Fußball

Kein CL-Kollaps, aber fast k.o. Schalke braucht ein Wunder gegen Real

Cristiano Ronaldo traf nicht per Fuß, aber per Kopf.

Cristiano Ronaldo traf nicht per Fuß, aber per Kopf.

(Foto: dpa)

Von einem Champions-League-Kollaps wie im Vorjahr ist der FC Schalke im Achtelfinal-Hinspiel gegen Real Madrid weit entfernt. Das frühe Aus droht trotzdem, weil Real zwei geniale Momente zeigt. Schalke fehlt Fortune.

Real Madrid sei keine Übermannschaft, nicht mehr. Selbst der Champions-League-Titelverteidiger habe Schwächen, befand Schalkes Trainer Roberto Di Matteo vor dem Achtelfinal-Hinspiel in Gelsenkirchen. Alles sei möglich in diesem Achtelfinale, das hatten sie auf Schalke versichert und auch geglaubt. Die 90 Minuten vor 54.442 Zuschauern in der ausverkauften Arena bestätigten Di Matteos Optimismus. Und trotzdem endeten sie mit der nächsten Enttäuschung.

Schalke 04 - Real Madrid 0:2 (0:1)

Tore: 0:1 Ronaldo (26.), 0:2 Marcelo (79.)

Schalke: Wellenreuther - Höwedes, Matip,  Nastasic - Uchida, Neustädter (57. Kirchhoff), Aogo - Höger (80.  Meyer), Kevin-Prince Boateng - Choupo-Moting, Huntelaar (33. Platte)
Madrid: Casillas - Carvajal (82. Arbeloa), Varane, Pepe, Marcelo -  Kroos - Lucas Silva, Isco (85. Illarramendi) - Bale, Benzema (78.  Chicharito), Ronaldo

Referee: Atkinson Zus.: 54.442 (av)
Schüsse: 8:10 Ecken: 2:2 Ballbes: 40:60

Nach dem 0:2 (0:1) durch Tore von Weltfußballer Cristiano Ronaldo (26.) und Marcelo (79.) geht Schalke mit einer großen Hypothek ins Rückspiel am 10. März. Im legendären Bernabeu brauchen die Schalke eine legendentaugliche Wiederauferstehung, um noch ins Viertelfinale einzuziehen. Die Niederlage war völlig verdient und trotzdem ärgerlich, weil sich die Gelsenkirchener von ihrer besseren Seite zeigten, sich diszipliniert an die strikten Defensivvorgaben ihres Trainers hielten und dennoch die meiste Zeit munter mitspielten. Pech hatte Königsblau in der 75. Minute, als Youngster Felix Platte nur die Latte des Real-Tors traf. Kurz darauf entschied Marcelo mit einem Traumtor die Partie.

Als Erfolg dürfen die Schalker verbuchen, dass sie die Partie bis in die Schlussphase offengehalten hatten und von einem Remis träumen durften, das ein gefühlter Sieg gewesen wäre. Immerhin waren sie als krasser Außenseiter in die Partie gegangen nach dem 1:6-Debakel vor fast genau einem Jahr unter Trainer Jens Keller. Doch trotz der Fortschritte unter Roberto Di Matteo gilt auch 2015: Für den FC Schalke 04 bleibt Real Madrid mit seinen Weltstars wie dem Waliser Gareth Bale, dem Franzosen Karim Benzema, dem deutschen Weltmeister Toni Kroos und Weltfußballer Ronaldo eine Nummer zu groß. Auch dann, wenn die Schalker wie an diesem kalten Mittwochabend viel mehr richtig als falsch machen.

Und dann steht da dieser Ronaldo

Das zeigte sich erstmals in der 26. Minute. Bis dahin hatte keines der beiden Teams ernsthaft das Tor des Gegners in Gefahr bringen können. Doch dann hinderte der Schalker Linksverteidiger Dennis Aogo Reals Rechtsverteidiger Dani Carvajal nicht daran, den Ball in den Strafraum der Gastgeber zu flanken. Dort stand Ronaldo und köpfte im Rücken des Schalker Innenverteidigers Joel Matip ungehindert zum 0:1 ein.

Wie aus dem Nichts lagen die Schalker zurück, doch anders als im Vorjahr zerbrachen sie daran nicht. So wie sie vor dem Gegentor vieles richtig gemacht hatten, taten sie es auch nach dem überraschenden Rückstand weiter. Di Matteos Rezept gegen die außergewöhnliche Offensivkraft des Titelverteidigers funktionierte weitgehend.

Der Italiener bot wie zuletzt in der Bundesliga im Tor den 19 Jahre alten Timon Wellenreuther auf, der normalerweise in der Regionalliga die Bälle hält, erst sein viertes Spiel für die Profis bestritt und die Schalker vor der Pause mehrmals vor einem höheren Rückstand bewahrte. Als Fundament der Di-Matteo-Defensive agierte davor eine fünfgliedrige Abwehrkette: Atsuto Uchida, Benedikt Höwedes, Matip, Matija Nastasic und eben  Aogo. Wenn es eng wurde, agierten mit Marco Höger, Roman Neustädter und Kevin-Prince Boateng gleich drei Akteure im defensiven Mittelfeld.

Huntelaar hat wohl Glück im Unglück

Schalke-Torjäger Klaas-Jan Huntelaar hat im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Real Madrid eine starke Prellung am rechten Unterschenkel erlitten. Das erklärte Schalkes Manager Horst Heldt nach der 0:2 (0:1)-Heimniederlage. Huntelaar war zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht worden, dort sollte beim Niederländer ein MRT vorgenommen werden. Der niederländische Fußball-Nationalspieler hatte sich in der ersten Halbzeit bei einem Zweikampf mit Reals Abwehrspieler Rafael Varane verletzt. Zunächst war ein Bruch befürchtet worden.

Vorne sollten es Klaas-Jan Huntelaar, der aber nach 33 Minuten verletzt raus musste und durch den Königsklassen-Debütanten Felix Platte ersetzt wurde, und Eric Maxim Choupo-Moting richten. Das ging dann ganze 26 Minuten gut. Wie hatte es Kapitän Höwedes vor dem Spiel formuliert? "Wir müssen Ronaldo, Benzema und Bale immer wieder doppeln, teilweise mit drei Leuten attackieren, um ihnen wenig Raum zu geben. Darin liegt die Kunst."

Solides Handwerk hätte gereicht

Beim ersten Gegentreffer hätte freilich schon solides Handwerk gereicht. Stattdessen konterkarierten zwei individuelle Fehler den schönen Plan. Der Partie tat das Schalker Gegentor gut, sie wurde lebhafter. Nur fünf Minuten nach der Führung hatte Real die Chance zum 2:0. Kroos spielte einen feinen Pass durch die Schalker Innenverteidigung hindurch. Der Ball erreichte Benzema, kam aber nicht am Schalker Torhüter Wellenreuther vorbei. In der 39. Minute rettete der junge Schalker Torhüter noch einmal gegen Ronaldo, so dass es durchaus auch sein Verdienst war, dass es mit nur einem Tor Rückstand in die Pause ging.

In der zweiten Halbzeit blieben die Schalker darauf bedacht, ihre defensive Stabilität zu wahren. Madrid blieb die offensivstärkere Mannschaft, doch auch Schalke kam zu Chancen. Es fehlte ja nur ein Tor, um ein Remis herauszuschießen. Nachdem Höger in der 67. Minute die bis dahin beste Offensivaktion der Schalker letztlich doch etwas kläglich vergeben hatte, war sieben Minuten der eingewechselte, 19 Jahre alte Platte zur Stelle - mit einem fulminanten Schuss aus 20 Metern. Doch der Ball knallte nur an die Latte des von Iker Casillas gehüteten Tores.

Wer darin den Auftakt in eine fulminante Schalker Schlussoffensive sah, der wurde bitter enttäuscht. Nur weitere fünf Minuten später war der Zeitpunkt gekommen, an dem jegliche Schalker Hoffnung auf zumindest einen Teilerfolg starb. Nach einem Pass von, ja genau, Ronaldo bekam sein Kollege Marcelo im Strafraum den Ball - und hämmerte ihn in den rechten oberen Winkel des Gelsenkirchener Tores. Traumtor. Das Ding war durch, wie sie beim ZDF sagen würden. Und für die Schalker blieb das Fazit, dass es bei allem Bemühen wieder nicht gereicht hat.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen