Fußball

Vertrag des Trainers läuft aus U21-EM wird für Kuntz zur Meisterprüfung

Stefan Kuntz trainert die U21-Nationalmannschaft erst seit vergangenem August - Zukunft offen.

Stefan Kuntz trainert die U21-Nationalmannschaft erst seit vergangenem August - Zukunft offen.

(Foto: imago/Jan Huebner)

Erst seit zehn Monaten trainiert der ehemalige Bundesliga-Profi Stefan Kuntz die U21-Nationalmannschaft. Jetzt soll das Team bei der Fußball-Europameisterschaft den Titel holen. Auch für den Trainer, dessen Zukunft beim DFB noch ungeklärt ist.

Seine berühmte Säge hat Stefan Kuntz noch immer drauf. "So tief komm' ich noch. Etwas langsamer zwar, aber es geht", sagt der DFB-Trainer über den markanten Jubel, mit dem er einst seine zahlreichen Bundesliga-Tore feierte. Vielleicht, so Kuntz, wird er "das Ding" bei der am Freitag beginnenden Fußball-U21-EM in Polen noch einmal zeigen. "Lassen wir uns überraschen", sagt der 54-Jährige und lacht.

Kuntz' Jubel ist legendär.

Kuntz' Jubel ist legendär.

(Foto: imago/Alfred Harder)

Anlass zum Jubeln hatte Kuntz in seinen erst zehn Monaten als U21-Trainer bereits reichlich. Mit fünf Siegen in den ersten fünf Spielen gelang ihm ein Rekordstart, die EM-Qualifikation überstand Deutschland als einziges Team ohne Punktverlust. Und doch wird die EM für Kuntz zu einer Art Meisterprüfung zum Abschluss einer Probezeit. Sein erst im August 2016 geschlossener Vertrag läuft nur bis Turnierende - wie es weiter geht, ist offen.

Kuntz ist das egal, zumindest sagt er das so. "Meine Zukunft interessiert mich im Moment mal gar nicht. Jetzt heißt es volle Lotte, volle Kraft für das Team und für die EM", sagte er vor dem ersten Spiel am Sonntag gegen Tschechien (18 Uhr/ZDF). Auch Horst Hrubesch, Vorgänger von Kuntz und derzeit als Interims-Sportdirektor dessen "Chef", sieht keinen Grund zur Eile. "Wir haben besprochen, dass wir nach der EM entscheiden, wie es weitergeht", sagt Hrubesch.

Zwölf Jahre nicht als Trainer gearbeitet

Deutschlands U21-Kader

Torhüter: Odisseas Vlachodimos (Pan. Athen), Julian Pollersbeck (Kaiserslautern), Marvin Schwäbe (Dresden)

Abwehr: Waldemar Anton (Hannover), Yannik Gerhardt (Wolfsburg), Gideon Jung (HSV), Thilo Kehrer (Schalke), Marc-Oliver Kempf (Freiburg), Lukas Klünter (Köln), Niklas Stark (Hertha), Jeremy Toljan (Hoffenheim)

Mittelfeld/Angriff: Nadiem Amiri (Hoffenheim), Maximilian Arnold (Wolfsburg), Mahmoud Dahoud (Mönchengladbach), Serge Gnabry (Bremen), Janik Haberer (Freiburg), Dominik Kohr (Augsburg), Max Meyer (Schalke), Levin Öztunali (Mainz), Maximilian Philipp (Freiburg), Felix Platte (Darmstadt), Davie Selke (Leipzig), Mitchell Weiser (Hertha)

Trainer: Stefan Kuntz

Alle Anzeichen deuten auf eine längere Zusammenarbeit - auch, wenn der erhoffte EM-Titel ausbleiben sollte. Dabei war die Verpflichtung von Kuntz durchaus überraschend. Eigentlich war Marcus Sorg als Hrubesch-Nachfolger vorgesehen, Sorg stieg jedoch ins Team von Bundestrainer Joachim Löw auf. Also zauberte der damalige Sportdirektor Hansi Flick den ehemaligen Europameister Kuntz aus dem Hut, obwohl dieser zwölf Jahre lang nicht mehr als Trainer gearbeitet hatte.

Für Kuntz kam der Job zum richtigen Zeitpunkt. "Als ich meiner Frau erklären wollte, wie sie die Spülmaschine einzuräumen hat, wussten wir, dass ich etwas für meine Zukunft tun muss", scherzte er einmal über seine mehrmonatige Pause. Im April 2016 hatte Kuntz nach acht Jahren sein Amt als Vorstandschef des 1. FC Kaiserslautern aufgegeben. Nebengeräusche inklusive: Kuntz wurde später bei der Jahreshauptversammlung des FCK für sein letztes Jahr die Entlastung verwehrt.

Kuntz lobt den Teamgeist

Dieses Thema hat Kuntz inzwischen abgehakt, zumal er in seiner neuen Aufgabe aufblüht. Auch die Spieler erkennen das an. "Er ist lustig, aber auch bestimmend, wenn ihm etwas nicht passt. Das ist ein gutes Mittel, um eine Mannschaft zu erreichen", sagt Kapitän Maximilian Arnold vom VfL Wolfsburg. Der künftige Herthaner Davie Selke, wie einst Kuntz ein Strafraum-Stürmer, lobt die Akribie des Trainers: "Wir sind top vorbereitet."

Kuntz genießt sichtlich die Zeit mit den Spielern, die seine Kinder sein könnten. An die Playstation wagt er sich dennoch nicht. Der 25-malige Nationalspieler bevorzugt Klassiker. "Wir haben unseren Teamgeist mit dem Spiel Tabu gestärkt. Da musste ich grinsen, weil die Jungs das mit sehr viel Begeisterung angenommen haben", sagt Kuntz. Genau diese Begeisterung soll das Team nun zum EM-Titel führen - und Kuntz zu einem möglichen Comeback seiner Säge.

Quelle: ntv.de, Erik Roos, sid

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