"Ich bin mehr Rumäne als Sie" Tobender Daum muss um seinen Job bangen
14.06.2017, 16:46 Uhr
Christoph Daums Vertrag in Rumänien läuft bis 2018 - offiziell.
(Foto: imago/Cronos)
Seit Juli 2016 trainiert Christoph Daum die Nationalmannschaft von Rumänien. Für die Fußball-WM 2018 wird sich das Team wohl nicht qualifizieren. Die Tage Daums als Nationaltrainer scheinen gezählt - erst recht nach einer denkwürdigen Pressekonferenz.
Christoph Daums jüngster Wutausbruch wurde zum Internet-Hit, doch seine Zeit als Rumäniens Fußball-Nationaltrainer könnte schon bald vorbei sein. Verbandschef Razvan Burleanu schließt eine vorzeitige Entlassung des Deutschen nicht aus, wie rumänische Medien berichteten.
Weil die Rumänen kaum noch Chancen auf die Teilnahme an der WM 2018 haben, werde die Technische Kommission des Verbands nun über Daums Leistung beraten und eine Entscheidung fällen. "Ich habe dem Präsidenten ganz klar gesagt, dass er auf mich zukommen soll, wenn er das Gefühl hat, dass ich zur Belastung werde", sagte Daum, dessen Vertrag bis 2018 läuft, der Zeitung "Die Welt". "Der Vertrag mit Daum hatte dieses Ziel, nämlich die Qualifikation für die Weltmeisterschaft", ließ Burleanu vielsagend wissen. Er bedaure es zwar nicht, Daum im vorigen Jahr engagiert zu haben, "zugleich aber steht und fällt ein Trainer mit den Resultaten, und die Resultate sind nicht zu unserem Vorteil", fügte der Verbandsboss hinzu.
Das klingt nicht gut für Christoph Daum. Der frühere Bundesliga-Trainer hatte zuvor äußerst irritiert auf Fragen nach einem Rücktritt reagiert und dabei einem rumänischen Journalisten mangelnde Vaterlandsliebe vorgeworfen. Bei einer Pressekonferenz vor dem 3:2-Testspielsieg gegen Chile am Dienstag in Cluj schimpfte der 63-Jährige über "Lügen" der rumänischen Medien, die seine Leistung "zerstören" würden.
Mehr als zwei Minuten lang redete sich Daum immer mehr in Rage, das Video wurde im Netz zum Renner. "Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin mehr Rumäne als Sie", rief er einem Journalisten zu. Er identifiziere sich mehr mit dem Land und seinen Menschen als einige Journalisten, wetterte Daum. "Ich hatte das Gefühl, das musste mal raus", sagte er nun der "Welt". "Geschichten in Zeitungen, die klar tendenziös und auch diffamierend sind. Das geht so nicht. Das ist respektlos", fügte er hinzu.
Der einstige Stuttgarter Meistercoach hatte das rumänische Team vor elf Monaten übernommen. In der WM-Qualifikation liegt die Mannschaft nach der jüngsten 1:3-Niederlage in Polen mit sechs Punkten aus sechs Spielen auf Platz vier der Gruppe E.
"Muss eine gerechte Strafe bekommen"
Seit Wochen schon wird über eine vorzeitige Ablösung Daums und die Höhe seiner Abfindung spekuliert, weil sich die hohen Erwartungen an ihn bislang nicht erfüllten. "Du kannst nicht binnen kürzester Zeit alles auf einmal neu machen und verbessern. Das dauert", sagte Daum. Immerhin gelang dem Team im letzten Test vor der Sommerpause gegen Deutschlands Confed-Cup-Gegner Chile ein Achtungserfolg. Nach den frühen Gegentoren des Ex-Hoffenheimers Eduardo Vargas (8. Minute) und Leonardo Valencia (18.) drehten Bogdan Stancu (31.), Nicolae Stanciu (60.) und Alexandru Baluta (83.) noch die Partie. "Sollte ich spüren, dass die Mannschaft und die Bevölkerung gegen mich wären, würde ich sofort gehen. Aber dem ist nicht so", versicherte der Trainer.
Allerdings kritisierte der frühere Nationalspieler Cornel Dinu den Deutschen scharf. "Niemand hat jemals in diesem Maße den Atem und den patriotischen Geist der rumänischen Nation beleidigt. Daum muss dafür eine gerechte Strafe bekommen, damit die Spur der Ohrfeige verblasst, die er der rumänischen Wange versetzt hat", sagte Dinu.
Quelle: ntv.de, Kathrin Lauer und Christian Hollmann, dpa