Fußball

Fans fordern Trainer-Tausch "Scheiß Spiel" sorgt für Alarm auf Schalke

Die Wahrheit.

Die Wahrheit.

(Foto: imago images/Zink)

Der Saisonstart des FC Schalke 04 ist endgültig verpatzt. Beim SSV Jahn Regensburg kassiert die Mannschaft eine derbe Klatsche, die für klare Worte und Ansagen sorgt. Die Fans diskutieren bereits über einen Nachfolger des Trainers, der wirbt derweil für sich.

Simon Terodde hatte den Papp auf. Wobei es anders heißen muss, schließlich spielt der Stürmer ja mittlerweile im Ruhrgebiet. Er spielt für den FC Schalke 04. Was er übrigens ziemlich gut macht, nach vier Spieltagen hat das Phänomen der 2. Fußball-Bundesliga bereits wieder vier Tore erzielt. Also, Terodde hatte nicht nur den Papp auf, ihm ging die Situation am Samstagnachmittag richtig auf den Keks. "Es war ein scheiß Spiel! Eine 1:4-Niederlage ist extrem hart." Der Absteiger war beim Tabellenführer, dem SSV Jahn Regensburg (!) untergegangen.

Solche Dinge können passieren, klar. Aber aktuell sollten sie es auf Schalke besser nicht tun. Denn die Lage ist äußerst angespannt. Zwar ist der Kaderumbau nach dem Abstiegshorror erstaunlich schnell und gut gelungen, allerdings bekommt die Mannschaft ihr Potenzial bislang nicht vernünftig ausgespielt. Was übrigens schon wieder zu Diskussionen um Trainer Dimitrios Grammzois führt. Der ist schließlich (auch) dafür verantwortlich, dass der Saisonstart eher nicht gelungen ist. Vier Punkte aus vier Spielen hatte der Top-Favorit auf den Aufstieg bislang lediglich gesammelt. Bedeutet: Aus eigener Kraft können die Schalker Spitzenreiter Regensburg nicht mehr von der Tabellenspitze verdrängen (kleiner Scherz, auch wenn es stimmt).

Nun braucht niemand Panik schieben, denn nach vier Spieltagen war die Sache mit dem Aufstieg oder eben dem Nicht-Aufstieg nie entschieden. Auch der VfL Bochum, der Meister der vergangenen Saison, stolperte im späten Sommer 2020 in die Saison, nach vier Spieltagen hatte die Mannschaft (immerhin) fünf Punkte. Den Alarmknopf dürfen sie am Berger Feld aber dennoch drücken. Denn es ist nicht die gemeißelte Wahrheit der Tabelle, die für Sorgen verantwortlich sein sollte, sondern die Weise, wie das Team versucht in dieser Liga anzukommen. Es ist ein ziemlich verzweifelter Kampf zwischen defensiver Stabilität (klappt eher nicht) und offensiver Dominanz, die man sich a) als Absteiger trauen darf und die b) der Kader absolut hergibt.

Was will Grammozis eigentlich?

Diesen verzweifelten Kampf führt auch Trainer Grammzois. Noch immer hat er sich nicht entschieden, ob er mit einer Dreierkette verteidigen will oder ob er doch lieber einer Viererkette vertraut. Der aktuelle Status sieht so aus: Vor Ralf Fährmann bemühen sich drei Mann um die Tatortreinigung, besonders gut gelingt es ihnen nicht. Stabiler sah es aus, als der Coach am vergangenen Spieltag auf den altehrwürdigen Vierer-Riegel setzte. Gegen Erzgebirge Aue gab es zwar nur ein 1:1 und beim Ausgleich stand Torschütze Sascha Härtel doch überraschend frei, aber insgesamt wurden die Angriffsmühen der Sachsen sehr vernünftig weggearbeitet.

Gegen Regensburg darf sich die Schalker Hintermannschaft nicht mit diesem Ruhm schmücken. Besonders bei den Standardsituationen des SSV war das Verhalten absolut wirr. Die Gegentore zwei bis vier fielen nach einem ruhenden Ball. Den frühen Rückstand, nach bereits acht Minuten, müssen sich die Gelsenkirchener ebenfalls auf dem eigenen Fehlerzettel notieren. Zu einfach hatte Florian Flick den Ball am eigenen Sechszehner hergeschenkt. Allerdings war der mittlere Mann der Dreierkette auch schlecht angespielt worden und bekam sofort Druck von zwei Gegnern. Spielerische Lösungen sind gut und stets gerne gesehen. Aber Sinn ergeben sie eben nicht immer.

Klar, das Team der Gelsenkirchener ist nach dem Abstieg komplett auf links gezogen worden. In einem irrwitzigen Transferrausch wurden teure Stars weggegeben und im Gegenzug eigentlich eine Mannschaft zusammengestellt, die durchaus die Kriterien Sinn und Verstand erfüllt. Die aber einfach noch nicht funktioniert. Dominick Drexler, der neue Spielmacher der Knappen, richtete hart über sich und seine Kollegen: "Wir haben eine sehr schlechte Leistung gezeigt. Jeder Spieler, der auf dem Platz stand, muss sich selbst hinterfragen, damit wir als Mannschaft besser funktionieren. Ich werde jeden Spieler in die Pflicht nehmen, mich selbst auch und dann hoffe ich, dass wir bereits in der nächsten Woche gegen Düsseldorf ein anderes Gesicht zeigen werden."

"So dürfen wir uns nicht präsentieren"

Auch Grammozis machte den Kaderumbau zum Thema. "Wir müssen schnell eine Mannschaft werden, nicht nur in der Kabine, sondern auf dem Platz. Wir dürfen uns nicht so präsentieren und in der Höhe verlieren", sagte der Grieche bei der Pressekonferenz. "So dürfen wir uns nicht präsentieren. Das war kein guter Tag für uns." Und das eben in beiden Hälften des Feldes. Denn neben den defensiven Aussetzern war auch das Spiel in Richtung Tor des Gegners äußerst ausbaufähig. Bemüht waren die Schalker, sie hatten auch viel den Ball, machten dann aber zu wenig aus ihrem Spiel. Grammozis beklagte mangelnde Schärfe und Geschwindigkeit im Passspiel. Ein Team, das unter anderem mit Drexler, mit Rodrigo Zalazar, mit Terodde und Marius Bülter besetzt ist, muss tatsächlich mehr auf das Feld bringen, als ein ideenloses und ungefährliches Geschiebe.

Grammozis warb trotz des schwachen Saisonstarts, man darf es wohl auch Fehlstart nennen, um Geduld bei den Fans für seine Arbeit und für das Team. "Wir wissen, dass es keine einfache Saison wird", befand er mit Verweis auf den gewaltigen Umbruch mit bisher rund 30 Transferbewegungen, ein bisschen was soll und wird sich wohl auch noch tun. "Wir wissen, wir können keine Quantensprünge machen", mahnte er. Die Fans werden nervös, sie diskutieren schon über mögliche Nachfolger, sie diskutieren über Uwe Neuhaus (zuletzt bei Arminia Bielefeld), über Florian Kohfeldt (zuletzt Werder Bremen) oder auch über Ex-Coach Domenico Tedesco (zuletzt Spartak Moskau). "Auf Schalke ist es nie ruhig", sagte Grammozis, aber "intern sind wir ruhig".

Quelle: ntv.de

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