Fußball

Schaafs Rücktritt ist Demontage Willkommen zurück, "launische Diva"!

Thomas Schaaf ist nicht mehr länger Trainer bei der Eintracht aus Frankfurt.

Thomas Schaaf ist nicht mehr länger Trainer bei der Eintracht aus Frankfurt.

(Foto: imago/Jan Huebner)

Eintracht Frankfurt kann mit der Saison zufrieden sein: Platz neun, viertstärkste Offensive, Torschützenkönig. Doch statt Thomas Schaaf für diese Leistung Respekt zu zollen, ekelt man den Trainer raus. Ein gefährlicher Weg!

Thomas Schaaf ist nicht mehr Trainer des Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt. Nach nur einer Saison ist für ihn Schluss. Er zieht damit die Konsequenzen aus wochenlangen Spekulationen um seine Person. Sportliche Gründe für den Abschied gibt es nicht. Schaaf wurde demontiert!

Schaaf tritt vor einem Jahr die Nachfolge von Armin Veh an. Die Bremer Lichtgestalt - 41 Jahre ist er als Spieler und Trainer an der Weser tätig gewesen, gewann Meisterschaften und holte Pokalsiege - sieht sich am Main mit einer schwierigen Situation konfrontiert: Mehrere Leistungsträger haben den Klub verlassen. Sebastian Jung wechselte nach Wolfsburg, Kapitän Pirmin Schwegler ging nach Hoffenheim, Jungstar Sebastian Rode zog es zu den Bayern nach München.

Schaaf, dessen vorgegebenes Ziel Nichtabstieg heißt, muss eine neue Mannschaft formen, holt etwa Stürmer Nelson Valdez, den er noch aus seiner Bremer Zeit kennt, oder auch den Schweizer Nationalspieler Haris Seferovic. Er lässt zunächst Torjäger und Publikumsliebling Alexander Meier auf der Bank und startet mit einem Sieg gegen Freiburg, einem Unentschieden in Wolfsburg und einer Heimniederlage gegen Augsburg.

Erst als Schaaf wieder auf Meier setzt, kann die Mannschaft seine offensiv ausgerichteten Vorgaben umsetzen. Damit springt auch der Funke auf die Fans über. Im Frankfurter Stadion werden Fußballfeste zelebriert. Nicht alle enden so positiv wie das 5:2 gegen Bremen oder das 3:2 gegen Köln - gegen Stuttgart heißt es nach einem 1:3 und zwischenzeitlichem 4:3 am Ende noch 4:5.

Alex Meier und Thomas Schaaf: Der Trainer ließ ihn nicht lange auf der Bank.

Alex Meier und Thomas Schaaf: Der Trainer ließ ihn nicht lange auf der Bank.

(Foto: picture alliance / dpa)

Am Saisonende steht Tabellenplatz neun mit elf Siegen und zehn Unentschieden. Der Abstiegskampf ist während der gesamten Saison nie ein Thema. 56 Tore bedeuten die vierstärkste Offensive der Liga. Allerdings fangen sich mit Bremen und Absteiger Paderborn auch nur zwei Teams mehr Gegentore. Schaaf kann aber zudem für sich verbuchen, die beiden Nachwuchsspieler Sonny Kittel und Marc Stendera zu Stammspielern weiterentwickelt und Alexander Meier noch besser und so zum Torschützenkönig der Bundesliga gemacht zu haben.

Wo bleibt der Respekt?

Dafür sollte die Klubführung Schaaf Respekt zollen und sich auf eine zweite Saison mit ihm freuen. Doch stattdessen wird an seinem Trainerstuhl gesägt. Während Sportdirektor Bruno Hübner und Vorstandschef Heribert Bruchhagen ihm den Rücken stärken, verhandeln offenbar Mitglieder des Vorstands mit anderen Trainern. Hintergrund ist die Tatsache, dass Bruchhagen - seit 2003 Vorstandschef und starker Mann mit ruhiger Hand bei der Eintracht - am Ende der kommenden Saison sein Amt aufgibt. Mögliche Nachfolger wittern ihre Chance, nutzen das scheinbar vorhandene Machtvakuum und bringen sich in Position. Schaaf, der zum Thema beharrlich schweigt - wofür man den knorrigen Norddeutschen kennt und schätzt (selbst die geselligen äppelwoitrinkenden Eintracht-Fans) -, gerät zwischen die Fronten.

Das Resultat ist weitreichend: Nachdem Bruchhagen jahrelang für Ruhe im und um den Verein gesorgt hat, ist es mit dieser Ruhe am Main nun schlagartig vorbei. Die "launische Diva" ist zurück, die ihre Hochzeit Ende der 1990er und Anfang des neuen Jahrtausends hatte. Damals gaben sich Trainerwechsel und Abstiege die Klinke in die Hand. Finanzielle Schwierigkeiten kosteten fast die Lizenz. Das ist dank Bruchhagen derzeit nicht zu befürchten. Dennoch beweist die "Causa Schaaf", dass die Eintracht es immer wieder schafft, binnen weniger Tage die Arbeit von Jahren mit dem Hintern einzureißen - und dass sie wieder einmal einen gefährlichen Weg eingeschlagen hat!

Quelle: ntv.de

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