Löw ist das mit dem Rekord keine Frage. Denn Miroslav Klose ist bei ihm gesetzt. Wenn er sich nicht verletze, werde er "die nächsten Spiele alle ab­solvieren in der Qualifikation, auch bei der WM. Und dann wird er das selbstverständlich schaffen". Und wenn er gefragt wird, was denn so toll sei an diesem Miroslav Klose, kommt er regelrecht ins Schwärmen. Für ihn ist er "einer der Stürmer, der sehr, sehr kom­plett ist." Das heißt, er ist kopfballstark, eine Fähigkeit, die er vor allem zu Beginn seiner Karriere ausgeprägt hat, als das Spiel noch mehr von Flanken geprägt war. "Aber er hatte immer diese Gabe, dass er auch ein guter Kombinationsspieler ist, dass er schnell ist." Und das ist es, was Joachim Löw über alle Maßen schätzt. Einen Angreifer, der mit seiner Technik Mittelfeldspielern Mesut Özil, Marco Reus, Thomas Müller oder Bastian Schweinsteiger auf Augenhöhe begegnet. "Von daher ist es wichtig, dass man vorne einen Stürmer hat, der das Spiel weiterbringt." Ein schöner Gruß an Mario Gomez, der als reiner Strafraumspieler eher darauf wartet, dass ihm der Ball mundgerecht serviert wird.

Deutschland - Schweden, 20.45 Uhr

Deutschland: Neuer (BayernMünchen/26 Jahre/34 Länderspiele) - Lahm (Bayern/28/93), Mertesacker (FC Arsenal/28/83), Badstuber (Bayern/23/29), Schmelzer (Borussia Dortmund/24/9) - Kroos (Bayern/22/33), Schweinsteiger (Bayern/28/96) - Müller (Bayern/23/36), Özil (Real Madrid/24/42),Reus (Dortmund/23/12) – Klose (Lazio Rom/34/125).

Schweden: Isaksson(Kasimpasa Istanbul/31/ 100) - Lustig (Celtic Glasgow/25/29), Granqvist (CFC Genua/27/25),J. Olsson (West Bromwich/ 29/14), M. Olsson (Blackburn/24/13) - Svensson (Elfsborg/36/134),Källström (Spartak Moskau/ 30/96) - Larsson (Sunderland/27/48), Wilhelmsson (L.A.Galaxy/32/79) - Ibrahimovic (Paris St. Germain/31/83) - Elmander (Galatasaray/31/67)
Schiedsrichter: Proença (Portugal)

Miroslav Klose sind solche Spitzen fremd, auch wenn sie allenfalls indirekt wirken. Ein Stürmerproblem sieht er in Deutschland nicht. Stefan Kießling von Bayer Leverkusen zum Beispiel schieße doch zurzeit wieder viele Tore. Und auch Patrick Helmes vom VfL Wolfs­burg sei ein guter Mann, nur halt momentan verletzt. "Ich stehe jetzt alleine auf dem Zettel, aber ich hoffe, dass Mario Gomez schnell wieder dazu kommt." Sagts und wünscht ihm schnell noch gute Besserung. Ansonsten kann er mit so viel Lob gut umgehen. Er weiß, was er kann, muss das aber nicht ständig betonen. Überhaupt bekommt er das gut hin, diese Balance zwischen Bescheidenheit, die nicht aufgesetzt wirkt, und einem gesunden Selbstbewusstsein. Nur mit Gerd Müller will er sich partout nicht vergleichen. Aber sonst sagt er schon, dass er damals beim SV Werder viel von Trainer Thomas Schaaf gelernt habe, "dieses rasche Umschalten, dieses Pressing. Das hat mich dann fast so ein bisschen zum kompletten Stürmer gemacht". Fast so ein bisschen - so viel Zurückhaltung muss sein, aber immerhin.

Auch dass er heute vor dem Anpfiff den Fair-Play-Preis des DFB bekommt, ist für ihn keine große Sache. Im Meisterschaftsspiel der italienischen Serie A hatte er ein Handspiel zugegeben, das zum 1:0 für seinen Klub Lazio Rom gegen den SSC Neapel geführte hätte. Lazio verlor die Partie am Ende mit 0:3. "Das war für mich selbstverständlich. Weil ich weiß, wie viele junge Zuschauer Fußball schauen. Wir haben eine Vorbildfunktion, das geht die letzten Jahre so ein bisschen verloren. Da müssen wir Spieler ein bisschen mehr machen, dass wir wieder Vorbilder werden und die Fairness im Sport bewahren."

"Müssen wir jetzt nicht wieder hochkochen"

Allerdings kann er auch anders. Nicht unfair, aber bestimmt. Zum Beispiel wenn er immer noch auf die Lästerei von Uli Hoeneß, dem Präsidenten des FC Bayern angesprochen wird. Der hatte zum Besten gegeben, der Mann, der mit seinen 14 Toren bei Weltmeisterschaften nur einen Treffer hinter dem brasilianischen Rekordhalter Ronaldo zurückliegt, habe doch meist nur gegen Liechtenstein und Mannschaften ähnlichen Kalibers getroffen. Darauf angesprochen reagiert Miroslav Klose ausgesprochen genervt. "Das macht mich mittlerweile ein bisschen müde. Sie können mir gerne Fragen über Schweden stellen, über Lazio, die Nationalmannschaft. Aber das Thema, das müssen wir jetzt nicht wieder hochkochen."

Er konnte auch anders, als schwedische Journalisten ihn auf der Pressekonferenz am Tag vor dem Spiel fragten, ob er auch einige schwedische Abwehrspieler kenne. Sie witterten ihre Chance, weil Marco Reus am Sonntag auf die Frage passen musste. Miroslav Klose war pikiert - und zeigte das auch. Einem jüngeren Spieler könne man ja vielleicht eine sol­che Frage stellen. "Aber da ich mich allgemein immer mit meinen Verteidigern beschäftige, und da auch der eine noch in Italien spielt - natürlich kenne ich diese Namen und ich weiß auch, wie sie spielen." Er ist halt schon lange nicht mehr der junge Mann von der SG Blau­bach-Diedelkopf.

Quelle: ntv.de

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