Fußball

Bundesliga-Check: Werder Bremen "Wieder in Runde 1 raus, das wäre peinlich"

"Alle(z) Grün" - Mannschaft und Fans stehen in Bremen eng zusammen.

"Alle(z) Grün" - Mannschaft und Fans stehen in Bremen eng zusammen.

(Foto: imago/nph)

Die Fußball-Bundesliga geht in ihre 52. Saison. Vor dem Start lassen wir die Experten zu Wort kommen - wie sehen Vereinsblogger die Chancen ihrer Klubs? Stephen Reygate bloggt normalerweise für die "Papierkugel". Für n-tv.de erklärt der Werder-Fan, warum er mit einer reiferen Spielanlage als in der vergangenen Saison rechnet, warum U19-Überflieger Davie Selke kein Hoffnungsträger für die Gegenwart ist - und welche traumatische Serie die Bremer endlich beenden wollen.

Offizielles Saisonziel von Werder Bremen ist ein einstelliger Tabellenplatz - aber was, wenn die Klubs auf den zweistelligen Plätzen anders als vergangenes Jahr doch mal gewinnen?

Über das Saisonziel lässt sich vortrefflich streiten. Eichin nennt einen einstelligen Tabellenplatz wünschenswert, erhebt es aber nicht zum unumstößlichen Ziel, da es vornehmlich darum geht, den nächsten Schritt zu machen. Dabei geht es vor allem um die spielerische Weiterentwicklung, die durchaus zu erwarten ist, da in der letzten Saison viel Grundlagenarbeit geleistet wurde, deren Früchte man erst spät ernten konnte. Ich denke, die Mannschaft startet da durchaus auf einem höheren Niveau und sollte da schon zu Saisonbeginn einen besseren Fußball zeigen können, als dies vor einem Jahr der Fall war.

Und selbst wenn man sich auf einen einstelligen Tabellenplatz als Ziel versteift, ist das ja kein utopisches Ziel. In der letzten Saison hat man 39 Punkte geholt und wenn man sich die letzten fünf Saisons anschaut, wurden 42 bis 47 Punkte für Platz 9 benötigt. Das sind also zwei Siege mehr als letzte Saison, was in meinen Augen durchaus machbar ist. Auch wenn es nicht unmöglich ist, halte ich es für relativ unwahrscheinlich, dass die Messlatte für einen einstelligen Tabellenplatz in der kommenden Saison unerreichbar weit nach oben gelegt wird. Ich erwarte auch nicht, dass Teams aus den unteren Tabellenregionen deutlich mehr Punkte holen, als dies in den letzten Jahren der Fall war. Klar ist aber auch, dass Bremen nächste Saison seine Hausaufgaben machen und die Punkte gegen die direkte Konkurrenz holen muss.

Alles in allem sollte die Saison nicht allein anhand des Tabellenplatzes bewertet werden. Ein Sprung auf einen einstelligen Tabellenplatz ist wünschenswert, aber wenn sich die Mannschaft weiterentwickelt und man in dieser Hinsicht einen Schritt nach vorne macht, würde ich mich über Platz 11 nicht ärgern.

Wie sieht die erste Elf vermutlich aus?

Ausgehend von einem 4-4-2 gehe ich von folgender Aufstellung aus:

Wolf – Fritz, Prödl, Caldirola, Garcia – Galvez, Kroos, Obraniak, Junuzovic – Di Santo, Hajrovic

Nicht berücksichtigt sind aktuelle Verletzungen und andere Punkte - wie die aktuell noch fehlende Fitness bei Hajrovic. Zudem glaube ich, dass es im Mittelfeld viele personelle Wechsel geben wird, da Robin Dutt hier über eine Vielzahl an Optionen verfügt und in Abhängigkeit vom Gegner und dem eigenen Matchplan immer wieder wechseln wird. Von daher glaube ich nicht, dass es die eine Startelf geben wird.

Dreierabwehrkette oder doch wieder die gute alte Mittelfeldraute - welche Spielphilosophie wird Trainer Robin Dutt verfolgen?

Robin Dutt hat sich dahingehend schon relativ klar positioniert und das 4-4-2 mit Raute, welches vor allem in der letzten Rückrunde gespielt wurde, zum Standard erklärt. Darüber hinaus bin ich mir sicher, dass wir auch andere Systeme sehen werden, die dann ja nach Situation eingesetzt werden. Da Dutt in der Vorbereitung mit der Dreierkette experimentiert hat und das anscheinend ganz gut funktionierte, werden wir sie in der kommenden Saison in dem einen oder anderen Spiel wiedersehen, aber wahrscheinlich nicht allzu oft.

Stephen Reygate kommt aus einer kleinen Stadt bei Bremen, hat dort seine Liebe zum SVW entdeckt - wohnt aber mittlerweile im "Feindesland" namens Hamburg.

Stephen Reygate kommt aus einer kleinen Stadt bei Bremen, hat dort seine Liebe zum SVW entdeckt - wohnt aber mittlerweile im "Feindesland" namens Hamburg.

Alex Galvez aus Spanien, Izet Hajrovic aus Istanbul, Fin Bartels von St. Pauli, Davie Selke als EM-Entdeckung – wer entpuppt sich als Königstransfer?

Zunächst einmal würde ich den Hype um Davie Selke ein wenig bremsen wollen. Er hat eine wirklich tolle U19-EM gespielt, aber zwischen U19 und der Bundesliga gibt es in Sachen Qualität, Spieltempo und Physis noch sehr große Unterschiede. Man hat ja bei der EM gerade gesehen, dass er seinen Gegnern vor allem physisch teils deutlich überlegen war, was in der Bundesliga so nicht passieren wird. In der zurückliegenden Saison hat Selke drei Einsätze gehabt und sicherlich gute Ansätze gezeigt, aber mehr noch nicht. Der Junge hat aber auf jeden Fall Potential und ich würde mir wünschen, dass er nach der tollen U19-EM die Möglichkeit bekommt, sich in Ruhe weiterzuentwickeln, auch wenn dies vornehmlich in der Regionalliga sein wird. Man wird ihn allmählich aufbauen und sollte nicht erwarten, dass er jetzt auf einmal Bremens Top-Stürmer sein wird.

"Papierkugel Blog"

Den Papierkugel Blog hat Stephen Reygate vor ziemlich genau vier Jahren aus der Taufe gehoben. Seitdem sind die glorreichen Zeiten mit Champions League und Co. vorbei, einen direkten Zusammenhang zwischen Blog-Gründung und sportlicher Talfahrt weist er entschieden von sich. Auf www.papierkugel.org schildert Reygate seine subjektive Fan-Sicht auf den SVW und schreibt seine Gedanken zum SVW nieder. Nebenbei ist er auch beim Grünweiß-Stammtisch, einem Werder-Podcast, aktiv - sowie bei der hashtagmafia.de, einem losen Zusammenschluss von Werder-Bloggern.

Ich glaube, dass Galvez der Königstransfer sein kann. Aktuell spielt er im defensiven Mittelfeld, macht auf der Sechs eine sehr gute Figur und kann dort eine entscheidende Rolle spielen. Darüber hinaus könnte Galvez auch zukünftig Innenverteidiger Nummer 2 neben Luca Caldirola werden, falls Sebastian Prödl uns diesen oder nächsten Sommer verlässt. Aber auch Hajrovic und Bartels sind gute und wichtige Einkäufe. Hajrovic hat ja schon bei der WM seine Qualität angedeutet und könnte dazu beitragen, die von Hunt hinterlassene Lücke ein Stück weit zu schließen.

Im September bestreitet Ailton vor ausverkauftem Haus sein Abschiedsspiel zusammen mit der Double-Mannschaft von 2004. Welchen Saisonhighlights fiebern Sie noch entgegen?

Ich hoffe, ich trete hier niemandem vom FV Illertissen zu nahe, aber ich freue mich darauf, diese Saison höchstwahrscheinlich an dieser ominösen zweiten Runde im DFB-Pokal teilzunehmen (und hoffentlich noch weiter im Wettbewerb voranzukommen). Sollten wir das vierte Mal in Folge in Runde 1 gegen einen unterklassigen Gegner ausscheiden, wäre das schon relativ peinlich. Dann sollte man darüber nachdenken, sich vorsorglich vom Pokal-Wettbewerb abzumelden. Immer nur als Underdog gegen Dritt- und Viertligisten anzutreten ist ja auch nicht gut fürs Selbstbewusstsein.

Welches Duell wird besonders heiß?

Nicht nur ein heißes Duell, sondern sicherlich auch immer ein Saisonhighlight sind die Spiele gegen den HSV. Unabhängig vom jeweiligen Tabellenstand geben hier beide Teams immer Vollgas und auch die Atmosphäre während der Nord-Derbys ist immer sensationell. Der HSV wird sicherlich versuchen, die negative Bilanz der letzten Jahre aufzupolieren, aber am Ende gehe ich von sechs Punkten aus.

Darüber hinaus hat für mich auch das "kleine" Nord-Derby gegen Hannover 96 in den letzten Jahren seinen Reiz gehabt, wie die beiden Last-Minute-Siege aus der letzten Saison in zwei sehr umkämpften Partien.

Auf welche Auswärtsfahrt freuen sich die Werder-Fans am meisten?

Davie Selke überragte bei den Junioren - ein verlässlicher Knipser für die Bundesliga muss er erst noch werden.

Davie Selke überragte bei den Junioren - ein verlässlicher Knipser für die Bundesliga muss er erst noch werden.

(Foto: imago/nph)

Mein persönlicher Eindruck ist, dass man sich eigentlich auf alle Auswärtsfahrten freut. Seit der "Allez-Grün"-Aktion aus der vorletzten Saison, wo Fans, Stadt und Verein den demonstrativen Schulterschluss suchten, um den Abstieg zu verhindern, ist der Auswärts-Support gefühlt nochmal einen Tick besser geworden.

Auch hier ist die Auswärtsfahrt nach Hamburg sicherlich immer ein besonderer Grund für Vorfreude, aber insgesamt freut man sich in der Regel auf alle Auswärtsfahrten, einfach weil es noch einmal ein viel intensiveres Erlebnis ist, als dies bei Heimspielen der Fall ist.

Man könnte hier noch einmal die Spiele in Leverkusen hervorheben, wo 2012/13 die Mannschaft trotz einer Niederlage im Abstiegskampf noch lange nach Abpfiff gefeiert wurde. Beim abschließenden Spiel der letzten Saison wiederholten sich die tollen Szenen noch einmal und die Fans feierten das Team noch einmal in aller Ausführlichkeit.

Und, wie finden wir das Trikot?

Ich muss sagen, dass ich diese Saison mit allen drei Varianten rundum zufrieden bin, eine Premiere unter Nike als Ausrüster.

Heim: Schlichtes grün mit einem weißen Kragen sowie weißen Absätzen an den Ärmeln. Schlicht, aber stilvoll.

Auswärts: Schwarze und graue Längsstreifen, dazu grüne und orangene Akzente an Ausschnitt und Ärmeln. Ich weiß, dass die Farbe Orange im Zusammenhang mit Werder immer noch teils heftige Gegenwehr auslöst, aber hier ist es wirklich sehr dezent und daher für mich auch völlig in Ordnung.

Event: Das Eventtrikot ähnelt dem Heimtrikot, wobei hier die Verwendung der Farben getauscht wurde. Die Hauptfarbe ist ein klassisches Weiß, dafür sind der Kragen und die Absätze an den Ärmeln in Grün gehalten.

Quelle: ntv.de

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