Fußball

"Es ist ein trockenes Land" Saudi-Arabien verkündet absolutes Alkoholverbot für WM 2034

Wenn der Becherinhalt Apfelschorle ist, könnte es dieses Bild auch von der WM 2034 geben.

Wenn der Becherinhalt Apfelschorle ist, könnte es dieses Bild auch von der WM 2034 geben.

(Foto: IMAGO/Moritz Müller)

Ein - oder mehrere - Bier zum Fußball, das gehört für viele Fans zusammen. Bei der WM 2034 wird diese Kombination nicht möglich sein. Der Golfstaat pocht auf sein generelles Verbot auch während des Fußballturniers. Das ist noch einmal eine Verschärfung im Vergleich zur Katar-WM.

Fußball-Fans, die 2034 zur Weltmeisterschaft nach Saudi-Arabien reisen, werden auf dem Trockenen sitzen. Während des Sport-Großereignisses, das FIFA-Präsident Gianni Infantino mehr oder weniger im Alleingang an das saudische Königreich vergab, wofür er später die Legitimation durch die Mitgliedsverbände einholte, wird es keinen Alkohol geben. "Ähnlich wie unser Wetter ist es ein trockenes Land", sagte Khalid bin Bandar bin Sultan Al Saud dem britischen Radiosender LBC. Der 48-Jährige, der auch schon als Botschafter seines Landes in Berlin wirkte, ist derzeit Botschafter in Großbritannien.

"Man kann auch ohne Alkohol viel Spaß haben - er ist nicht zu 100 Prozent notwendig, und wenn man nach der Abreise trinken möchte, kann man das gerne tun, aber im Moment gibt es keinen Alkohol", so Al Saud. Er fragte witzelnd: "Ich meine, wirklich? Sie können nicht ohne einen Drink leben?"

Auf die Frage, ob die Fans also in ihren Hotels Alkohol konsumieren könnten, sagte er: "Nein, es gibt überhaupt keinen Alkohol." Er fügte hinzu: "Jeder hat seine eigene Kultur. Wir sind gerne bereit, Menschen innerhalb der Grenzen unserer Kultur unterzubringen, aber wir wollen unsere Kultur nicht für jemand anderen ändern."

Katar: Alkoholverbot zwei Tage vor Start

Das ist noch einmal eine Regelverschärfung im Vergleich zum Turnier 2022 in Katar. Dort sollte es zunächst eigentlich Alkohol in den Stadien geben, diese Entscheidung wurde allerdings zwei Tage vor dem Start der WM rückgängig gemacht. Alkohol wurde jedoch zumindest in ausgewiesenen Fanzonen und Hotels verkauft.

In Saudi-Arabien ist Alkohol aus Gründen der Religion seit 1952 verboten. Im vergangenen Jahr hatte das Land die Eröffnung eines Alkoholgeschäfts im Diplomatenviertel von Riad angekündigt, um illegale Importe und den Schwarzmarkt zu bekämpfen. Dort dürfen aber nur nicht-muslimische Diplomaten einkaufen, die an der Kasse ihren Diplomatenausweis vorlegen müssen.

Fraglich ist, wie die FIFA-Sponsoren das allumfassende Alkoholverbot aufnehmen. 2022 war der Biersponsor AB InBev/Budweiser von dem spontanen Verbot überrascht worden. Das Unternehmen zahlt der FIFA für einen WM-Zyklus von vier Jahren laut Berichten rund 75 Millionen US-Dollar. Auch bei der Klub-WM im Sommer und der kommenden WM 2026 in Kanada, Mexiko und den USA ist der Brauereikonzern der Sponsor der FIFA.

Angeblich sicher für LGBTQ+-Gemeinschaft

Bei Rechten für die LGBTQ+-Gemeinschaft soll es dagegen lockerer zugehen. Auf die Frage, ob homosexuelle Fußballfans das Turnier sicher besuchen könnten, antwortete der Al Saud: "Wir heißen alle in Saudi-Arabien willkommen. Es ist keine saudische Veranstaltung, sondern eine Weltveranstaltung. Und wir werden im Großen und Ganzen alle willkommen heißen, die kommen wollen."

Allerdings gibt es in Saudi-Arabien keine öffentlichen Interessengruppen für LGBTQ+-Personen, Transgender-Personen werden nicht anerkannt. Amnesty International geht davon aus, dass Menschen zum Tode verurteilt werden können, wenn ihnen nachgewiesen wird, dass sie gleichgeschlechtlichen Sex haben. Obendrein sind alle sexuellen Beziehungen außerhalb der Ehe verboten, weswegen Lisa Salza, Expertin für Sport und Menschenrechte bei Amnesty International in der Schweiz, im Interview mit ntv.de die Befürchtung äußerte: "Wenn eine Frau dort einen Übergriff erlebt, besteht das Risiko, dass sie Opfer der diskriminierenden Gesetzgebung wird."

Hammad Albalawi, der Leiter der saudi-arabischen Bewerbungsabteilung für die Fußball-WM, hatte im September versichert, dass alle Fans, also auch LGBTQ+-Fans willkommen seien, und ihre Privatsphäre respektiert werde. In den vergangenen Jahren seien Millionen Fans zu Sportveranstaltungen nach Saudi-Arabien gereist.

Neuer Höhepunkt für "Sportswashing"

Diese werden vom Königreich über den Public Investment Fund (PIF) ins Land geholt, der Millionen investiert. Das Land betreibe "Sportswashing", so urteilen immer wieder Menschenrechtsgruppen, mit den Hochglanz-Veranstaltungen sollte die schlechte Menschenrechtsbilanz kaschiert werden. Der PIF hat den Premier-League-Klub Newcastle United erworben, die LIV Golf Tour ist ein Konkurrent für die in den USA ansässige PGA-Tour, es gibt Box-Mega-Events wie zuletzt die Kämpfe zwischen Tyson Fury und Oleksandar Usyk.

Die WM 2034 ist der größte Coup für das Land, der von Menschenrechtsorganisationen mit großer Sorge betrachtet wird. Amnesty International und die Sport & Rights Alliance (SRA) hatten erklärt, dass die Ausrichtung der WM in dem Golfstaat zu "schwerwiegenden und weitverbreiteten" Menschenrechtsverletzungen führen würde. "Fans werden diskriminiert werden, Wanderarbeiter werden ausgebeutet werden und viele werden sterben", sagte Steve Cockburn, Leiter der Abteilung für Arbeitsrechte und Sport bei Amnesty. In Saudi-Arabien sind Gewerkschaften verboten, wie auch in Katar gibt es das "Kafala"-System für ausländische Arbeitskräfte. Jeder ausländische Arbeitnehmer bekommt einen einheimischen Bürgen zugewiesen, in der Regel den Arbeitgeber, der für die Überwachung der Einhaltung des Aufenthalts- und Arbeitsrechts zuständig ist. Kritiker bezeichnen das System als moderne Sklaverei. Das Land selbst weist die Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen zurück.

Quelle: ntv.de, ara

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