Medien- und Bayern-Kritik Warum sich Nagelsmann selbst einen "Trottel" nennt
21.03.2024, 11:05 Uhr
Eine Spitze gegen die Medien, dazu Kritik an den Fußballklubs: Julian Nagelsmann ist beim Fragenhagel mit Fans gut aufgelegt. Der Bundestrainer appelliert in Anwesenheit der ungewohnten Gäste auf dem DFB-Campus gleich in mehrere Richtungen.
"Das sind ja Journalistenfragen …" Damit hatte Julian Nagelsmann offenbar nicht gerechnet. Zwar saß er auf dem Podium im Pressekonferenz-Raum, doch er sprach nicht mit den Reportern, die das DFB-Team begleiten, sondern mit Fans. Die aber hatten durchaus gewichtige Fragen.
Ein offizielles Bayern-Mitglied wollte wissen, wie er die Aussage von Bayerns Vorstandsvorsitzenden Jan-Christian Dreesen bewerte, der eine Rückholaktion des Trainers nach München nicht ausschließe. "Clever" war die Antwort auf die "Journalistenfrage" des Nicht-Journalisten. Seine Entlassung beim Rekordmeister wirke inzwischen "natürlich nicht mehr nach", versicherte Nagelsmann zudem, er habe aber "eine generelle Meinung, die hat nichts mit Bayern München zu tun, wie man mit Trainern umgeht, was man auf der anderen Seite von ihnen erwartet, wie man ihnen aber auch den Rücken freihält".
Der 36-Jährige erklärte der Runde: "Es heißt immer, der Trainer ist die wichtigste Personalie im Verein, und dann finde ich es mitunter erstaunlich, dass die wichtigste Person im Verein als Erste rausgeschmissen wird." Eine Spitze, die durchaus als gegen den FC Bayern gerichtet gewertet werden konnte.
Nagelsmann warb für mehr Geduld, um Trainern die Chance zu geben, Spieler und Taktik zu entwickeln, er nannte Jürgen Klopp und Pep Guardiola als Beispiele: "Da wurde keiner im ersten Jahr Champions-League-Sieger. Die hatten fünf oder sieben Jahre Zeit." Und viel Geld.
Der Profi-Fußball sei sonst gewissermaßen ein Abbild der Gesellschaft: "Wenn irgendwas schwierig ist oder kompliziert, wirft man es weg und macht irgendwas anderes." Und dann holte er kurz aus, um den Fans auch seine Sicht auf die Medien zu erklären. Alles werde "angestachelt" durch die Medienwelt, "es ist ein extrem heißer Stuhl". Nagelsmann nannte sich selbst augenzwinkernd einen "Trottel, der das auch alles anklickt. So wird alles schnelllebiger und schnelllebiger, aber gesund für eine Entwicklung ist es nicht."
Quelle: ntv.de, ara/sid