Fußball

"Dürfen nicht in Panik geraten" Ratlosigkeit beim FC Bayern

Bayern-Coach Louis van Gaal sah den Grund für die Niederlage in der angespannten Personalsituation beim Rekordmeister.

Bayern-Coach Louis van Gaal sah den Grund für die Niederlage in der angespannten Personalsituation beim Rekordmeister.

(Foto: REUTERS)

"Tja" und "ähm": Trainer Louis van Gaal rang nach Worten, Abwehrspieler Holger Badstuber irrte so desorientiert durch die Katakomben wie durch den eigenen Strafraum. Ausgerechnet vor der entscheidenden Saisonphase muss sich der FC Bayern nach einer bitteren Niederlage erstmal wieder sammeln.

Bis zur 87. Minute war Jörg Butt unbezwungen - dann musste er gleich zweimal hinter sich greifen.

Bis zur 87. Minute war Jörg Butt unbezwungen - dann musste er gleich zweimal hinter sich greifen.

(Foto: dpa)

Im Titelrennen vorlegen, den Druck auf die Verfolger FC Schalke und Bayer Leverkusen erhöhen: Das war die Vorgabe für das Auswärtsspiel des FC Bayern bei Eintracht Frankfurt. Bis zur 87. Minute sah es dann auch so aus, als würde der keineswegs verwegene Plan trotz mäßiger Leistung aufgehen. Dann bestrafte die Eintracht die lethargischen Bayern doch noch. "Das ist natürlich ein Rückschlag für uns. Man muss auswärts auch gewinnen, um deutscher Meister zu werden", redete Nationalspieler Bastian Schweinsteiger nach dem bitteren 1:2 (1:0) in Frankfurt durch zwei Treffer in den Schlussminuten Klartext.

Van Gaal setzte nach ein paar Sekunden ratloser Pause bei der Pressekonferenz zu seiner Analyse an. Doch fiel sie nicht schonungslos für den Tabellenführer aus, sondern sehr milde. Für den Niederländer war der verletzungsbedingte Ausfall seines Abwehrchefs Daniel van Buyten (Prellung des Jochbeins und der Augenhöhle) "der Drehpunkt: Das war ein Wechsel zu viel. Wir hatten im Mittelfeld dann zu viele Ballverluste und sind deshalb in der Defensive unter Druck geraten."

Lethargie nach früher Führung

Juvhel Tsoumou nutzte in der 87. Minute eine unfreiwillige Vorlage von Bayern-Youngster David Alaba zum Ausgleich.

Juvhel Tsoumou nutzte in der 87. Minute eine unfreiwillige Vorlage von Bayern-Youngster David Alaba zum Ausgleich.

(Foto: dpa)

Seine Mannschaft verfiel nach dem frühen 1:0 (6.) durch Miroslav Klose in Lethargie, wollte im Schongang gewinnen und wurde als biederer Verwalter des Ergebnisses durch zwei Frankfurter Jokertore bestraft. Zunächst nutzte der 19-jährige Nobody Juvhel Tsoumou (87.) einen verunglückten Rückpass von David Alaba auf Keeper Jörg Butt zum Ausgleich. 104 Sekunden später nahm sich der ebenfalls eingewechselte Martin Fenin ein Herz und erzielte, von Alaba nicht ernsthaft angegriffen, mit einem fulminanten Schuss den Siegtreffer für die Eintracht. "Wir haben jetzt drei Tage Zeit, um die Mannschaft wieder aufzurichten", sagte van Gaal, der den 17-jährigen Alaba für dessen Vorlage zum 1:1 öffentlich in Schutz nahm: "Die großen Fehler wurden vor seinem Pass gemacht."

Bei der Eintracht herrschte dagegen nach zuvor drei Niederlagen in Folge wieder große Euphorie. Die Spieler tanzten freudetrunken auf dem Platz, und auch Trainer Michael Skibbe zeigte sich nach dem ersten Sieg seiner Trainerkarriere gegen die Bayern glücklich: "Endlich haben wir uns mal nicht ins Hemd gemacht. Ich bin mächtig zufrieden und richtig stolz auf mein Team. Das haben wir uns heute einfach verdient, das haben wir uns erkämpft und erspielt. Wir waren gut."

"Dürfen jetzt nicht in Panik geraten"

Auch wenn Leverkusen mit dem 0:3 in Dortmund die Chance ungenutzt ließ, an den Bayern vorbeizuziehen: Nach zuvor 19 Spielen ohne Niederlage und dem Einzug ins Viertelfinale der Königsklasse taten sich die Bayern schwer, mit diesem Tiefschlag umzugehen. "Frankfurt ist nicht Manchester United, aber auch nicht der FC Grünwald. Wir dürfen jetzt nicht in Panik geraten. Schließlich sind wir ja keine Maschinen", sagte Bayern-Kapitän Mark van Bommel und stichelte dann noch Richtung Medien: "Jetzt sehe ich wieder die Schlagzeile: Bayern in der Krise. Aber wir waren acht Punkte hinten und jeder hat uns schon gesagt, dass wir eine sehr schlechte Saison haben. Nach einem verlorenen Spiel geht die Welt auch nicht unter." Weil der FC Schalke im Auswärtsspiel beim Hamburger SV nicht über ein 2:2 hinauskam, bleiben die Bayern zumindest Tabellenführer.

Bereits am Mittwoch im Halbfinal-Schlager des DFB-Pokals auf Schalke können die Bayern beweisen, dass sie beim Tanz auf drei Hochzeiten nicht den Schwung verloren haben. Nach dem nächsten Heimspiel gegen den VfB Stuttgart geht's zudem erneut nach Gelsenkirchen und dann nach Leverkusen. Und in der Champions League hat der Rekordmeister im Viertelfinale in Manchester United einen dicken Brocken erwischt.

20:1 Flanken - für Frankfurt

Philipp Lahm konnte gegen offensive Frankfurter selbst keine keine Akzente nach vorn setzen.

Philipp Lahm konnte gegen offensive Frankfurter selbst keine keine Akzente nach vorn setzen.

(Foto: dpa)

Um mit angezogener Handbremse ein Liga-Spiel zu gewinnen, dazu fehlte den Bayern ohne die verletzten Franck Ribéry und Mario Gomez am Samstag jedenfalls die Klasse. Sportdirektor Christian Nerlinger wollte nichts davon wissen, dass die Mannschaft in Gedanken schon bei den nächsten Spitzenspielen war: "In keiner Weise! Man kann nur betonen, dass wir genau gewusst haben, wie schwierig es heute wird." Den Eindruck vermittelten die Münchner aber nicht.

Allein zwei statistische Daten entlarvten den Meister: Nach 68 Minuten hatten die Gäste erst den ersten Eckball. Und die Flanken-Bilanz hieß nach Abpfiff 20:1 - für die Frankfurter, bei denen vor allem die unerfahrenen Marcel Heller und Sebastian Jung den Bayern-Stars auf der rechten Seite auf und davon liefen. Nerlinger ficht das nicht an. Nachdem seine Mannschaft schon in Nürnberg und Köln nur remis gespielt hatte, meinte der Manager nach der Niederlage in Frankfurt nun trotzig: "Wenn man gegen vermeintliche Außenseiter Punkte lässt, muss man gegen Mitkonkurrenten gewinnen."

Quelle: ntv.de, cwo/dpa/sid

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