Fußball

FC Bayern ohne Zuschauer Politik ärgert sich über zu wenige Geisterspiele

Die Zeit voller Stadien ist vorerst wieder vorbei.

Die Zeit voller Stadien ist vorerst wieder vorbei.

(Foto: imago images/Revierfoto)

50.000 Menschen im prallgefüllten Kölner Stadion sorgten am vergangenen Bundesliga-Spieltag für lange nicht gesehene Bilder, Empörung und Diskussionen. Das ist vorerst vorbei: Die Ministerpräsidenten der Länder und Kanzlerin Merkel beschließen Zuschauerobergrenzen.

In den Fußball-Stadien wird es wegen der bedrohlichen Corona-Lage vorerst wieder deutlich leerer. Höchstens 15.000 Zuschauer sind an den kommenden Spieltagen in den Arenen der Bundesliga zugelassen. Bundesregierung und Länderchefs einigten sich darauf, dass maximal 50 Prozent der Kapazität genutzt werden dürfen. In Sporthallen dürfen es höchstens 5000 Zuschauer sein. In Regionen mit sehr hohen Infektionszahlen sollen große Veranstaltungen sogar abgesagt oder im Sport zumindest Geisterspiele durchgesetzt werden.

Nicht allen Länderchefs geht dieser Beschluss weit genug. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer kritisierte, dass nicht die gesamte Fußball-Bundesliga vorerst ohne Fans in den Stadien stattfindet. "Der Sport ist Vorbild", sagte Kretschmer nach den Beratungen. In Sachsen bleibe es bei Geisterspielen, kündigte der CDU-Politiker an.

Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder zeigte sich enttäuscht. Nach dem Corona-Gipfel gebe es einen Wermutstropfen für ihn, sagte der CSU-Vorsitzende. Dies sei, dass keine endgültige Einigung über Geisterspiele beim Fußball gegeben habe. "Wir bleiben dabei, wir halten Geisterspiele für sinnvoll, wir werden das auch im bayerischen Kabinett umsetzen", sagte Söder. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller ging sogar einen Schritt weiter: Er hat die Bundesliga-Klubs aufgefordert, freiwillig über den Verzicht von Zuschauer nachzudenken.

Der von Bund und Ländern gefasste Beschluss sieht vor, dass, wo Zuschauer zugelassen sind, eine Maskenpflicht und die 2G-Regel gelten. Somit können nur Geimpfte und Genesene Eintritt erhalten. Möglich ist, dass zudem noch ein aktueller Corona-Test nachgewiesen werden muss. SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz sagte mit Blick auf bis zuletzt noch volle Fußballstadien: "Dass man gesagt hat, das kann nicht so bleiben, wie das jetzt ist, und da eine sehr drastische Entscheidung getroffen hat, das ist gut." Es werde in einzelnen Ländern auch noch weiterreichende Beschränkungen geben.

"Extreme Herausforderungen"

Die Deutsche Fußball Liga hat mit Verständnis reagiert. "Die DFL ist sich der aktuell leider erneut schwierigen Corona-Situation, insbesondere mit Blick auf die Belastung einiger regionaler Gesundheitssysteme, bewusst. In dieser Situation braucht es eine differenzierte, nachvollziehbare, vor allem aber wirksame Strategie der Politik. Eine vorübergehende Beschränkung bei der Zulassung von Fans in die Stadien ist daher dem Grunde nach verständlich", sagte DFL-Chef Christian Seifert.

Der 52-Jährige, der das Amt am Jahresende abgibt, äußerte zugleich Kritik an den vielen Impfverweigerern in Deutschland, die er für den erneut harten Einschnitt mitverantwortlich macht. "Es ist bedauerlich, dass aufgrund der pandemischen Lage und der nach wie vor zu niedrigen Impfquote in Deutschland Einschränkungen in vielen Lebensbereichen überhaupt wieder erforderlich sind", sagte Seifert. Die DFL hoffe, "dass mit diesem Beschluss von Bund und Ländern die Grundlage für eine zügige Verbesserung der pandemischen Lage gelegt ist".

Betroffen von der Entscheidung von Bund und Ländern dürfte auch schon der Bundesliga-Gipfel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern am Samstag sein. Der BVB hatte schon vorab alle Tickets für die Partie storniert. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke mahnte die Politik zu Entscheidungen mit Maß und Mitte. Der Fußball sei kein Treiber des Infektionsgeschehens, versicherte Watzke. Auch viele weitere Liga-Vertreter hatten sich vorab für eine Zwischenlösung in der Zuschauerfrage ausgesprochen. "Spiele ohne Zuschauer würden uns vor extreme Herausforderungen stellen", hatte Vorstandschef Thomas Hitzlsperger vom VfB Stuttgart gewarnt.

Die Deutsche Fußball Liga hatte beteuert, sie sei sich "der aktuell schwierigen Corona-Situation insbesondere mit Blick auf die Belastung des Gesundheitssystems bewusst". Für heftige Debatten hatte vor allem die Zulassung von 50.000 Zuschauern beim Bundesliga-Spiel des 1. FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach am Samstag gesorgt. Diese Bilder hätten viele Bürger auch angesichts einer "ganz dramatischen Situation auf den Intensivstationen" bewegt, sagte Scholz.

Quelle: ntv.de, ter/dpa

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