Sechs Jahrzehnte nach dem Ärger Was macht den Aufstieg von Holstein Kiel so besonders?
12.05.2024, 12:54 Uhr
Holstein Kiel ist der 58. Klub, der es in die Fußball-Bundesliga schafft. Die Norddeutschen scheitern mehrfach knapp, nun ist es so weit. Der Aufstieg der "Störche" hat eine historische Dimension.
Holstein Kiel ist endlich, endlich Fußball-Bundesligist: Am 33. Spieltag der 2. Liga machen die Norddeutschen durch ein 1:1 gegen Fortuna Düsseldorf den Aufstieg perfekt, den sie zuvor gleich zweimal in der Relegation verspielt hatten. Die "Störche" sind damit der 58. Klub, der im deutschen Oberhaus spielen darf. Und mit dem großen Schritt schrieben Trainer Marcel Rapp und sein Team nicht nur Klub-, sondern auch gleich Bundesligageschichte. Denn mit dem Aufstieg wird wenigstens ein weißer Fleck auf der Bundesligalandkarte getilgt: Als letztes der alten Bundesländer hat nun auch Schleswig-Holstein einen Fußball-Bundesligisten.
Mittelfeldspieler Lewis Holtby ist klar, dass sein Team im 62. Jahr der Bundesliga etwas Besonderes geschafft hat: "Ich bin extrem dankbar, dass ich das erleben darf. Mit Holstein Kiel etwas Historisches zu schaffen, das ist einmalig. Man sieht es an den Menschen, man hat die Atmosphäre heute erlebt. Die Menschen wollten es unbedingt und ich bin sehr dankbar und froh, dass ich mit fast 34 noch einen Aufstieg mitmache und dann nochmal in der Bundesliga spielen darf", sagte der ehemalige Nationalspieler, der mit Mainz 05, Schalke 04, dem VfL Bochum und dem HSV schon in der Bundesliga gespielt hat, im Rausch des Aufstiegs.
Schlechte Nachrichten aus Frankfurt
Der Anlauf, den sie genommen haben, war gewaltig: Seit 1900 gibt es Holstein Kiel, schon 1912 feierten sie die Deutsche Meisterschaft, 1910 und 1930 stand man immerhin im Endspiel. Und 1961 krönte sich die Reserve des KSV Holstein zum Deutschen Amateurmeister. Die "Störche" waren in den frühen Jahren des deutschen Fußballs eine große Nummer. Doch als 1962 die Gründung der Bundesliga beschlossen wurde, bekam der Norden - so hatte es der DFB festgelegt - nur drei Startplätze für die Premierensaison zugeteilt. Zwei davon gingen Anfang Januar an die Großklubs Hamburger SV und Werder Bremen, um den Dritten wurde erbittert gerungen - mit dem besseren Ende für Eintracht Braunschweig.
Auch Holstein Kiel befand sich damals unter den 46 Klubs, die sich um 16 Startplätze für die Premierensaison der neuen Eliteliga des deutschen Fußballs beworben hatten. Doch die Hoffnungen der Schleswig-Holsteiner wurden enttäuscht: "Bei gleichem oder nicht wesentlich unterschiedlichem Ergebnis in der Bewertung der sportlichen Leistung (..) weist Eintracht Braunschweig gegenüber Ihrem Verein die besseren wirtschaftlichen Voraussetzungen aus", kabelte der DFB aus der Zentrale in Frankfurt am Main an die Ostsee.
"Was für ein historischer Tag"
Ein Einspruch der enttäuschten Kieler blieb erfolglos, Holstein Kiel teilte das Schicksal des FC Bayern, dem Lokalrivale 1860 vorgezogen wurde. Doch während dem FC Bayern schon in der zweiten Saison der Aufstieg gelang, schaffte es Holstein Kiel nach dem Ärger zum Start nie in Bundesliga - bis jetzt. "Es ist der erste Bundesligist für Schleswig-Holstein. Wir haben es geschafft", sagte Kapitän Philipp Sander. Und auch Ministerpräsident Daniel Günther jubelte: "Was für ein historischer Tag für Holstein Kiel und für unser ganzes Sportland Schleswig-Holstein. Zum ersten Mal in der Bundesliga-Geschichte hat unser Land einen Erstligisten."
Mit Thüringen und Sachsen-Anhalt warten derweil noch zwei weitere Bundesländer auf ihren ersten Fußball-Bundesligisten. Thüringen stellte jedoch unter anderem mit dem FC Carl Zeiss Jena einen vielfachen DDR-Meister, genauso wie Sachsen-Anhalt mit dem 1. FC Magdeburg.
Quelle: ntv.de, ter