Fußball

Sechs Dinge, die wir am 18. Spieltag gelernt haben Ohne den FC Bayern macht Fußball Spaß

Wer will es ihnen verdenken? Dante und David Alaba scheinen sich über die Dominanz des FC Bayern köstlich zu amüsieren.

Wer will es ihnen verdenken? Dante und David Alaba scheinen sich über die Dominanz des FC Bayern köstlich zu amüsieren.

(Foto: imago/Revierfoto)

Die Fußball-Bundesliga kapituliert vor dem FC Bayern, da gibt es nur noch eine Möglichkeit: Fanbrille auf und durch. Verfolger darf sich jedenfalls niemand mehr nennen. Dafür gibt es am 18. Spieltag jede Menge Premieren. Und: Der Bart ist ab!

1. Die Liga erstarrt vor dem FC Bayern

Angreifer Max Kruse sprach hinterher davon, dass der FC Bayern seiner Borussia zum Rückrundenauftakt der Fußball-Bundesliga die Grenzen aufgezeigt habe. Die Münchner seien "im Moment eine Klasse besser". Seine Mönchengladbacher Kollegen äußerten sich ähnlich, keine Chance hätten sie gegen den Tabellenführer gehabt. Dabei hatten die Gladbacher zuvor acht von neun Gegnern im Borussia-Park besiegt. Was zu der Frage führt: Geben die Gegner der Bayern etwa schon vorher auf? Erst als die Gladbacher mit zwei Toren hinten lagen, riskierten sie ein wenig mehr. Geht es nur noch darum, nicht zu hoch zu verlieren? Das wollte Trainer Lucien Favre nicht gelten lassen. Zwar räumte er ein, dass seine Mannschaft nicht ihr bestes Saisonspiel gezeigt hatte. "Vielleicht hätten wir ein wenig mehr wagen sollen." Doch die Bayern seien einfach zu stark. "Man muss das auch akzeptieren." Klingt nicht nach aktivem Widerstand. Aber gegen den dominanten Ballbesitzfußball der Mannschaft von Josep Guardiola sei es nahezu unmöglich, sein Spiel durchzuziehen. "Die Bayern waren immer in Überzahl, vor allem im Mittelfeld." Gibt es also gar keine Hoffnung? Also abgesehen davon, dass sich die Münchner mit Mario Mandzukic selbst ein Problem schaffen? Favre wollte sich da nicht allzu optimistisch geben. Die Dominanz sei nicht nur ein sportliches Problem. Sondern auch eine Frage des Geldes. Allerdings: "Sie haben fast alles richtig gemacht bei ihren Transfers." Und so zittert die Liga weiter vor den seit nunmehr 42 Spielen in Folge ungeschlagenen Bayern. Ein Ende ist nicht in Sicht. Darum eine inständige Bitte: Versucht es doch zumindest.

2. Es gibt keine Verfolger mehr

Nicht mal mehr Verfolgerchen: Bayer Leverkusen und Kapitän Simon Rolfes.

Nicht mal mehr Verfolgerchen: Bayer Leverkusen und Kapitän Simon Rolfes.

(Foto: dpa)

Nach der Niederlage beim SC Freiburg liegt Bayer Lev erkusen mittlerweile zehn Punkte hinter dem FC Bayern zurück. Gewinnt der am Mittwoch sein Nachholspiel beim VfB Stuttgart - und wer mag ernsthaft daran zweifeln? -, sind es sogar 13 Zähler. Was soll man von einer Liga halten, in der der Tabellenführer ungeschlagen ist, die vier Mannschaften dahinter aber bereits fünf Mal verloren haben? Leverkusen hat in dieser Saison unter anderem beim Tabellenletzten in Braunschweig und beim SV Werder Bremen verloren. Von den sechs Teams hinter den Münchnern haben an diesem 18. Spieltag nur zwei gepunktet: Borussia Dortmund beim 2:2 gegen den FC Augsburg und der FC Schalke 04 beim 3:0 in Hamburg. Kurzum: Der Kampf um die Plätze in der Champions League und der Europaliga ist und bleibt spannend. Aber es verbietet sich bei all diesen Teams, davon zu sprechen, sie würden den FC Bayern verfolgen. Und so war die Partie Mönchengladbach gegen München auch kein Spitzenspiel, sondern einfach die Partie des Deutschen Meisters gegen den Tabellendritten. Noch langweiliger geht es nur in der schottischen Premier League zu.

3. Wenn die Bayern nicht mitspielen, wird's interessant

Nachdem das geklärt ist, kommt jetzt die gute Nachricht: Ohne die Bayern ist die Bundesliga durchaus unterhaltsam. Was vor allem daran liegt, das diesseits der Schallmauer die Verhältnisse nicht annähernd so geklärt sind wie jenseits. Will heißen: Ab Tabellenplatz zwei gilt tatsächlich noch das alte Credo, dass jeder jeden schlagen kann. Zum Beispiel die Freiburger die Leverkusener - und das in durchaus spektakulärer Art und Weise. Felix Klaus sorgte mit seinem Siegtreffer in letzter Minute, dass sein SC nun nicht mehr auf einem Abstiegsplatz steht. Auch in Dortmund sahen die mehr als 80.000 Zuschauer ein gutes und unterhaltsames Spiel, auch wenn der BVB zurzeit arg leidet und mit dem Unentschieden alles andere als zufrieden war. Zu den Festen in Nürnberg und Frankfurt kommen wir später, in Hamburg feierten zumindest die Schalker. Überhaupt scheinen die Menschen die Bundesliga alles andere als langweilig zu finden, echte Fans dürften mit der Dominanz der Bayern eh die wenigsten Probleme zu haben. Motto: Vereinsbrille auf, Tunnelblick aufs eigene Team – und schon ist's wieder spannend. Insgesamt kamen bei den neun Partien dieses Spieltags 390.869 Zuschauer in die Stadien, das sind mehr als 43.000 im Schnitt.

4. Gute Arbeit wird belohnt

Da wäre zum Beispiel der FC Augsburg. Nach dem Remis in Dortmund hat die Mannschaft von Trainer Markus Weinzierl nun sechs Spiele in Folge nicht verloren und kann mit Fug und Recht behaupten, sich im Mittelfeld der Liga etabliert zu haben. Das ist, gemessen an den finanziellen Mitteln, die dem Klub in seinem dritten Jahr in Liga eins zur Verfügung stehen, eine mittlere Sensation. Beim BVB überzeugten die Augsburger mit einer taktisch disziplinierten Leistung, sie ziehen ihr Spiel durch, auch wenn sie, wie im Westfalenstadion, zweimal in Rückstand geraten. So gesehen haben sie in diesem Fall dem BVB seine Grenzen aufgezeigt - und die eigenen erfolgreich ausgelotet. Trainer Weinzierl erzählte hinterher: "Wir haben uns in der Halbzeit vorgenommen, dass alles möglich ist, wenn wir an uns glauben." Abgesehen davon war er ganz begeistert davon, dass Dong-Won Ji den Ausgleich erzielt hatte. Eigentlich hatte er den Stürmer gar nicht mit nach Dortmund nehmen wolle, schließlich habe der nach einer Verletzung "erst einmal mit der Mannschaft trainiert". Aber dann sagte erst Sascha Mölders ab, dann verletzte sich im Spiel Raul Bobadilla. Also kam Ji, sah und traf. Ach ja: In der kommenden Saison spielt er übrigens für Borussia Dortmund.

5. Für Premieren ist es nie zu spät

So viele erste Male an einem Spieltag sind, zumal wenn's der 18. ist, eher ungewöhnlich. Nachricht des Wochenendes: Gertjan Verbeek hat sich rasiert. Ohne Bart, aber mit einem Glas Chardonnay in der Hand feierte der Trainer des 1. FC Nürnberg nach dem 4:0 gegen die TSG Hoffenheim des ersten Saisonsieg seiner Mannschaft. "Meine Haare auf dem Kopf bleiben aber lang, das ist keine Frage." Sein Kollege Tayfun Korkut hatte ebenfalls Grund zur Freude. Bei seiner Premiere als Erstligatrainer gewann er mit Hannover 96 mit 3:1 beim VfL Wolfsburg. Nach acht Niederlagen in acht Auswärtsspielen unter seinem Vorgänger Mirko Slomka war es der erste Sieg der Hannoveraner in der Fremde. Während Korkut arg tief stapelte und behauptete: "Das bedeutet noch gar nichts, auch nicht für mich", saß Slomka in Wolfsburg übrigens auf der Tribüne. Auch das brachte seinen Nachfolger nicht aus der Fassung: "Toll, dass er da war. Das zeigt, sein Herz schlägt für 96." Auch Eintracht Frankfurt hatte Grund zur Freude, der 1:0-Erfolg gegen die Hertha aus Berlin war der erste Heimsieg in dieser Spielzeit. Ach ja: Der FSV Mainz gewann zum ersten Mal in seiner Bundesligageschichte beim VfB Stuttgart.

6. Dem HSV droht der Abstieg

Wenn sie so weiter machen, droht dem Fußball-Norden in dieser Saison ein Desaster. Der SV Werder erreicht im mutmaßlich langweiligsten Spiel des Wochenendes ein 0:0 gegen das Schlusslicht aus Braunschweig, was im Grunde beiden Mannschaften wenig hilft. Die Eintracht verliert Boden auf die Eintracht aus Frankfurt, und die Bremer sind jetzt nur noch vier Punkte von einem Abstiegsplatz entfernt. Noch härter aber traf es den Hamburger SV beim 0:3 gegen die Schalker, die als einzige Mannschaft aus dem oberen Tabellendrittel siegten und sich somit als Gewinner dieses Spieltags fühlen dürfen. Den FC Bayern klammern wir an dieser Stelle bewusst aus - aus Gründen. Wohin aber führt der Weg der Hamburger, die nach einer desolaten Vorstellung auf den drittletzten Platz in der Tabelle abgerutscht sind? Nach der Ausgliederung der Fußballabteilung aus dem Gesamtverein droht dem HSV nun die Ausgliederung der Fußballabteilung aus der Bundesliga. Auch das wäre eine Premiere.

Quelle: ntv.de

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