Fußball

FCB-Star plötzlich melancholisch Thomas Müller schreibt in wenigen Minuten Geschichte

"Und dann gewinnst du das Ding und bist eine Legende, Thomas."

"Und dann gewinnst du das Ding und bist eine Legende, Thomas."

(Foto: picture alliance / SvenSimon)

Thomas Müller wird beim 4:3 des FC Bayern gegen Manchester United in der 87. Minute eingewechselt. Da steht es 3:1. Das Spiel wird noch einmal wild. Es reicht zum Sieg. In seiner kurzen Zeit auf dem Platz schreibt Müller Geschichte. Er wird ganz melancholisch.

Wenn sich Thomas Müller und Mats Hummels das nächste Mal treffen und eine neue "#ThoMats Challenge" ausbaldowern, dürften die beiden Weltmeister von 2014 in Erinnerungen schwelgen. Sie befinden sich immerhin auf der Zielgeraden ihrer Karrieren. Nahezu im Wochentakt bekommen sie es vorgeführt. Dann, wenn wieder einmal über einen neuen historischen Rekord geschrieben wird.

Beim 4:3 des FC Bayern München gegen Manchester United war es mal wieder so weit. Nachdem der Dortmunder Hummels am Wochenende im 16. Jahr in Folge ein Tor in der Bundesliga erzielt hatte, wurde der Ur-Bayer Müller nach dem Schlusspfiff in der Allianz-Arena ganz besinnlich. In nur acht Minuten und 48 Sekunden auf dem Feld war ihm etwas gelungen, was vorher noch kein deutscher Spieler geschafft hatte.

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"Wenn man ein bisschen melancholisch und historisch werden will, ist das wunderbar", sagte Müller, der es über die Jahre als Raumdeuter zu weltweiter Berühmtheit gebracht hatte. Er ist so berühmt, dass niemand mehr das Wort Raumdeuter übersetzt. Als Germanismus hat es Einzug in den internationalen Sprachgebrauch gehalten und das hat viel mit der Leistung des mittlerweile 34-Jährigen zu tun, auch mit der auf der großen Klub-Bühne Königsklasse.

"Es müllert wieder in München"

Eben da war ihm am Mittwoch nicht nur ein Pfostenschuss gelungen, sondern mit dem Abpfiff des Spiels auch der Einzug in den elitären Klub der 100er. Müller ist erst der dritte Spieler in der Geschichte des Wettbewerbs nach Cristiano Ronaldo und Torwart-Legende Iker Casillas, der den Schlüssel dazu in die Hände bekommt. In nur 143 Spielen durfte Müller jetzt 100 Mal einen Sieg in der Königsklasse feiern. Casillas steht bei 101 und Ronaldo bei 115 Siegen. Nicht ausgeschlossen, dass er sich beide holt. Sehr wahrscheinlich, dass er sich zumindest hinter Ronaldo einreihen wird.

Zum ersten Mal kam, sah und jubelte Müller am 10. März 2009. Das Spiel gegen Sporting Lissabon war längst gewonnen, als Bastian Schweinsteiger den Platz in der 72. Minuten verließ und mit Müller abklatschte. In der letzten Minute erzielte er mit einem Abstauber das Tor zum 7:1. "Es müllert wieder in München", titelte der "Kicker" und zeigte sich begeistert von "dem Angreifer aus der zweiten Mannschaft des FCB".

Es war eines der letzten Spiele des Bayern-Trainers Jürgen Klinsmann, der wenige Wochen später mit reichlich Getöse gefeuert wurde und dadurch die Tür für das erstaunliche Comeback von Trainer Jupp Heynckes öffnete. Der übernahm, erst nur für ein paar Spiele und zwei Jahre später dann für den Flug zum historischen Triple im Jahr 2013. Über die Jahre kamen und gingen die Trainer und Müller spielte immer. 2013 und 2020 gewann er, 2010 und 2012 scheiterte er im Finale.

Müller hat noch große Ziele

"Wenn man zurückschaut, ist das echt eine verrückt lange Zeitreise gewesen, die ich in der Champions League verbringen darf. Aber wir sind noch nicht fertig - und ich auch noch nicht", kündigte Müller in seinem 16. Jahr in der Top-Liga Europas an. Das Ziel ist klar: Wembley 2024 und dann endlich das "Finale Dahoam" gewinnen. Denn dort, in der Allianz-Arena, wird das Endspiel im Jahr 2025 ausgetragen. Müller wird dann 36 sein und vielleicht, wie am Mittwoch, nur noch eine Option von der Bank sein.

Unvorstellbar nur zu diesem Zeitpunkt, dass es jemals ein FC Bayern ohne ihn geben wird. Seit seinen ersten Spielen in der Saison 2008/2009 haben die Münchener immer in der Champions League gespielt. Sie sind der letzte deutsche Top-Verein und das hat eben viel mit diesem oft abgeschriebenen, zähen Raumdeuter aus Oberbayern zu tun.

Dass er nicht mehr in jedem Spiel in der Startelf steht, wird Müller verschmerzen können. Er, dem das Ende zahlreicher Trainer zugeschrieben wird, ist über die Jahre gelassener geworden. Und er kann sich auf den Nachwuchs verlassen. Wie schon so oft in letzter Zeit war es zum Beispiel der erst 18-jährige Mathys Tel, der ein vogelwildes Spiel der Bayern gegen Manchester United befriedete.

Musiala und Tel sind Bayerns Zukunft

Tel, der bei Müllers Debüt in der Champions League, kurz vor seinem vierten Geburtstag stand, war gemeinsam mit der Legende in der 87. Minute eingewechselt worden. Es stand 3:1, das Spiel war noch längst nicht entschieden. Was den jungen Franzosen störte. Er traf in der zweiten Minute der Nachspielzeit. Es war sein erster Treffer in der Champions League in seinem immerhin schon sechsten Spiel. Es sind keine Müller-Werte, doch die Zukunft leuchtet trotzdem golden für Tel.

"Mathys macht es herausragend gut", sagte Trainer Thomas Tuchel nach dem Spiel. Der hatte das Spiel aufgrund einer Sperre aus einer Loge des Münchener Stadions verfolgen müssen und durfte später einige Fragen zu dem im Sommer 2022 für 20 Millionen Euro von Stade Rennes zum Rekordmeister gewechselten Tel beantworten. "Es ist eine Frage der Zeit, wann er auch mal beginnt", sagte er über den Schattenmann des Engländers Harry Kane. Der hatte natürlich auch getroffen, per Elfmeter zum 3:1.

"Er hat gerade mit mir gesprochen und mir Tipps gegeben, wie ich den Ball in der Luft annehmen kann", sagte Tel nach dem Spiel bei beInSports und schwärmte von Kane: "Er ist immer für mich da und sagt mir jedes Mal, wenn es etwas in meinem Spiel zu korrigieren gibt, denn er ist ein großartiger Stürmer." Der Franzose kann warten und wird einen so nahtlosen Übergang anstreben, wie er sich momentan bei Thomas Müller und Jamal Musiala abzeichnete.

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Der 20-jährige DFB-Star ersetzte gegen Manchester United Müller in der Startformation und verzauberte mal wieder alle Zuschauer mit seinem Lauf vor dem 2:0. Auf der linken Seite war er nicht zu stoppen, drang tief in den Strafraum ein und behielt die Übersicht. Er legte den Ball mustergültig zurück auf Serge Gnabry, der einschob und binnen weniger Minuten Manchester Uniteds guten Start zunichtemachte.

Dass es trotzdem noch einmal eng wurde, lag nicht an Müller, lag nicht an Kane, lag nicht an Tel und nicht an Musiala, sondern an einer turbulenten Schlussphase, in der es "ein bisschen wild" zuging, wie Tuchel gestand. Defensiv war erneut nicht alles stabil bei den Bayern, aber davon kann auch Müller-Kumpel Mats Hummels ein Lied singen. Der war bekanntlich Teil der Dortmunder Mannschaft, die am Dienstag sang- und klanglos bei Paris Saint-Germain unterging. Doch den beiden Alt-Stars bleiben die Rekorde. Welch wunderbarer Anlass für ein nächstes Treffen voller Melancholie und Geschichte.

Quelle: ntv.de

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