Milder Empfang, blasser Auftritt Spiderman stiehlt Lewandowski die Show
14.08.2014, 10:30 Uhr
(Foto: imago/Team 2)
Der Supercup führt Robert Lewandowski zurück zu seinem Ex-Verein. Der Neu-Münchner spielt schlecht und muss registrieren: Borussia Dortmund hat zwar keinen neuen Lewandowski - funktioniert aber auch ohne ihn ganz gut.
Aus der Dortmunder Kabine wummerten schon die Bässe. Das Ermüdungsbecken war angerichtet, die Supercup-Party eröffnet. Da betrat einer die Feierszene, der eigentlich nicht mehr dazugehört. Händeschütteln, Schulterklopfen: Höflich gratulierte Robert Lewandowski den Ex-Kollegen, mit denen er beim Pokalfinale vor 88 Tagen noch gemeinsam auf dem Platz gestanden hatte. Doch nach einigen Minuten verließ Lewandowski den BVB-Trakt wieder - mit betretener Miene.
Denn so richtig nach Feiern war dem Rückkehrer nicht zumute. Beim großen Wiedersehen in Dortmund jubelten am Ende nicht die Bayern aus München. Das erste Duell der großen Rivalen in der neuen Saison ging an den BVB. Bei der 0:2-Niederlage im Supercup stand der 25-Jährige zwar irgendwie im Mittelpunkt - erlebte am Ende aber einen Tag zum Vergessen.
Sokratis als Nemesis
Unter einem gellendem Pfeifkonzert der BVB-Fans hatte Lewandowski zweieinhalb Stunden zuvor den Rasen gemeinsam mit den übrigen Bayern-Spielern betreten. Als während des Warmmachens ein Video mit den schönsten Toren des Polen über die Stadion-Leinwand flimmerte, blickte er nur kurz hoch - mit dem gewohnten Pokerface. Allzu hitzig fiel der Empfang der Dortmunder Anhänger für den früheren Publikumsliebling nicht aus. Ganz im Gegenteil: Er war sogar verhältnismäßig milde. Als die Mannschaftsaufstellung der Bayern verkündet wurde, gab es gewohnt heftige Pfiffe für Ex-BVB-Publikumsliebling Mario Götze und Ex-Schalker Manuel Neuer, deutlich weniger hingegen für Lewandowski.
Doch als großen Trost dürfte dieser das in der Nachschau nicht empfinden. Denn Lewandowski gelang in den folgenden 90 Minuten nicht viel. Er ging weite Wege, aber rieb sich vergeblich auf und scheiterte vor allem an einem Mann: Sokratis. Ob mit Schulter, Kopf oder Fuß - immer wieder brachte der BVB-Verteidiger seinen Körper den entscheidenden Moment früher zwischen Ball und Gegenspieler. Egal, was Lewandowski machte, der Grieche war immer schneller, gewann fast alle Zweikämpfe und Kopfballduelle, schirmte den früheren Mitspieler exzellent ab.
Richtig gefährlich wurde es nur einmal, 50 Sekunden nach Anpfiff der 2. Halbzeit. Sokratis war einmal nicht zur Stelle, doch Lewandowski scheiterte am herausstürmenden BVB-Torwart Mitchell Langerak. Es war die einzige zwingende Szene des amtierenden Bundesliga-Torschützenkönigs. In seinem ersten Spiel gegen den Ex-Verein haderte er nicht nur häufig mit sich selbst, sondern auch mit seinen neuen Mitspielern. Der Münchner B-Elf gelang es an diesem Abend nur ganz selten, ihr offensives Angriffsspiel so gefährlich aufzuziehen wie gewohnt. Das bekam vor allem Lewandowski zu spüren. Der ließ sich zwar immer wieder fallen und wich auf die Außen auf, hing jedoch oft in der Luft, weil es kaum gute Zuspiele gab.
Auch der Ersatz bleibt blass
Aber nicht nur Lewandowski hatte es schwer im ersten Pflichtspiel der neuen Saison. Keine viel glücklichere Figur machte auch der Mann, der seinen Weggang beim BVB kompensieren soll: 18-Millionen-Mann Ciro Immobile. Der italienische Torschützenkönig wollte viel, seine Anpassungsschwierigkeiten waren aber kaum zu übersehen. Wenn Immobile in der ersten Hälfte auffiel, dann durch sein wenig beherztes Pressing und viele Ballverluste. In der 45. Minute erhielt er den Ball in aussichtsreicher Position, zögerte aber zu lang und vertändelte.
Erst nach einer Stunde wurde Immobile stärker. Ein gelungener Doppelpass mit Henrikh Mkhitaryan (60.), ein Lupfer (77.), den Bayern-Torwart Manuel Neuer wegfischte, und ein schöner Pass auf Mkhitaryan (91.) deuteten sein Können zumindest an. Doch die entscheidenden Stiche setzten am Ende andere. Zum Beispiel Immobiles Sturmkollege Pierre-Emerick Aubameyang. Mit seinen Tempoläufen sorgte der 25-Jährige in der Bayern-Abwehr von Beginn an immer wieder für Unruhe und schließlich auch für die Entscheidung. In der 62. Minute verwertete er eine Flanke von Lukas Piszczek per Kopfball zum 2:0. Und nicht nur das: Beim Jubel zog sich der Mann aus Gabun plötzlich eine Spiderman-Maske übers Gesicht.
Es geht also auch ohne Lewandowski. Die ständige Dortmunder Sturmrochade mit Immobile, Aubameyang und Youngster Jonas Hofmann stach. Gegen Ende rochierte der BVB in der Offensive laut Coach Jürgen Klopp dann zwar so viel, dass am Ende keiner mehr seine richtige Position gewusst habe - die neue Variabilität empfahl sich aber als effektive Waffe für weitere Einsätze.
"Habe nicht viele Bälle bekommen"
Beim BVB dürfte man das mit Wohlwollen zur Kenntnis nehmen. "Lewandowski ist Vergangenheit, ich bin Gegenwart", hatte Immobile in der Vorbereitung etwas großspurig verkündet. Aber die Verantwortlichen des Liga-Zweiten gestehen dem "Neuen" durchaus ein Übergangsjahr zu. Dieser solle nicht alleine in die Fußstapfen des Polen treten, sagte Hans-Joachim Watzke im Interview mit n-tv.de, sondern im Verbund mit Adrian Ramos und Aubameyang.
Gegen die Bayern ging der "Drei für eins"-Plan auf, vor allem Masken-Mann Aubameyang stahl Lewandowski die Show. Nach dem Abpfiff, als die Ex-Kollegen in der Kabine noch feierten, stand der erfolglose Rückkehrer vor den Mikrofonen der Journalisten - und lobte seinen alten Verein. "Der BVB war die stärkere Mannschaft heute. Wir hatten nicht viele gute Situationen, ich habe nicht viele Bälle bekommen." Sagte er und zuckte entschuldigend mit den Schultern.
Er könne noch besser spielen, das hat Lewandowski nach 66 BVB-Toren in den vergangenen drei Bundesliga-Spielzeiten zuletzt immer wieder betont. Noch besser? Was eine Drohung an die Konkurrenz sein sollte, blieb zumindest beim Supercup noch ein unerfülltes Versprechen an die Bayern.
Quelle: ntv.de