"Ihr seid ja Arschlöcher" VfL Bochum bedauert Verbeeks Diktion
22.09.2015, 14:56 Uhr
"In dieser Sache hat Gertjan Verbeek unserer Meinung nach vollkommen Recht."
(Foto: imago/Horstmüller)
Erntshaft entschuldigen mag er sich nicht, Ärger mit dem Verein gibt's auch keinen: Gertjan Verbeek, Trainer des Fußball-Zweitligisten VfL Bochum, muss nach seiner Wutrede gegen die "Bild"-Zeitung nicht mit unangenehmen Konsequenzen rechnen.
Die Beschimpfungen gegen Journalisten der "Bild"-Zeitung haben für Trainer Gertjan Verbeek vom Fußball-Zweitligisten VfL Bochum keine Konsequenzen, der Verein hält sich zurück. Die Vorstandsmitglieder Christian Hochstätter und Wilken Engelbracht übermittelten Verbeeks Entschuldigung, betonten aber: "Die Kernaussagen bleiben davon aber unberührt, und in dieser Sache hat Gertjan Verbeek unserer Meinung nach vollkommen Recht."
"Das ist so unglaublich kindisch von Bild, immer wieder so zu schreiben! Jeder Sportler, der talentiert ist, soll sagen: 'Ich will Meister werden'. Wenn aber das Talent noch nicht reicht, bei Bayern München zu spielen, und man spielt beim VfL, dann wird man fast nie Meister. Man muss immer als Klub die Ambition haben, Meister zu werden, jedes Jahr, ob man in der dritten, zweiten oder ersten Liga spielt. Die Ambition des VfL ist, den Aufstieg zu machen, das kann man erreichen als Meister, Zweiter oder Dritter. Wir wollen kein Ziel ausgeben, das ärgert die Bild, und darum schreiben sie so. Ich habe nicht gesagt, dass wir Meister werden. Jeder sieht, dass wir die Qualität nicht haben, um Meister zu werden. Jeder sieht, dass vier, fünf Mannschaften mehr Möglichkeiten haben ... Also was wollt ihr, Bild? Warum schreibt ihr immer so eine Scheiße? Warum spielt ihr immer zwei Parteien gegeneinander aus? Selbst mit Flüchtlingen dazwischen - ihr seid ja Arschlöcher, das seid ihr! ... Und ihr lügt auch noch! Wir wollen gerne den Aufstieg machen, aber das Ziel ist nicht, den Aufstieg zu machen. Das ist etwas ganz anderes. Eine Ambition ist etwas, das mal vorbeikommen kann. Ein Ziel ist etwas, dafür spielt man."
In der Pressekonferenz am Tag vor dem Spiel des Tabellenführers heute (ab 17.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) bei Arminia Bielefeld war der 53 Jahre alte Niederländer am Montag ein wenig unwillig geworden und hatte der Boulevard-Zeitung vorgeworfen, "Scheiße" zu schreiben. Die Tirade gipfelte in der Aussage: "Ihr seid ja Arschlöcher, das seid ihr!" In der Stellungnahme nun äußerte sich Verbeek selbst nicht, für ihn sprachen Hochstätter und Engelbracht. "Fußball lebt von Emotionen, die manchmal in Aussagen gipfeln, die zwar Anklang und Nachhall finden, zuweilen in der Tonalität aber danebenliegen. Auf der gestrigen Pressekonferenz sind solche Äußerungen gefallen", schrieben die VfL-Vorstände.
"Wir haben mit unserem Cheftrainer Gertjan Verbeek darüber im Laufe des Tages noch gesprochen, und er hat eingeräumt, dass die verwendeten Kraftausdrücke sicher nicht die richtige Wortwahl waren. Auch wollte er niemanden persönlich beleidigen. Dafür entschuldigt er sich." Stein des Anstoßes war ein Text der "Bild"-Zeitung mit der Schlagzeile: "Verbeek spricht vom Meistertitel" - was er beim Fernsehsender Sport1 tatsächlich getan hatte. Nach dem 1:1 des Spitzenreiters gegen Fortuna Düsseldorf sagte Verbeek: "Wir sind angetreten, um Meister zu werden. Die Ambition muss immer sein, raus aus der 2. Liga und aufsteigen in die erste, aber das wird schwer."
"Bild" berief sich auf diese Aussagen. Verbeek aber fühlte sich falsch verstanden und versuchte, in seiner Wut nach Worten suchend, den Unterschied zwischen Zielen und Ambitionen zu erklären: "Eine Ambition ist etwas, das mal vorbeikommen kann. Ein Ziel ist etwas, dafür spielt man." Verbeek war schon im März 2014 als Trainer des 1. FC Nürnberg mit einer Verbalattacke aufgefallen. Nach einer Niederlage beim SC Freiburg griff er seinen Kollegen Christian Streich an: "Wenn man sieht, wie der Trainer mich beschimpft hat, das ist unverschämt, brutal, respektlos. Das habe ich noch nie mitgemacht. Ich gehe auch nicht zur Pressekonferenz und setze mich neben diesen Mann, das ist ein Kollege von mir, das ist brutal, das gibt's doch gar nicht. Das ist unverschämt, wie man hier empfangen wird. Wie ein Verrückter nach mir agiert und so, bei jedem Mal, wenn etwas passiert ist." Die obligatorische Pressekonferenz hatte Verbeek seinerzeit boykottiert.
Quelle: ntv.de, sgi/sid