Fußball

Piatek befreit sich und Hertha Union macht sich große Sorgen um Kruse

Max Kruse hat sich offenbar am Knie verletzt.

Max Kruse hat sich offenbar am Knie verletzt.

(Foto: imago images/Matthias Koch)

Dieser Derby-Sieg soll Hertha und Matchwinner Krzysztof Piatek einen Schub versetzen, betont Trainer Labbadia. Union bangt nach Ende einer stolzen Serie um seinen besten Torschützen. Ein schnelles Rot wird den Eisernen zum Verhängnis - doch kein Kollege ist dem Sünder böse.

Auf der kurzen nächtlichen Rückreise nach Köpenick hatte der 1. FC Union reichlich Frust und neue Sorgen im Gepäck, der glückliche Stadtrivale Hertha hofft auf eine nachhaltige Wirkung des Derby-Sieges. "Das wird uns einfach gut tun", erklärte ein erleichterter Hertha-Coach Bruna Labbadia nach dem 3:1 (0:1) im siebten Pflichtspiel-Duell der beiden Berliner Klubs. Einen Rückstand gedreht, sich von zwischenzeitlicher Ratlosigkeit befreit und dann auch noch dem lange fremdelnden Mittelstürmer eine neue Perspektive eröffnet: Für Hertha BSC war es nach bislang unbefriedigendem Saisonverlauf ein Abend nach Maß.

Hertha BSC - Union Berlin 3:1 (0:1)

Hertha BSC: Schwolow - Pekarik (90.+2 Zeefuik), Boyata, Torunarigha, Plattenhardt - Stark - Tousart (46. Dilrosun), Guendouzi - Darida (46. Piatek) - Lukebakio (85. Mittelstädt), Cunha (90.+2 Leckie). - Trainer: Labbadia

Union Berlin: Luthe - Friedrich, Knoche, Ryerson (82. Teuchert) - Trimmel (78. Bülter), Andrich, Prömel (82. Becker), Lenz (77. Gießelmann) - Ingvartsen - Kruse, Awoniyi (54. Griesbeck). - Trainer: Fischer

Schiedsrichter: Dr. Felix Brych (München)

Tore: 0:1 Awoniyi (20.), 1:1 Pekarik (51.), 2:1 Piatek (74.), 3:1 Piatek (77.)

"Die drei Punkte sind das Wichtigste, weil uns das in der Entwicklung einen Schub geben kann", betonte Labbadia. Sein Team habe die Partie zwar "nicht so top bestritten", doch gerade deshalb sei es wichtig, "dass man als Sieger vom Platz geht". Die Tore von Krzysztof Piatek (74./77. Minute), der zunächst keinen Platz hatte in der Startelf, soll auch den 24-Millionen-Einkauf aus Mailand endlich in die Spur bringen. Denn das Ding mit dem Toreschießen hat im blau-weißen Dress der Hertha hatte bislang nicht so geklappt wie erhofft, auch deshalb lief ihm der zurzeit verletzte Jhon Cordoba als Stoßstürmer Nummer eins den Rang ab. Piatek ist kein ausgewiesener Wandspieler wie Cordoba, er lebt vor allem von seiner Gefährlichkeit im Strafraum. Die hat er rechtzeitig zum Derby wiedergefunden.

"Ich hoffe, dass es ihm das nötige Selbstvertrauen gibt und die Konsequenz, die er braucht für sein Spiel", sagte Labbadia. Denn Hertha braucht auch Piateks Treffer. Mit jetzt elf Punkten hinkt man den eigenen Ansprüchen immer noch weit hinterher. "Ich bin sehr froh. Ich bin ein Stürmer, da sind Tore immer wichtig", bemerkte der Pole zu seinem ersten Doppelpack in der Bundesliga, der für den ersten Saison-Heimsieg seines Vereins sorgte. Für Union ging eine lange und von der Konkurrenz bestaunte Serie von acht ungeschlagenen Spielen zu Ende. Der Hauptgrund lag auf der Hand: Das ungehemmte und unnötige Einsteigen von Robert Andrich gegen Herthas Franzosen Lucas Tousart nach 24 Minuten bedeutete Rot und eine lange personelle Unterzahl.

"Das ist ganz schlecht"

Zuvor hatte Liverpool-Leihgabe Taiwo Awoniyi (20. Minute) die Eisernen sogar in Führung gebracht. "Wir waren wirklich sehr gut im Spiel, die Mannschaft hat es bis zur Halbzeit sehr gut verteidigt, hat kaum etwas zugelassen. Dann war die Hertha sehr effektiv", fasste Union-Coach Urs Fischer die Geisterpartie ohne Fans zusammen. "Natürlich bringt der Platzverweis die Struktur auseinander", bemerkte der Schweizer. Peter Pekarik (51.) glich aus, danach schwanden bei den Gästen die Kräfte. "Ich bin überzeugt, mit Elf gegen Elf wäre es ein anderes Resultat gewesen", sagte Union-Kapitän Christopher Trimmel. Böse aber sei Sünder Andrich keiner, versicherte der Österreicher: "Das passiert im Fußball." Und 16 Punkte nach zehn Runden sind für den langjährigen Zweitligisten noch immer aller Ehren wert.

Viel schlimmer wäre, wenn sich Andrich bei der Rot-Aktion auch noch ernsthaft verletzt haben sollte und sich zudem die Blessur von Max Kruse aus der Nachspielzeit noch als schwerwiegend herausstellen würde. "Dann verlierst du zwei Spieler", sagte Trimmel. "Das ist ganz schlecht." Coach Fischer sagte später bei DAZN: "Das wird sich jetzt richtig angeschaut. Ich hoffe, dass es nicht allzu schlimm ist." Die Bilder, wie Kruse mit schmerzverzerrtem Gesicht und von zwei Betreuern gestützt in die Kabine humpelte, lassen jedoch Schlimmstes befürchten. Der Ex-Nationalspieler war in der Nachspielzeit nach einem Schubser von Niklas Stark ins Straucheln geraten, umgeknickt und hatte sich dabei offenbar am Knie verletzt. Kruse ist mit elf Scorerpunkten in zehn Spielen der gefährlichste Akteur der Unioner.

Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid

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