Alptraum statt Fußball-Märchen Prozess gegen Breno beginnt
13.06.2012, 10:23 Uhr
Breno besuchte die Spiele der Bayern zuletzt nur noch in Freizeitkleidung.
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Er kam als Ausnahmetalent - und steht bei seinem Abschied vom FC Bayern vor seinem schwersten Gang in München. Der brasilianische Fußball-Profi Breno muss sich wegen schwerer Brandstiftung vor Gericht verantworten. Ob er so schnell wieder Fußball spielt, steht in den Sternen.

Im September 2011 brannte Brenos Villa lichterloh.
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Es ist der Tiefpunkt einer bislang unerfüllten Karriere. Knapp neun Monate nach dem Feuer in seiner Mietvilla steht Fußball-Profi Breno wegen des Verdachts der schweren Brandstiftung vor Gericht. Laut Anklage soll der junge Brasilianer das Haus im Münchner Nobel-Vorort Grünwald vorsätzlich angezündet haben - womöglich vor allem aus Frust und Verzweiflung über seine sportliche Misere. Für den Abwehrspieler ist es zum Abschied aus München nach über vier Jahren beim FC Bayern sein schwerster Gang.
Rückblick: Am 20. September 2011 kurz nach Mitternacht geht die vom Profi des deutschen Fußball-Rekordmeisters FC Bayern München angemietete Villa in Flammen auf. Augenzeugen schätzen den Feuerball auf 20 Metern Höhe. Rund eine Million Euro Sachschaden entsteht, der Brand liefert Schlagzeilen - und drei Tage nach dem Feuer in dem mit Hallenschwimmbad und Sauna ausgestatteten Haus gerät Breno unter schweren Verdacht.
Die Staatsanwaltschaft München leitet Ermittlungen gegen den Defensivmann ein. Einen Tag später muss dieser sogar in Untersuchungshaft. Knapp zwei Wochen steckt Breno hinter Gittern, erst dann kommt der Profi wieder auf freien Fuß - gegen Zahlung einer hohen Kaution und unter strengen Auflagen. Nun der Prozess: Als Alptraum endet für den Brasilianer, der vor einem Monat beim FC Bayern offiziell verabschiedet wurde, das erhoffte Fußball-Märchen in München.
Der zukünftige Weltklassespieler
Möglicherweise war die Last der Erwartungen einfach zu groß für den jungen Mann aus Brasilien. Vor viereinhalb Jahren kam der damals 18 Jahre alte Breno Vinicius Borges als viel gepriesenes Talent zum FC Bayern München - für die stolze Ablösesumme von zwölf Millionen Euro.

Setzte zu hohe Erwartungen in den jungen Brasilianer: Bayern-Präsident Uli Hoeneß.
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Nur so überhäuft mit Vorschusslorbeeren wurde der junge Neuzugang vom FC Sao Paulo bei seiner Ankunft in München. "Ich bin überzeugt davon, dass er ein großer Spieler wird und Bayern in Zukunft noch sehr viel Freude an ihm hat", sagte der damalige Münchner Coach Ottmar Hitzfeld nach den ersten Trainingseinheiten des auch von Real Madrid umworbenen 18-Jährigen. Bayerns Vorzeige-Brasilianer Giovane Elber sah in ihm bereits einen künftigen "Weltklassespieler wie Lucio". Auch Uli Hoeneß setzte darauf, dass Breno eines Tages zu den besten Abwehrspielern der Welt gehören würde.
Doch in der fremden Fußball-Welt fern der Heimat kam der Abwehrspieler nie an. Breno fasste einfach nicht Fuß in Fußball-Deutschland. Nie konnte der junge Brasilianer beim FC Bayern seine enormen Fähigkeiten abrufen - die ungewohnten Winter und ungenügende Deutsch-Kenntnisse taten ihr übriges.
Zu allem Überfluss kamen ihm auch noch diverse schwere Verletzungen in die Quere. Gerade als Breno in der Ausleihzeit beim 1. FC Nürnberg einen Neuanfang startete und seine besten Spiele zeigte, bremste ihn im März 2010 ein brutales Foul aus. Kreuzbandriss, eine Operation nach der anderen - wieder war es nichts mit dem Durchstarten in eine endlich bessere Zukunft.
"Alles andere fehlt mir"
"Das Wichtigste ist, an sich selbst zu glauben", gibt Breno als sein Lebensmotto aus. Doch nach all den Rückschlägen war der Glaube an die eigenen Stärke irgendwann wohl erschöpft, das erhoffte Fußball-Märchen wurde für den jungen Familienvater mehr und mehr zum Alptraum.
"Ich hatte in Brasilien weniger Geld und weniger Luxus, war aber ein glücklicher Mensch. Hier habe ich Geld, aber mir fehlt alles andere", hatte der junge Profi lange vor der folgenreichen Brandnacht einmal einem Interview gesagt. Am Morgen des 19. September 2011 erfuhr Breno, dass ihm möglicherweise erneut ein Eingriff am lädierten Knie droht. Kurz nach Mitternacht ging dann seine Villa in Flammen auf.
Sein Abschied vom deutschen Fußball-Rekordmeister zum Monatsende ist bereits besiegelt. Er steht vor einem Wechsel zum italienischen Serie-A-Klub Lazio Rom und könnte damit ab der kommenden Saison Teamkollege von Nationalstürmer Miroslav Klose werden. Doch zuvor muss Breno noch seinen schwersten Gang in München antreten. Dort entscheidet sich seine persönliche Zukunft. Für den Fall einer Verurteilung droht ihm eine Haftstrafe von mindestens einem Jahr bis zu maximal 15 Jahren. Im schlimmsten Fall kann der Brasilianer das unterschriftsreife Angebot, dass ihm vorliegt, dann gar nicht annehmen.
Quelle: ntv.de, cro/dpa/Sid