Panorama

"Lächerlich", "Dubios", "Wahnsinn" Brenos U-Haft empört FC Bayern

Wegen "dringenden Tatverdachts" sitzt Bayern-Profi Breno nach dem Brand in seiner Villa weiter in Untersuchungshaft. "Gute Nacht, Deutschland", echauffiert sich Bayern-Präsident Uli Hoeneß über den Schritt der Staatsanwaltschaft. Von den "persönlichen Problemen" des Verteidigers hat niemand im Klub etwas bemerkt.

Bayern-Profi Breno bleibt vorerst in Untersuchungshaft.

Bayern-Profi Breno bleibt vorerst in Untersuchungshaft.

(Foto: dpa)

Vor einem Jahr gab Breno Vinicius Borges einen Hilfeschrei ab, der auch bei seinem Verein ungehört verhallte. "In Brasilien hatte ich weniger Geld und weniger Luxus, aber war ein glücklicher Mensch", sagte der Verteidiger von Bayern München in einem Interview: "Hier habe ich Geld, aber mir fehlt alles andere." Rund zwölf Monate später sitzt der 21-Jährige, der bei seiner Verpflichtung im Januar 2008 als größtes Abwehrtalent der Welt galt, in Untersuchungshaft.

Wegen des "dringenden Tatverdachts der schweren Brandstiftung und unter der Annahme von Flucht- und Verdunkelungsgefahr" ist Breno laut Staatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch am Samstag festgenommen worden. Der Fußball-Profi soll den Brand in seiner Villa im Vorort Grünwald, bei dem in der Nacht auf Dienstag ein Sachschaden von 1,5 Millionen Euro entstanden war, selbst gelegt haben. Weil Breno sich bei den ersten Verhören nicht zur Sache geäußert haben soll, sah sich die Justiz zur Verhaftung gezwungen - aus Sicht der Bayern ein ungeheuerlicher Vorgang.

"Gute Nacht, Deutschland"

"Das ist ein Ding der Unmöglichkeit, den Jungen ins Gefängnis zu stecken. So etwas habe ich in unserem Land bislang nicht für möglich gehalten. Gute Nacht, Deutschland, wenn das unser Land ist", echauffierte sich Präsident Uli Hoeneß, der sich gern in der Rolle des Gutmenschen gefällt. Die Begründung der Staatsanwaltschaft nannte Hoeneß "lächerlich" sowie "dubios". Breno könne kaum Deutsch, "was soll der verdunkeln?" Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge betonte, dass der Spieler nach dem Wohnungsbrand keinen Pass mehr besitze. Von Fluchtgefahr könne demnach nicht gesprochen werden.

Bayern-Präsident Uli Hoeneß poltert gegen die Staatsanwaltschaft.

Bayern-Präsident Uli Hoeneß poltert gegen die Staatsanwaltschaft.

(Foto: dpa)

Hoeneß meinte, der FC Bayern habe den Fall in Ruhe und mit großer Sorgfalt in Zusammenarbeit mit den Behörden klären wollen - doch nach dem plötzlichen Schritt der Staatsanwaltschaft sei der Klub "vollkommen vor den Kopf gestoßen. Zwar ist noch nicht alles bekannt, aber so, wie sich die Staatsanwaltschaft aufführt, das ist Wahnsinn." Rummenigge appellierte daher an die Justiz, den Fall künftig mit der "gebotenen Fairness und Sensibilität" zu behandeln. Er wolle hier "keinen Promi-Malus haben".

Kautionszahlung reicht nicht

Steinkraus-Koch wehrte sich. "Wenn der FC Bayern ankündigt, dass er Breno und seine Familie nach Brasilien ausreisen will, wie soll ein Haftrichter da Fluchtgefahr verneinen?", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". Allerdings: Diese Ankündigung der Bayern gab es erst nach der Inhaftierung.

Bei einem noch nicht angesetzten Haftprüfungstermin soll jetzt entschieden werden, ob Breno auf Kaution freikommen kann. "Wir werden alles versuchen, was wir können, um ihn so schnell wie möglich rauszukriegen", kündigte Hoeneß an. Allerdings: Mit der Zahlung einer Kaution ist es offenbar nicht getan. Breno muss sich laut Staatsanwaltschaft zuvor zur Sache äußern.

Niemand hat etwas bemerkt

Die Bayern fragen sich derweil, wie es so weit kommen konnte. Haben sie die Alarmsignale, die Breno ausgesendet hatte, übersehen? Er selbst habe zuletzt nicht mit dem Verteidiger gesprochen, sagte Hoeneß. Auch Coach Jupp Heynckes will von den "persönlichen Problemen" nichts bemerkt haben, "weil er seine normale Reha gemacht hat", abseits vom Team.

An der von Breno gemieteten Villa entstand ein Sachschaden von 1,5 Millionen Euro. Das Haus ist nicht mehr bewohnbar.

An der von Breno gemieteten Villa entstand ein Sachschaden von 1,5 Millionen Euro. Das Haus ist nicht mehr bewohnbar.

(Foto: dpa)

Worin diese Probleme genau bestehen, darüber wird in München seit Tagen wild spekuliert. Schulden? Eine Ehekrise? Zu großer Druck? Die Bayern äußerten sich dazu nicht. Marcus Rosenhagen, Oberarzt im Münchner Max-Planck-Institut für Psychiatrie, in dem sich Breno am Freitag angeblich behandeln ließ, nannte bei Sport1 "Entwurzelung" und "Flucht in Alkohol" als mögliche Ursachen. Breno soll am Abend des Brandes 1,5 Promille im Blut gehabt haben.

Brenos Ehefrau, Renata Borges, setzte sich unterdessen für ihren Mann ein. "Ich weiß, dass Gott ihn aus dieser Ungerechtigkeit befreien wird. Ich bitte alle, für Breno zu beten, damit er nicht mehr unter dieser Ungerechtigkeit leiden muss", twitterte sie.

Zukunftsangst als Auslöser?

Unmittelbarer Auslöser der Geschehnisse, das vermutete Heynckes, könnte die Diagnose vom Montag gewesen sein, bei der Breno erfuhr, dass er erneut am Knie operiert werden müsse. "Wenn du lange verletzt bist und dann wirst du wieder operiert, dann bist du traurig", sagte Brenos Bayern-Kollege und Freund Rafinha. Der Vertrag von Breno bei den Bayern läuft aus - eine weitere OP ist da nicht unbedingt eine Empfehlung für eine Weiterbeschäftigung.

Zumal Breno das Versprechen, das er einst war, nie erfüllt hat. In fast vier Jahren hat er nur 29 Bundesligaspiele bestritten. Angekommen, das scheint jetzt klar geworden zu sein, ist Breno in Deutschland nie.

Quelle: ntv.de, sid

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