Fußball

Was bei van Bommel anders war Sechster Wechsel reißt Rangers ins Unglück

Aaron Ramsey kam als letzter aller eingesetzten Spieler aufs Feld, sorgte dann aber unfreiwillig für die Entscheidung an einem langen, langen Fußballabend.

Aaron Ramsey kam als letzter aller eingesetzten Spieler aufs Feld, sorgte dann aber unfreiwillig für die Entscheidung an einem langen, langen Fußballabend.

(Foto: picture alliance/dpa/PA Wire)

Die Glasgow Rangers verlieren das Finale der Europa League gegen Eintracht Frankfurt auf die bitterste Art sportlich. Im Elfmeterschießen, nach weit über zwei Stunden. Der Pechvogel, der entscheidend scheitert, kommt erst kurz vor Ende der Verlängerung aufs Feld. Der Wechsel war unglücklich, aber erlaubt.

Ein paar sehr aufmerksame Fans waren am Mittwochabend überrascht: Die Glasgow Rangers wechselten beim dramatisch verlorenen Europa-League-Finale gegen Eintracht Frankfurt sechs Spieler ein und aus. Kann das sein? Oder hat der Schiedsrichter einen schweren Fehler der Schotten übersehen?

Die Antwort ist einfach: Alles ist richtig gelaufen! Bereits vor zwei Jahren war von FIFA und UEFA für ihre Wettbewerbe eine entsprechende Regel verabschiedet worden. Es gab im Zuge der Pandemie mehrere kleine Anpassungen. Eine davon erlaubt es Mannschaften im Europapokal, einen sechsten Mann einzuwechseln. Allerdings gibt es für die zusätzliche Option strenge Einschränkungen.

Der größte Name scheitert

Dass mittlerweile fünf Wechsel erlaubt sind, ist allgemein bekannt. Diese dürfen an drei Zeitpunkten während des Spiels getätigt werden (Pausen sind ausgenommen). Das soll ein mögliches Zeitspiel als taktisches Mittel zur Verzögerung verhindern. Der sechste Wechsel ist dann erst in der Verlängerung möglich. Die Rangers machten davon Gebrauch. Mit Kemar Roofe und Aaron Ramsey kamen in der 117. Minute gleich zwei Joker. Während Routinier Roofe den von Krämpfen geschüttelten Borna Barisic ersetzte, zielte die Einwechslung von Routinier Ramsey offensichtlich darauf ab, noch einen sicheren Schützen fürs Elfmeterschießen aufs Feld zu bekommen.

Während Roofe die Mega-Chance von Ryan Kent in der Verlängerung vorbereitet hatte und seinen Elfmeter souverän versenkte, vergab Ramsey als einziger im finalen Duell vom Punkt. Ausgerechnet Ramsey, der größte Name im Kader der Rangers. 32 Mal spielte der 31-Jährige für Wales, wurde mit Juventus Turin italienischer Meister, lief beinahe 200 Mal für den FC Arsenal in der Premier League auf - und scheiterte nun an Kevin Trapp. Natürlich machte sein Trainer Giovanni van Bronckhorst seinem Offensivspieler keinen Vorwurf, das Elfmeterschießen sei eben "eine Lotterie", seine Spieler hätten "alles gegeben". Zeitgleich versteckte der Niederländer seine Enttäuschung nicht. "Wenn man ein Finale in Europa spielt und verliert, tut das weh", sagte er.

Die Rückkehr der Euro-Adler im TV

Am Abend werden die Europa-Helden von Eintracht Frankfurt zurück in der Heimat erwartet, wo ntv und RTL sie in Empfang nehmen werden. Ab 18 Uhr sehen Sie auf RTL, RTL+ und ntv.de die Rückkehr der Adler im Livestream. ntv zeigt ab 19.30 Uhr die große Party am Römer live im Stream und im TV. Bei RTL gibt es ab 20.15 Uhr ein RTL Aktuell Spezial.

Was für eine bittere Geschichte also. Ursprünglich war die Erhöhung von drei auf fünf Wechsel pro Spiel eine zeitlich begrenzte Reaktion auf Spielverschiebungen und coronabedingte Ausfälle in den Kadern der Teams und sollte "dem Wohlbefinden der Spieler, vor allem wenn Wettbewerbe nach Unterbrechungen mit einem dicht gedrängten Kalender fortgesetzt werden" dienen.

Immer wieder war die Ausnahmeregelung verlängert worden, aktuell gilt sie bis zum Jahresende. Inzwischen ist klar, dass die Ausnahme zur Regel wird: Die Regelhüter des International Football Association Boards (IFAB) hatten im März beschlossen, das erweiterte Wechselkontingent dauerhaft beizubehalten, da die internationalen Ligen längst wieder weitestgehend in den fußballerischen Regelbetrieb zurückgekehrt sind.

Van Bommel durfte nicht sechsmal wechseln

Die Regel, dass eine Verlängerung den Trainern eine zusätzliche Auswechseloption bringt, gilt übrigens nicht bei DFB-Wettbewerben. Das mussten der VfL Wolfsburg und dessen damaliger Trainer Mark van Bommel auf die harte Tour im Sommer 2021 lernen: Im Erstrundenspiel im DFB-Pokal bei Preußen Münster wechselte van Bommel beim Stande von 1:1 zum sechsten Mal - und verlor so das Spiel am Grünen Tisch und später auch noch seinen Job. Dabei hieß es in den Durchführungsbestimmungen des DFB doch unmissverständlich, dass "auch in der kommenden DFB-Pokalsaison fünf Auswechselungen möglich" seien. "Während des Spieles dürfen fünf Spieler ausgetauscht werden. Eine darüber hinaus gehende zusätzliche Auswechslung bei Spielen mit Verlängerung ist nicht zulässig."

Schiedsrichter Christian Dingert und sein Gespann wollten oder konnten van Bommel damals, im August 2021, nicht vor seinem folgenschweren Wechselfehler bewahren: Mehrmals hätten die Wolfsburger beim Vierten Offiziellen angefragt, ob der sechste Wechsel, so wie zuvor bei der Europameisterschaft gesehen, rechtens sei, behaupteten sie auch noch vor den DFB-Richtern. Doch niemand habe sie gestoppt.

Das war den Sportrichtern egal: "Die nicht erlaubte Einwechslung eines sechsten Spielers war grob fahrlässig, da dem VfL Wolfsburg alle notwendigen Informationen zum geltenden Fußballrecht zur Verfügung standen", verkündete das Bundesgericht des DFB. "Dass die beiden Trainer davon möglicherweise nichts wussten, beruht auf einem gravierenden Organisationsverschulden des Vereins, das kraft geltenden Fußballrechts zu der Spielumwertung führt, die das Sportgericht vorgenommen hat."

Also: Das DFB-Pokalfinale hätten die Glasgow Rangers mit einer sechsten Einwechslung in der Verlängerung wohl auch ohne Niederlage im Elfmeterschießen verloren. Ein Sieg im Europa-League-Finale hätte Bestand gehabt.

Quelle: ntv.de, tno/ter

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