Bundesliga-Check: Hertha BSC "Stellen wir den Favoriten diesmal ein Bein?"
18.08.2014, 15:06 Uhr
Hertha-Coach Jos Luhukay will den Verlust seines besten Spielers zum Vorteil des Vereins nutzen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Fußball-Bundesliga geht in ihre 52. Saison. Vor dem Start lassen wir die Experten zu Wort kommen - wie sehen Vereinsblogger die Chancen ihrer Klubs? Peter Holz hat Berlins einzigem Bundesligisten auf "Herthaner4ever" ewige Fußballtreue geschworen. Für seine Hertha bricht er sogar einen eisernen Vorsatz und wagt sich erneut ins hässlichste Fußballstadion des Landes. Ansonsten ärgert er sich über das Berliner Trikot und hält auch ohne Torjäger Adrian Ramos einen einstelligen Tabellenplatz für realistisch - obwohl Hertha zwar viele neue Prinzen geholt, aber keinen Königstransfer getätigt hat.
Hertha BSC geht ohne Torjäger Adrian Ramos in die neue Saison, der im Vorjahr an 24 der 40 Ligatore direkt beteiligt war. Wie lauten da die Ziele für die neue Spielzeit?
Erstes Ziel wird natürlich sein, einen adäquaten Ersatz für Ramos zu finden. Schon schwierig genug. Ob es Schieber nun sein kann, wird die Saison zeigen. Ob noch ein Stürmertransfer getätigt wird, da schweigt man sich bei Hertha noch aus. Das ausgegebene Saisonziel ist hinlänglich bekannt und heißt "Klassenerhalt". Ich persönlich halte einen einstelligen Mittelfeldplatz für realistisch.
Coach Jos Luhukay will den Ramos-Abgang nutzen, um unabhängiger von einzelnen Spielern zu werden. Wie sieht die erste Elf vermutlich aus?
Nun ja, um diese Unabhängigkeit Realität werden zu lassen, muss man wohl doch auch verschieden Spielsysteme praktizieren. Spielt man ständig mit nur einer Spitze (Ramos) und ist damit auch noch erfolgreich, ist ein Ausfall dessen schwer zu kompensieren. Dennoch wird Luhukay wohl mit nur einer Spitze in die neue Saison gehen.
Meiner Meinung nach die erste Elf:
Kraft – Pekarik, Langkamp (Lustenberger), Heitinga, van den Berg (N'djeng) – Hosogai, Baumjohann, Hegeler, Beerens, Stocker - Schieber
"Die sogenannten modernen Trainer sagen immer, sie könnten fünf, sechs Systeme spielen. Für mich ist das Blödsinn. Es ist schon schwierig genug, ein System zu perfektionieren", sagt Luhukay. Auf welches System und welche Philosophie setzt er in dieser Saison?
Peter Holz ist 55 Jahre alt, verheiratet, hat zwei Kinder und außerdem die Liebe zum Fußball schon in die Wiege gelegt bekommen - sagt er. Zur Hertha geht er seit 1992 regelmäßig, seit 2007 ist er Vereinsmitglied und seit 2011 auch Dauerkartenbesitzer. Nach dem Testlauf mit einer Hertha-Fanhomepage wurde Holz 2010 zum Fußball-Blogger. Auf "Herthaner4ever" und schreibt über alles, was ihn bewegt - ob zu Bundesliga- oder Pokalspielen, ob zu Auf- oder Abstiegen, Transfers oder Trainerwechseln. Sein Motto: "Man kann ja nicht alles einfach nur hinnehmen."
Bevorzugtes Spielsystem von Luhukay ist ja bekanntlich das 4-2-3-1. In der jetzigen Vorbereitungphase testete er auch schon mal mehrfach ein 3-4-3, wobei die beiden Außen sich in der Rückwärtsbewegung mit zurückzogen und so die Dreierkette zu einer Fünfer-Abwehrreihe machten. Sicher, er versucht schon ab und mal was Neues. Aber ich glaube nicht, dass Luhukay jede Saison sein Philosophie, was das Fußballspielen angeht, ändert. Er sagt ja selbst: "Ich versuche, ich selbst zu sein. Und ich will die anderen mitreißen. Manchmal ist die Art hart, aber immer ehrlich. Es geht um den Umgang mit Menschen, um Fingerspitzengefühl, wie man miteinander spricht. Das ist sehr wichtig. Viele sagen, als Trainer ist man auch Psychologe. Und man muss ausgeglichen sein. Dann wirkt man nach außen auch sicher."
Schieber, Stocker, Heitinga, Haraguchi - wer wird zum Berliner Königstransfer?
Tja, wenn ich das wüsste. Da sind ja auch noch Hegeler, Plattenhardt, Beerens. Alle Neuzugänge sind für unseren Verein gut und sicher auch hilfreich. Aber man muss auch sagen, eben keine erste Kategorie. Dazu gehören Spieler der Top 5 in der Bundesliga. Alle Spieler werden sich den Vereinsinteressen unterordnen und alles für das ausgegebene Ziel "Klassenerhalt" geben. Wer sich in die Stammelf spielt, wird die Saison zeigen. Und dann wissen wir auch, wessen Transfer sich gelohnt hat und welcher weniger.
Was wird diesmal das Saisonhighlight?
Nicht nur diesmal, es ist immer das Highlight in der 1. Bundesliga: das Spiel gegen den FC Bayern München, gefolgt vom Antrittsbesuch der Borussen aus Dortmund. Volles Stadion garantiert, klasse Stimmung dazu. Ein hüpfendes Fußballherz und die immer wiederkehrende Frage: werden wir den Favoriten denn diesmal ein Bein stellen können ...?!?
Ist der Weg nach Paderborn nach der gemeinsamen Zweitligazeit noch im Navi eingespeichert?
Ja, ist er, denn ich habe dort gute Bekannte, die wir auch jedes Jahr noch besuchen. Nach dem ersten Spiel in Paderborn hatte ich mir geschworen, nie wieder einen Fuß in dieses "Stadion" zu setzen. Denn es ist an Hässlichkeit wohl nicht zu überbieten. Leider konnte ich diesen Schwur nicht aufrechterhalten. So musste ich ein zweites und werde nun auch drittes mal die "BentelerArena" aufsuchen, um unsere Hertha vor Ort zu unterstützen.
Welches Duell wird für Hertha besonders heiß?
Tja, also - Brisanz lag in den letzten Jahren eigentlich immer nur beim Aufeinandertreffen zwischen Hertha und dem 1. FC Nürnberg in der Luft. Da konnte man schon von einem "Hass-Duell" sprechen. Grund hierfür sind die Vorfälle vom Spiel am 23. März 2010, als unser Team das Heimspiel mit 1:2 verlor und der Abstieg quasi perfekt war. Der Rest ist hinlänglich bekannt. Achja, unser "Stadtderby" ist immer "sehr heiß". Aber leider macht der 1. FC Union keine Anstalten, aufzusteigen.
Und, wie finden wir das Trikot?
Zu teuer, definitiv zu teuer. Ich weiß, dass Hertha BSC den Preis nicht alleine bestimmt, dennoch …! Wer es haben muss, wird es sich kaufen. Ich zumindest hole mir nicht jede Saison ein neues. Das neue Heimtrikot unterscheidet sich kaum vom Vorgänger. Blau-Weiß, längs gestreift. Da ist das Auswärtstrikot (Farbton) schon von anderem Kaliber. Aber beide Trikots können sich sehen lassen.
Quelle: ntv.de