Spaniens Fußballboss im Visier Polizei nimmt Top-Funktionär Villar fest
18.07.2017, 10:29 Uhr
Villar ist seit 29 Jahren im Amt.
(Foto: dpa)
Schon wieder gerät ein Fußball-Spitzenfunktionär ins Visier der Justiz. Die Guardia Civil setzt den spanischen Fifa-Vize Ángel María Villar wegen Korruption fest. Erst kürzlich war sein Name prominent im Garcia-Bericht aufgetaucht. Fifa und Uefa halten sich bedeckt.
Der mächtige Fußball-Boss und Fifa-Vize Ángel María Villar ist in Spanien wegen Korruptionsvorwürfen festgenommen worden. Der 67 Jahre alte Chef des Nationalverbandes RFEF, der auch Vizepräsident des europäischen Dachverbands Uefa ist, sei mit seinem Sohn Gorka - dem Ex-Generalsekretär des südamerikanischen Verbandes Conmebol - und weiteren Verdächtigen in Haft genommen worden, teilte die spanische Polizei mit. Wie "El País" berichtet, handelt es sich um eine großangelegte Aktion unter Führung der Generalstaatsanwaltschaft mit Festnahmen, Durchsuchungen und Razzien in mehreren Städten.
Villar soll unter anderem Geld des Verbandes verwendet haben, um sich persönliche Vorteile zu sichern. Gegen ihn werde unter anderem wegen Korruption, Fälschung und Unterschlagung ermittelt, hieß es. Im Rahmen der "Operation Soule" wurden am Vormittag auch der Sitz des RFEF in Madrid sowie mehrere Regionalbüros und Wohnungen durchsucht. Die Ermittlungen seien Anfang 2016 eingeleitet worden, ließ die Guardia Civil verlauten. Der Einsatz war von der zuständigen Staatsanwaltschaft beantragt worden. Zu den Festgenommenen gehöre auch Finanz-Vizepräsident Juan Padrón, hieß es weiter. Insgesamt sollen mindestens zehn Personen festgenommen worden sein, schreibt "El País".
"Wirklich niemand steht über dem Gesetz"
"In Spanien werden die Gesetze durchgesetzt, die Gesetze sind für alle gleich, und niemand, wirklich niemand steht über dem Gesetz", sagte Spaniens Sportminister Inigo Mendez de Vigo. Von Seiten des RFEF gab es zunächst keine Stellungnahme. Die Fifa verwies auf "interne Angelegenheiten" des spanischen Verbands, die Uefa wollte die Vorgänge nicht kommentieren. Der Top-Funktionär Villar ist seit Jahrzehnten ein wichtiger Strippenzieher im internationalen Fußballgeschäft: Seit 19 Jahren sitzt er in der Regierung des Weltverbands Fifa, die inzwischen als Rat firmiert, und seit 1992 im Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union Uefa.
Er galt dabei als enger Vertrauter des langjährigen Fifa-Chefs Joseph Blatter, der selbst über zahlreiche Affären gestolpert war und das Amt 2016 niederlegen musste. Im November 2015 wurde Villar Llona von der Ethik-Kommission der Fifa verwarnt und mit einer Geldstrafe belegt, weil er den damaligen Fifa-Ermittlern um Michael Garcia zunächst keine Aussage zur umstrittenen Vergabe der WM 2018 und 2022 an Russland und Katar lieferte.
Der jüngst durch die Fifa veröffentlichte Garcia-Bericht gibt einen Einblick in die Verweigerungshaltung des Fußball-Bosses. Später habe er jedoch seine Bereitschaft zur Kooperation in der Untersuchung gezeigt, begründeten die unabhängigen Fifa-Ethiker ihr mildes Urteil. Villar ist neben dem Ägypter Hany Abo Rida inzwischen das einzige verbliebene Mitglied der damaligen Exekutive, die im Dezember 2010 über die beiden WM-Gastgeber abstimmte. Im Normalfall spricht er bei Veranstaltungen nicht mit den Medien.
Quelle: ntv.de, vpe/sgi/dpa/sid