Fußball

Tuchel schwärmt, Kimmich schreit Harry Kanes Schattenmann fasziniert den FC Bayern

Leon Goretzka (r.) bedankt sich bei Mathys Tel für dessen hervoragende Vorarbeit zum 2:1 gegen Leverkusen.

Leon Goretzka (r.) bedankt sich bei Mathys Tel für dessen hervoragende Vorarbeit zum 2:1 gegen Leverkusen.

(Foto: IMAGO/Eibner)

Mathys Tel ist erst 18 Jahre alt, aber schon wichtig beim FC Bayern. In den ersten Saisonspielen konnte er sich als Torschütze und Vorlagengeber empfehlen, wenn er eingewechselt wurde. Startelf-Einsätze rücken näher. Aber noch sieht Trainer Thomas Tuchel seinen Joker als Joker.

Als der faszinierende Schlagabtausch zwischen dem FC Bayern und Bayer Leverkusen am vergangenen Freitag beendet war (2:2), als es vor allem darum ging, ob der ganz späte Elfmeter für die Gäste aus dem Rheinland berechtigt war (oder nicht), wurde ein Mann in den Analysen nach dem Spiel fast vergessen: Mathys Tel. Vier Minuten, bevor die reguläre Spielzeit ablaufen sollte, hatte er auf der linken Seite den Ball bekommen, hatte Gegenspieler Odilon Kossounou einfach stehen lassen und den Ball fast von der Grundlinie perfekt auf Leon Goretzka gepasst, der das 2:1 für den FC Bayern erzielte. Hätte es nicht noch Elfmeter gegeben, Tel wäre ins Rampenlicht gerückt und nicht im Schatten verblieben. Ein Ort, an dem es ihm indes ziemlich gut geht.

Denn im gewaltigen Schatten, meistens in jenem von Starstürmer Harry Kane, reift es sich ziemlich gut. Nach einer nicht immer einfachen Debütsaison in München drängt sich Tel immer mehr auf, mit starken Leistungen als Alternative von der Bank. Trainer Thomas Tuchel, der das Talent in der Vorbereitung noch kritisiert hatte, vor dem gegnerischen Tor nicht abgezockt genug zu sein, nimmt die Entwicklung des Franzosen erfreut zur Kenntnis. "Ich bin sehr glücklich, dass Mathys hier ist. Er hat einen hohen Einfluss im Moment von der Bank. Das ist jetzt eine Waffe. Wir wissen, dass wir mit ihm Spiele drehen können."

Äußerst ambitionierte Ziele für diese Saison

Und an dieser Rolle wird sich kurzfristig nichts ändern. Nicht beim Auftaktspiel zur neuen Champions-League-Saison gegen Manchester United am Abend (21 Uhr bei DAZN und im Liveticker bei ntv.de), das Coach Tuchel wegen einer Sperre aus der vergangenen Saison nur von der Tribüne verfolgen kann. Doch damit kommt der 18-Jährige offenbar bestens klar: Tel hat in den ersten vier Partien zwei Tore erzielt und eben eines vorbereitet. Aber es ist auch so: "Sicherlich hat Kane einen Status, aber ich bin gerade erst angekommen und bin dabei, meinen eigenen zu schaffen. Ich bin ehrgeizig, ich bin entschlossen“, erklärt er in einem Interview mit der "L’Équipe". Er habe sich 15 Tore und fünf Vorlagen für diese Saison vorgenommen. "Das ist sehr ehrgeizig. Aber ich bin ein Wettkämpfer. Wenn ich es nicht schaffe, dann habe ich nicht alles richtig gemacht."

"Wir wissen, was er uns geben kann von der Bank", sagte Tuchel, der ankündigte: "Mathys wird in dieser Saison auch Spiele von Beginn an bekommen." Es sei aber die Frage, ob man einem jungen Angreifer wie Tel mit einem Startelf-Einsatz in einem großen Spiel wie gegen Manchester United einen Gefallen tun würde, argumentierte Tuchel: "Er zeigt gerade, dass er Tore vorbereiten und Tore machen kann. Er ist auf einem guten Weg. Es ist wichtig, dass wir nicht sofort wieder drei Schritte vor dem nächsten machen."

Kane, Müller und Kimmich loben

Tel kam vor einem Jahr als 17-Jähriger für die hohe Ablösesumme von 20 Millionen Euro von Stade Rennes zum Rekordmeister. Er ist Bayerns jüngster Torschütze in der Bundesliga (17 Jahre und 136 Tage). In seiner ersten Saison kam er auf 28 Pflichtspieleinsätze und sechs Tore. Ein Lob für Tel gab es von Schattenspender Kane. "Er hat einen sehr guten Start gehabt. Er konnte immer seinen Beitrag leisten, wenn er aufgelaufen ist", sagte der 30-Jährige. Besonders gefalle ihm am jungen Angreifer-Kollegen dessen positive Einstellung im Training.

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Und andere Münchner Ikonen hat das Sturmjuwel bereits auf seine Seite gezogen. "Er hat immer Strom, er will Tore machen", schwärmte etwa Thomas Müller. "Er gibt einfach immer Gas, in jedem Training, in jedem Spiel", betonte Kapitän Joshua Kimmich. Tel habe sich "extrem gut entwickelt. Es macht Spaß, ihm zuzuschauen". Mit dem ehrgeizigen Mittelfeldmann verbindet das Talent eine besondere Beziehung: "Wenn ich im Training einen Fehlpass spiele, schreit er mich an, als ob ich etwas Verrücktes gemacht hätte." Er nimmt's mit Humor und ist dankbar für die Ratschläge. Er selbst fühlt sich mittlerweile als vollwertiges Mitglied im Kader: "Ich bin wie alle anderen Spieler."

Die Entwicklung kommt durchaus überraschend. Je mehr in München in diesem Sommer über den sich anbahnenden Transfer von Kane gesprochen worden war, desto intensiver wurde auch über Tel diskutiert. Und einen möglichen Abgang - als Leihe. Er selbst hatte nie Zweifel daran gelassen, dass er sich beim Rekordmeister sieht. Er wolle "in München besser werden", sagte er vor Saisonstart bei Sky: "In meinem Kopf gibt es nur den FC Bayern. Der FC Bayern ist für mich der beste Klub der Welt." Mit dem er große Pläne verfolgt. Er wolle "das Triple gewinnen! Wir haben die Qualität dazu." Dass er sich hinter Kane einordnen muss, spornt Tel dabei sogar noch an: "Ich mag Herausforderungen. Ich habe Selbstvertrauen. Meine Eltern haben mir das mitgegeben."

Quelle: ntv.de, tno/sid

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