Fußball

Nach Platzverweis für Ramires Mourinho unterstellt Guardiola-Bonus

Jose Mourinho und die Schiedsrichter: eine unendliche Geschichte.

Jose Mourinho und die Schiedsrichter: eine unendliche Geschichte.

(Foto: AP)

Sekunden trennen Jose Mourinho und Chelsea im Supercup von einem Triumph über den FC Bayern und damit seinen Erzfeind Pep Guardiola. Dann gleichen die Münchner doch noch aus, siegen im Elfmeterschießen - und veranlassen den portugiesischen Starcoach zu einer Tirade gegen Guardiola und den Schiedsrichter.

Es kam, wie es kommen musste: Nach dem dramatisch verlorenen Supercup-Finale gegen den FC Bayern hat Chelsea-Trainer Jose Mourinho seiner Privatfehde mit Pep Guardiola ein weiteres Kapitel hinzugefügt. Auf der Pressekonferenz nach Chelseas 6:7-Niederlage nach Elfmeterschießen, das Guardiolas Münchner erst durch den 2:2-Ausgleich in der 121. Minute erzwungen hatten, beklagte der portugiesische Starcoach wiederholte Platzverweise in Duellen seiner Teams gegen den Katalanen. Damit knüpfte er an frühere Verschwörungstheorien aus dem April 2011 an, in denen er Guardiola und dessen damaligen Team FC Barcelona unverhohlen eine Bevorzugung durch die Uefa unterstellt hatte. Damals sagte er: "Sie sollen ins Finale gelangen, und sie gelangen ins Finale." Er selbst wäre "beschämt" über die Art und Weise, in der Guardiola 2009 mit Barca die Champions League gewonnen habe.

Ramires fliegt in der 85. Minute vom Platz.

Ramires fliegt in der 85. Minute vom Platz.

(Foto: REUTERS)

In Prag schrieb Mourinho die Geschichte von einer B evorzugung weiter, bezog sie nach Guardiolas Vereinswechsel allerdings notgedrungen auf den Bayern-Coach persönlich. Ein Platzverweis gegen Guardiola-Teams sei "nichts Neues" für ihn, sagte er zur Gelb-Roten Karte für Chelseas Ramires: "Ich war bei Chelsea und musste zwei- oder dreimal mit zehn Mann gegen Barcelona spielen. Ich bin zu Inter gegangen und musste in einem Champions-League-Halbfinale eine Stunde lang mit zehn Spielern gegen Barcelona spielen. Ich ging zu Real Madrid und musste wieder ein Champions-League-Halbfinale zu zehnt spielen." Jetzt sei er zurück bei Chelsea - und kassiere im Supercup-Finale gegen Pep Guardiola erneut einen Platzverweis. "Schauen sie sich die jeweiligen Aktionen an und ziehen sie daraus ihre eigenen Schlussfolgerungen", appellierte Mourinho an die Medienvertreter - und schob süffisant hinterher: "Ich habe einfach Pech." Gründe für den Bonus, den Guardiola angeblich genieße, nannte er nicht.

"Die bessere Mannschaft hat verloren"

Der Grund für die Verbalattacke des Portugiesen in Prag war indes klar: die Herausstellung für seinen Mittelfeldspieler Ramires in der 85. Minute nach einem Foul an Mario Götze. Trotz Unterzahl ging Chelsea in der Verlängerung noch einmal in Führung und hielt das 2:1 bis zur 121. Minute - ehe Martinez gegen zehn Londoner mit der letzten Aktion des Spiels noch das Elfmeterschießen erzwang. Dort hielt Bayern-Keeper Manuel Neuer den schwach geschossenen Elfmeter von Chelseas Romelu Lukaku und machte Bayern erstmals zum Supercup-Sieger. Zu Unrecht, wie Mourinho fand.

Niemand könne ihn für seine Meinung bestrafen, sagte er weiter. Die lautete nach 120 intensiven Minuten inklusive Elfmeterschießen: "Die bessere Mannschaft hat verloren. Das Team, das den Sieg mehr verdient gehabt hätte, hat verloren." Als Martinez getroffen habe, habe er gedacht: "Es ist unverdient." Aber, so Mourinho: "Das ist Fußball. Nicht immer gewinnt die bessere Mannschaft. Deshalb muss ich das akzeptieren."

Pep Guardiola bleibt cool.

Pep Guardiola bleibt cool.

(Foto: imago sportfotodienst)

Nur dass er es nicht akzeptierte. Vielmehr bezeichnete er den - in seinen Auge n ungerechtfertigten - Platzverweis als Knackpunkt des Spiels, durch den seine Londoner mehr als 30 Minuten in Unterzahl spielen mussten. "Fußball ist elf gegen elf", sagte Mourinho mit Unschuldsmiene: "Elf gegen zehn ist natürlich schwieriger für das Team mit zehn Spielern."

Der Portugiese, ein Meister der Psychospielchen, räumte zum Foul von Ramires zwar ein: "Wenn es nur nach den Regeln geht, ist es eine zweite Gelbe Karte." Allerdings relativierte er diese Relatvierung sofort wieder, weil es Schiedsrichter "sonst nie"so machen würden. Dem schwedischen Schiedsrichter Jonas Eriksson warf Mourinho dann mangelndes Fingerspitzengefühl im Vergleich mit englischen Referees vor und lieferte eine typische Mourinho-Erklärung für seine Sichtweise: "Wenn du in Fußball verliebt bis, tötest du ein Finale nicht mit so einer zweiten Gelben Karte." Zumal Eriksson laut Mourinho viele andere Gelbe Karten nicht gegeben habe. Dass viele Beobachter das Ramires-Foul sogar als rotwürdig einstuften, kümmerte ihn nicht.

Stattdessen argumentierte er, dieselbe Situation wäre mit einem guten englischen Schiedsrichter anders ausgegangen und attestierte den Münchner Spielern gleichzeitig einen Hang zu Schauspielerei: "Er unterbricht das Spiel und sagt Ramires: Du hast niemanden verletzt, aber du hättest jemanden verletzen können. Und er sagt zu den Bayern-Spielern: Macht keine Schwalben, versucht nicht zu provozieren, spielt ein faires Match. Und das Spiel würde mit elf gegen elf weitergehen." Womöglich dachte Mourinho dabei an Howard Webb, der im WM-Finale 2010 trotz mehrerer rotwürdiger Fouls keinen Platzverweis ausgesprochen hatte.

Josep Guardiola, der erst nach Mourinho zur Pressekonferenz erschien, ließ die Vorwürfe wie gewohnt an sich abprallen. Ob der Platzverwies gerechtfertigt war, wollte Guardiola nicht bewerten. "Das ist keine Frage, die ich beantworten kann", sagte der Bayern-Coach: "Das ist eine Entscheidung der Schiedsrichter." Auf die Nachfrage, ob ihm der Erfolg über Mourinho besondere Genugtuung bereite, sagte Guardiola nur: "Wir haben großen Respekt voreinander - als Trainer."

Quelle: ntv.de

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