Reform der Nations League Profitgier vernichtet Freundschaftsspiele
24.09.2019, 22:00 Uhr
Die DFB-Spieler dürfen sich doch weiterhin mit den besten messen.
(Foto: imago/photoarena/Eisenhuth)
Deutschland ist der Gewinner der Nations-League-Reform. Das sportliche Scheitern wird durch die Aufstockung der A-Liga irrelevant. Was für das Team von Bundestrainer Löw erstmal gut klingt, hat einen gewaltigen Haken.
Die Nations League ist eine "gute Erfindung, weil wir gegen Topnationen spielen, weil es um etwas geht". Diese Meinung vertritt Bundestrainer Joachim Löw. Und er hat Glück, dass es auch im kommenden Jahr für seine deutsche Fußball-Nationalmannschaft gegen die Topnationen geht. Denn der sportliche Abstieg ist durch eine überraschende Reform der Uefa ungeschehen gemacht worden. Statt Frankreich und den Niederlanden hätten sonst Finnland oder Russland gewartet.
Doch schon nach der ersten Auflage wird das Regelement der Nations League wieder geändert. Sichere Werbeeinnahmen und vermeintlich höhere Zuschauerzahlen als bei Testspielen waren offenbar zu schlagkräftige Argumente für den geldgierigen Fußballzirkus. Weil künftig 16 statt zwölf Mannschaften in der A-Liga konkurrieren, geht das DFB-Team als einer der Gewinner aus der Uefa-Entscheidung hervor.
Ausgerechnet, muss es heißen. Denn der deutsche Fußball kritisiert diesen europäischen Wettbewerb gern. Und doch profitiert er jetzt von der Euphorie, die in anderen Ländern herrscht. Die kleinen Verbände sollen mit den attraktiven Länderspielen begeistert und mehr eingebunden werden, hieß es vor der Einführung im vergangenen Jahr. Doch auch große Fußball-Länder wie Italien forderten jetzt eine Aufstockung.
Nur noch europäische Spiele möglich
Gegen die Verlockungen des Profits ist keiner gefeit. Immer mehr Mannschaften spülen immer mehr Geld in die Kassen - ganz nebenbei in die der Uefa. Ob die kleinen Fußballnationen von der Reform des Wettbewerbs profitieren ist jedoch mehr als fraglich. Denn sie spielen in den unteren Ligen C und D schon jetzt gegeneinander. Länder wie San Marino, Malta oder die Färöer werden wohl kaum in die oberen Ligen aufsteigen - und damit keine gewichtigeren Gegner bekommen. Stattdessen bleiben in der Liga D künftig nur noch sieben Nationen übrig - die damit noch weniger Konkurrenz haben, als sie vielleicht über Testspiele bekommen würden.
Denn weil so viel Zeit für die Nations League draufgeht, bleibt keine mehr für Test- und Freundschaftsspiele. Auch Duelle mit Nationen eines anderen Kontinents werden damit unmöglich, außereuropäische Gegner tauchen dann erst bei der Weltmeisterschaft wieder auf. Die zweite Auflage der Nations League wird nach der EM 2020 von September bis November kommenden Jahres gespielt, bereits im Frühjahr 2021 startet dann die WM-Qualifikation für 2022. Das bedeutet: Tests sind nur noch in Pflichtspielen möglich - und in denen kassiert die Uefa ordentlich mit ab.
Quelle: ntv.de