Fußball

Werder-Coach ohne "Masterplan" Wie trainiert man, wenn Tag X unbekannt ist?

Sieht in der Pause eine Chance: Werder-Coach Florian Kohfeldt mit Leonardo Bittencourt.

Sieht in der Pause eine Chance: Werder-Coach Florian Kohfeldt mit Leonardo Bittencourt.

(Foto: imago images/Nordphoto)

Die Liga steht weiter still. Trotzdem müssen die Klubs weiter arbeiten. Aber wie trainiert ein Bundesligist, wenn völlig unklar ist, wann er wieder spielen darf? Bremens Chef-Coach Florian Kohfeldt hat keinen "Masterplan", aber erkennt in der Krise eine Chance.

Trainer Florian Kohfeldt von Werder Bremen hält die Trainingsarbeit eines Bundesliga-Klubs während der aktuellen Corona-Krise für eine große planerische Herausforderung. "Zu anderen Zeiten wäre das ein Thema für eine Doktorarbeit", sagte der 37-Jährige am Donnerstag in einem live auf der Internetseite seines Vereins übertragenen Pressegespräch. "Das schwierigste Thema ist: Wenn du nicht genau weißt, wann du spielst. Normalerweise plant jeder Trainer in einer Vorbereitung vom Tag X an rückwärts. Aber diesen Tag X gibt es jetzt nicht", sagte Kohfeldt.

"Es gibt keinen Masterplan für so etwas. Jeder Trainer muss versuchen, seinem Gefühl und seiner Intuition zu folgen. Ob das richtig war, wird man erst später sehen." Werder darf wie andere Bundesliga-Klubs auch seit diesem Montag wieder Trainingseinheiten in Kleingruppen von maximal vier Spielern durchführen. Kohfeldt sieht darin trotz der strengen Auflagen einen Fortschritt für seine Arbeit. "Die Kleingruppen haben einen größeren Sinn als individuelles Training", sagte er. "Man kann zurück auf den Platz, man kann Passübungen machen, man kann Torschüsse üben. Man kriegt wieder das Gefühl für fußballspezifische Bewegungen."

Bei den Bremern kommt hinzu: Sie können diese erst einmal bis zum 30. April geltende Bundesliga-Pause dazu nutzen, um physische Defizite aufzuarbeiten. Durch das Verletzungspech beim Tabellen-17. hatten viele Spieler im bisherigen Saisonverlauf immer wieder einen Trainingsrückstand. "Wir haben vom ersten Tag dieser Pause an sehr individuell daran gearbeitet, das Fitnesslevel zu steigern", erklärte Kohfeldt. "Man könnte darauf kommen, dass diese Pause auch eine Chance für uns ist."

Kohfeldt hofft auf einen positiven Effekt

Deshalb ist er guter Hoffnung, dass die abstiegsbedrohten Hanseaten nach einem Neustart der Bundesliga den Kampf um den Klassenerhalt erfolgreich bestehen können. "Die Tabelle ist natürlich nicht weg, aber die negativen Gedanken sind ein wenig zurückgedrängt", sagte der Coach. Die Situation empfindet Kohfeldt trotzdem als große Herausforderung: "Blaupausen gibt es nicht, wir müssen die Situation annehmen wie sie ist. Und ganz besonders, weil wir uns unserer privilegierten Lage durchaus bewusst sind. Als Trainer ist jetzt viel Intuition gefragt."

Für nicht ausgeschlossen hält es der 37-Jährige, dass die Corona-Krise sogar einen positiven Effekt auf die Liga haben könnte. "In den vergangenen Wochen hat sich einiges in unserem Leben entschleunigt. Vielleicht geht diese Ruhe zumindest ein bisschen auf den oft sehr hektischen Profifußball über", sagte Kohfeldt. Auf ein würdiges Karriereende hofft er für seinen Stürmerstar Claudio Pizarro. "Ich wünsche Claudio von Herzen, dass er diese unglaublich beeindruckende Karriere auf dem Platz beenden kann. Am besten mit ein, zwei oder besser drei Toren, dann hätte er die 200 Bundesliga-Tore voll", sagte der Bremer Coach. "Dann könnte er sich so verabschieden, wie es seiner Karriere entsprechen würde: würdig, in der 1. Liga und auf dem Platz." Der 41 Jahre alte Pizarro möchte seine Profilaufbahn in diesem Sommer beenden.

Wegen der Coronavirus-Pandemie ist die Liga seit knapp vier Wochen unterbrochen, eine Fortsetzung ohne Zuschauer im Mai erscheint möglich. Die Norddeutschen nehmen in der Tabelle als Vorletzte den 17. Platz ein, vier Punkte von Relegationsrang 16 entfernt. Der Klub hat noch zehn Partien zu absolvieren.

Quelle: ntv.de, dbe/lgr/sid

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