Mit Lionel Messi auf einem Sofa Vom Gurken-Gomez zum Super-Mario
14.03.2012, 12:58 Uhr
Münchner in Feierlaune: Mario Gomez mit Arjen Robben und Toni Kroos.
(Foto: dpa)
Während Mario Gomez für den FC Bayern vier Tore gegen den FC Basel erzielt, bangt Lionel Messi um seinen Torrekord in der Champions League. Die Bestmarke behält der Argentinier zwar, aber Gomez zeigt, dass seine Mannschaft sich auf ihn verlassen kann. Und das nicht erst seit gestern.
Wir wissen nicht, ob Lionel Messi sich in seinem Haus in Castelldefels, knapp 20 Kilometer vom Zentrum Barcelonas entfernt, am Dienstagabend angesehen hat, wie die Fußballer des FC Bayern München, angetrieben von den formidablen Flügelflitzern Franck Ribéry und Arjen Robben, in der Champions League den FC Basel mit 7:0 besiegt hatten und ins Viertelfinale einzogen waren. Aber wenn, dürfte er spätestens nach 67 Minuten etwas unruhig auf seinem Sofa herumgerutscht sein. Da erzielte Mario Gomez sein viertes Tor in dieser Partie. Und kam damit dem Rekord des Argentiniers verdammt nahe.
5 Tore: Lionel Messi (FC Barcelona/7. März 2012/7:1 gegen Bayer Leverkusen)
4 Tore: Marco van Basten (AC Mailand/25. November 1992/4:0 gegen IFK Göteborg), Simone Inzaghi (Lazio Rom/14. März 2000/5:1 gegen Olympique Marseille), Dado Prso (AS Monaco/5. November 2003/8:3 gegen Deportivo La Coruña), Ruud van Nistelrooy (Manchester United/3. November 2004/4:1 gegen Sparta Prag), Andrej Schewtschenko (AC Mailand/23. November 2005/4:0 bei Fenerbahce Istanbul), Lionel Messi (FC Barcelona/6. April 2010/4:1 gegen FC Arsenal) Bafetimbi Gomis (Olympique Lyon/7. Dezember 2011/7:1 bei Dinamo Zagreb), Mario Gomez (Bayern München/13. März 2012/7:0 gegen FC Basel)
Lionel Messi hatte in der vergangenen Woche für seinen Klub, den FC Barcelona, gegen Bayer Leverkusen fünf Treffer erzielt, also mehr als je ein Spieler zuvor in einer Partie der Champions League. Aber auch so war es ein denkwürdiger Abend, für die Bayern und für Mario Gomez. Nie zuvor hatten die Münchner ein Spiel in der Königsklasse so hoch gewonnen. Nie zuvor hatte ein deutscher Spieler vier Treffer in einer Begegnung erzielt. Und dass sein Name nun in einem Atemzug mit dem des mutmaßlich besten Fußballspielers des Planeten genannt wird, dürfte Mario Gomez schmeicheln.
Kaum ein Spieler musste einst so viel Häme ertragen wie er. Chancentod haben sie ihn genannt, und Gurken-Gomez, weil er bei der Europameisterschaft 2008 in Wien gegen Gastgeber Österreich aus drei Metern den Ball nicht ins leere Tor geschossen hat, sondern drüber. Seitdem hatte er den Ruf weg, im entscheidenden Moment zu versagen. Und noch vor dem Spiel am Dienstag hatte Basels Aleksandar Dragovic via "Bild"-Zeitung verkündet: "Gomez macht nicht immer schöne Tore, viele sind Abstauber. Dass er nicht gerade der größte Kicker ist, wissen wir alle."
Seit Gerd Müller war keiner besser
Der FC Bayern hat nach dem Viertelfinaleinzug schon mehr als 40 Millionen Euro in dieser Königsklassen-Saison sicher. Durch den Vorstoß in die Runde der letzten acht Mannschaften schraubten die Münchner allein die Preisgelder um weitere 3,3 auf 19,2 Millionen Euro hoch. Zu den Prämien kommen noch die Erlöse aus den Zuschauertickets für mindestens sechs Heimspiele.
Dabei war Mario Gomez schon immer besser als sein Ruf. Er ist halt einer, der den Ball ins Tor schießt. Und keiner, der durch atemberaubende Dribblings besticht. In der deutschen Nationalelf traf er in 51 Partien 21 Mal, in der Bundesliga hat er seit 2001 in 206 Spielen für den VfB Stuttgart und den FC Bayern 122 Tore erzielt. Gut 35 Millionen Euro haben die Bayern im Sommer 2009 für ihn überwiesen, mehr als je zuvor für einen Spieler. Und schoss er einmal daneben, hieß er schnell: Fehleinkauf. Dabei hatten die Münchner seit dem legendären Gerd Müller keinen erfolgreicheren Stürmer.
In den vergangenen 72 Pflichtspielen für die Bayern seit dem 16. Oktober 2010 erzielte der Mario Gomez 72 Tore: 50 in 49 Bundesligaspielen, vier in sieben Pokalspielen und 19 in 15 Partien der Königsklasse, davon zehn in dieser Saison. Nur besagter Lionel Messi ist mit 12 Toren besser. Und wer gesehen hat, wie Mario Gomez gegen den bemitleidenswerten FC Basel das 4:0 erzielte, wird auch bis auf Weiteres nicht mehr behaupten, er könne kein Fußball spielen. Oder wie es die "Süddeutsche Zeitung" formulierte: "Gomez hielt in Brusthöhe seinen linken Stiefel hin, seine Körperbeherrschung in diesem Moment war eine Bewerbung für den chinesischen Staatszirkus. Gomez ein Stürmer ohne Ballgefühl und Körperspannung? Ein schöner Irrtum."
Und was sagt Mario Gomez? "Es sieht immer so einfach aus, wenn ich in der Mitte stehe und die Bälle reinmache. Aber die Dribblings von Robben und Ribéry muss irgendjemand abschließen und dafür bin ich da." Kein schlechter Plan für einen Stürmer. Und verdammt nah an Lionel Messi.
Quelle: ntv.de