Trainer Vilda vor dem Aus Skandal-Akte von Rubiales wird immer dicker
31.08.2023, 16:58 Uhr
Eigentlich hat Rubiales nichts mehr zu lachen.
(Foto: AP)
Zu den Lügen gesellen sich Berichte über Sex-Partys sowie die Veruntreuung von Geldern. Luis Rubiales ist ganz offensichtlich kein Heiliger. Nur die Mutter des Spanischen Fußballverbands-Bosses sieht das anders. Während er an seinem Posten klebt, wird die Luft auch für Weltmeister-Trainer Jorge Vilda dünner.
Die streikende Mama musste nach ihrem rührseligen Kampf für den Sohnemann ins Krankenhaus, der Onkel wirft mit Schmutz - und fast zwei Wochen nach dem Skandal um den aufgezwungenen Kuss bei der WM-Siegerehrung schaltet sich endlich auch der UEFA-Boss ein: Die Posse um den umstrittenen Luis Rubiales entwickelt sich zu einer schier unendlichen Geschichte.
Nach AFP-Informationen soll nun auch der umstrittene spanische Weltmeister-Coach Jorge Vilda vor dem Aus stehen. Der Trainer hatte das Verhalten des Verbandschefs zuletzt zwar kritisiert, bei der Brandrede von Rubiales im Nachgang seines Kusses auf den Mund von Weltmeisterin Jennifer Hermoso nach dem 1:0 im WM-Endspiel gegen England aber applaudiert.
Der Großteil von Vildas Trainerstab hatte seinen Rücktritt im Anschluss eingereicht, die Weltmeisterinnen und viele weitere Spielerinnen befinden sich im Streik, ein Nationalteam gibt es derzeit nicht. Laut Interimspräsident Pedro Rocha werden "relevante Neuigkeiten erklärt", sobald sich die Verbandsspitze mit Vilda getroffen habe. Das soll in der kommenden Woche passieren. Vilda und Rubiales gelten als enge Verbündete. Nicht erst seit 15 Spielerinnen im September 2022 gegen Vilda in den Streik getreten waren, um gegen die Methoden des Trainers zu protestieren, die Familien kennen sich schon lange.
Rubiales klebt am Posten
Noch klebt Rubiales allerdings an seinem Posten, dabei treten immer mehr absurde Details ans Licht. "Natürlich ist das, was er getan hat, unangemessen. Das wissen wir alle. Ich hoffe, dass er weiß, dass es unangebracht war", sagte UEFA-Präsident Aleksander Čeferin der französischen Sportzeitung "L'Equipe", nachdem er zuvor tagelang geschwiegen hatte. Er finde es einfach "traurig", dass das übergriffige Verhalten des 46-Jährigen "den Sieg des spanischen Nationalteams überschattet".
Konsequenzen durch die Europäische Fußball-Union muss Rubiales, der nach seiner bizarren Verteidigungsrede in der Vorwoche weiter keine Reue zeigt, aber offenbar nicht befürchten. Mit Blick auf dessen Rolle als UEFA-Vizepräsident und Mitglied des Exekutivkomitees meinte Čeferin: "Er ist von all seinen Funktionen suspendiert, überall. Es gibt keinen Grund, dies zweimal zu tun."
Der Weltverband hat Rubiales vorläufig für 90 Tage gesperrt und ein Verfahren eingeleitet, nachdem er Nationalspielerin Jennifer Hermoso bei der Siegerehrung nach dem WM-Endspiel gegen England (1:0) am 20. August unvermittelt auf den Mund geküsst hatte. Auch die Staatsanwaltschaft und das Sportgericht TAD beschäftigen sich mit dem Fall.
Onkel ist "nicht überrascht"
Und während Rubiales sich weiter als Opfer sieht und der FIFA ein neues Video für seine Entlastung zuspielte, startete sein Onkel einen wahren Interview-Marathon. In zahlreichen Gesprächen mit spanischen Medien erhebt Juan Rubiales, einst enger Vertrauter und Mitarbeiter des spanischen Verbandschefs, erneut schwere Anschuldigungen.
Ein Auszug? Von dem Vorfall beim WM-Finale sei er "nicht überrascht". Sein Neffe sei schließlich schon "immer ein Mann mit einem deutlichen Macho-Touch" gewesen, ein "feiger Mann", besessen von Luxus und Frauen. Dazu müsse er umerzogen werden in seinem Umgang mit Frauen, betonte Juan Rubiales. Den Verband nutze er als Werkzeug, für sein persönliches Wohl, um sein Ego zu befriedigen und die Geister zu bekämpfen, die er überall sehe.
Dazu erzählte der Onkel Geschichten über "Partys" mit "Mädchen im Teenageralter", über zwielichtige Machenschaften oder die angebliche Nutzung von Verbandsgeldern für private Angelegenheiten. Schon im vergangenen Jahr hatte er das angeprangert, der Verband hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. Rubiales war schon vor diesem Sommer keineswegs wie ein Heiliger beleumundet.
Seine Mutter dürfte das vermutlich ganz anders sehen, hatte sie sich doch wegen der aus ihrer Sicht "unmenschlichen und blutigen Jagd" in einer Kirche in den Hungerstreik begeben - und Hermoso aufgefordert, "die Wahrheit zu sagen". Am Mittwoch musste sie dann aber aufgrund "eines Anfalls" und gesundheitlicher Probleme kurzzeitig ins Krankenhaus gebracht werden. Spanische Medien vermeldeten, dass sie die Notaufnahme bereits am Abend nach mehrstündiger Behandlung wieder verlassen durfte - in Begleitung ihres Sohnes.
Quelle: ntv.de, ara/sid