Simunic-Skandal überschattet WM-Playoffs Ronaldo göttlich, Ribéry erlöst
20.11.2013, 17:36 Uhr
Ronaldo in WM-Laune, er darf auf den Titel "Weltfußballer" hoffen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ein Mann überstrahlt mit seiner Tor-Show das Finale der WM-Qualifikation: der Portugiese Cristiano Ronaldo. Aber auch Franck Ribéry und die Franzosen gehörten zu den Gewinnern der Play-offs. Der Kroate Josip Simunic indes sorgte für einen Eklat.
Ein göttlicher Cristiano Ronaldo und ein losgelöster Franck Ribéry überstrahlten den Schlussakt der WM-Qualifikation. Der Eklat von Zagreb und der K.o. von Zlatan Ibrahimovic dämpften indes ein wenig die Vorfreude auf das Fußball-Spektakel 2014 in Brasilien.
Zum großen Gewinner avancierte im Finale furioso um die letzten vier europäischen WM-Tickets Superstar Ronaldo. Nach seiner spektakulären Tor-Show schwebte der Portugiese von Real Madrid plötzlich in höchsten Sphären. "Wie Gott", schrieb die spanische Sportzeitung "Marca" und Englands Fußball-Ikone Gary Lineker schwärmte per Twitter: "Er ist nicht von dieser Welt." Mit seinem grandiosen Dreierpack beim 3:2 (0:0) im Play-off in Schweden hatte Ronaldo nicht nur Portugal nach Brasilien geschossen und Fans und Experten in Ekstase versetzt. Er hatte auch im Duell der Egomanen seinem Widersacher Ibrahimovic (zwei Treffer) jegliche Lust auf die WM genommen.
Simunic schockt mit umstrittenem Gruß
Bayern-Profi Ribéry tanzte indes nach der erfolgsgekrönten Nervenschlacht im Stade de France mit seinen Mannschaftskollegen Ringelrein. "Das ist ein Sieg, den wir nie vergessen werden", sagte der Mittelfeldspieler nach dem 3:0 (2:0) der Franzosen gegen die Ukraine.
Grund zur Freude über die WM-Teilnahme hatten zunächst auch die Kroaten nach dem 2:0 (1:0) gegen Island. Doch ausgerechnet der frühere Berliner Bundesligaprofi Josip Simunic sorgte mit einer Aktion für einen Eklat. Der Verteidiger schnappte sich unmittelbar nach dem Schlusspfiff das Stadion-Mikrofon und rief in Richtung der Fans "Za Dom - Spremni!". Der umstrittene Ustascha-Gruß heißt übersetzt: "Für die Heimat - bereit!" Der Ustascha, ein 1929 gegründeter Geheimbund, wird ein faschistischer Hintergrund nachgesagt. Skandalfrei qualifizierte sich indes Griechenland durch ein 1:1 (1:0) in Rumänien für die Weltmeisterschaft.
Ronaldo will es Blatter zeigen
Die Schlagzeilen gehörten aber wieder einmal Ronaldo, während Ibrahimovic schmollte. "Eins ist sicher", sagte der exzentrische Torjäger der Tre Kronor, "eine WM ohne mich ist etwas, was mich nicht interessiert." Dabei hatte Ibrahimovic selbst seinen Teil zum Spektakel beigetragen. Am Ende stahl ihm jedoch Ronaldo das WM-Ticket - und brachte ihn damit um die wohl letzte Chance auf einen Auftritt auf der ganz großen Bühne. "Es war wahrscheinlich mein letzter Versuch, mich für eine WM zu qualifizieren", sagte der 32-Jährige.
Dass in Brasilien die Kunststücke von "Ibrakadabra" fehlen werden, dürfte Ronaldo wenig stören. Der 28-Jährige verspürte nach seiner Gala höchste Genugtuung. Der Torjäger genoss besonders die Fragen nach Joseph S. Blatter. Der Präsident des Weltverbandes FIFA hatte sich vor vier Wochen vor Studenten in Oxford über den Portugiesen lustig gemacht. "Ich muss niemandem eine Antwort geben, ich mache das auf sportliche Weise", sagte Ronaldo. Die ultimative Genugtuung könnte am 13. Januar folgen, wenn in Zürich der Weltfußballer gekürt wird.
Ribéry geht auf Kuschelkurs
Vielleicht wird aber auch Ribéry den Goldenen Ball aus Blatters Händen überreicht bekommen. Der Bayern-Stratege war mit der Vorarbeit zu zwei Treffern der Franzosen einer der Wegbereiter für den Sieg. Und der nach der 0:2-Hinspielpleite harsch kritisierte Ribéry bedankte sich brav bei den Fans: "Schon beim Aufwärmen haben wir gemerkt, dass sie bereit waren, uns bis zur letzten Sekunde anzufeuern. Das war einfach schön." Fußball-Frankreich feierte Versöhnung mit der Equipe Tricolore, für die Mamadou Sakho (22./72.) und Karim Benzema (34.) trafen. Die Sporttageszeitung L'Equipe lobte: "Respekt!".
Simunic indes war sich nach seiner Aktion keiner Schuld bewusst. "Das wollte ich mein ganzes Leben schonmal machen. Ich habe keine Angst vor einer Strafe, ich habe nichts Schlimmes getan. Ich bin ein Fan von Kroatien, meiner Heimat", sagte der 35-Jährige von Dinamo Zagreb und schob recht selbstsicher hinterher: "Alle, die sich aufregen, sollten lieber die Geschichte studieren."
Der Skandal drängte auch die Dramaturgie um Mario Mandzukic in den Hintergrund. Der Stürmer von Bayern München hatte die Kroaten mit seinem Führungstreffer (27.) auf die Siegerstraße gebracht, ehe er wegen eines groben Foulspiels die Rote Karte (38.) sah. "So wie auf dem Gang in die Kabine, habe ich mich noch nie gefühlt", sagte Mandzukic. Erst das 2:0 durch Darijo Srna (47.) erlöste ihn.
Quelle: ntv.de, ame/sid