Welche Konsequenz zieht der DFB? Zu viele Schiedsrichter-Fehler im Pokal werfen Fragen auf
30.10.2025, 13:36 Uhr
Tobias Welz und sein Gespann trafen beim Sieg des FC Bayern in Köln eine schwere Fehlentscheidung.
(Foto: IMAGO/Team 2)
Nach der zweiten Runde im DFB-Pokal stehen nicht sportliche Aspekte im Mittelpunkt, sondern die Schiedsrichter-Leistungen. Gleich mehrere gravierende Fehler beeinflussen die Partien entscheidend - auch, weil es keinen Videoassistenten gibt. Die Gründe dafür stehen jetzt zur Diskussion.
Der DFB-Pokal hat seine eigenen Gesetze. Eines davon sorgte wieder einmal für Kritik. In den ersten beiden Runden kommt der Videoassistent nicht zum Einsatz - mit Folgen. Mehrere Fehlentscheidungen lösten hitzige Diskussionen quer durch die Republik aus.
"Wer nur noch mit Navi fährt, verlernt halt, wie man sich sonst auf der Straße verhält", sagte Trainer Lukas Kwasniok vom 1. FC Köln nach der 1:4-Niederlage gegen Bayern München. Nachdem die Kölner in Führung gegangen waren, glich Luis Díaz aus - allerdings regelwidrig. "Das war ein halber Meter", sagte Kwasniok: "Ich finde, dass er das sehen kann, wenn nicht gar sehen muss." Schiedsrichter Tobias Welz und sein Team hatten die Abseitsstellung aber nicht erkannt.
Doch nicht nur in Köln gab es Ärger um den fehlenden VAR: In Frankfurt stand Maximilian Beier als Vorlagengeber zum 1:1-Ausgleichstreffer von Julian Brandt im Abseits, Dortmund gewann später 4:2 im Elfmeterschießen. Beim 0:1 des 1. FC Heidenheim gegen den Hamburger SV, entschieden durch einen Elfmeter von Robert Glatzel zehn Minuten vor dem Ende, lag eindeutig kein Foulspiel vor.
Meier kritisiert fehlende Entscheidungshoheit
Und auch in den Spielen des Viertligisten FV Illertissen gegen den 1. FC Magdeburg (0:3) und des FC St. Pauli gegen die TSG Hoffenheim (8:7 i.E.) sorgten Entscheidungen für Diskussionen, die ein Videoassistent wohl einkassiert hätte. Die SV Elversberg dagegen hätte bei der Niederlage bei Hertha BSC (0:3) beim Stand von 0:1 einen Strafstoß bekommen müssen, die Schiedsrichter jedoch übersahen das Handspiel offenbar. Auch der Platzverweis für Paderborn gegen Leverkusen (2:4 n.V) war mindestens diskutabel.
Diese mitunter folgenschweren Fehler stärkten auch die Argumentation, die der frühere FIFA-Schiedsrichter Urs Meier jüngst bei RTL/ntv auffuhr: "Der VAR funktioniert, weil der Schiedsrichter keine Entscheidung trifft. Dann entscheidet der VAR - und alle sagen: Bravo, der VAR hat funktioniert. Aber warum? Weil der Schiedsrichter nicht entschieden hat." Der VAR habe die Schiedsrichter geschwächt, da er als allwissendes Allheilmittel angepriesen werde, statt nur "ein Fangnetz für klare Fehlentscheidungen" zu sein. Die mangelnde Praxis, Entscheidungen abschließend zu treffen, schien auch Kwasniok mit seinem Navi-Vergleich zu kritisieren.
Bislang kommen in den ersten beiden Runden des DFB-Pokals keine Videoassistenten zum Einsatz, weil der organisatorische und der finanzielle Aufwand zu groß ist. Doch die Stimmen, die ein Umdenken fordern, werden lauter. "Ich glaube schon, dass ein Videoassistent ab der zweiten Runde hilfreich wäre", sagte Bayern Münchens Sportvorstand Max Eberl. Eintracht Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann sagte: "Ich bin für alles, was messbar ist."
Schiedsrichter warten auf Signal vom DFB
Die Schiedsrichter zeigen sich offen für die Debatte. "Die Entscheidung, in welchen Wettbewerben und welchen Runden der VAR eingesetzt wird, liegt nicht bei uns, sondern beim jeweiligen Veranstalter - in diesem Fall dem DFB. Wir als Schiri GmbH sind Dienstleister und würden uns grundsätzlich offen zeigen, sollte der Wunsch an uns herangetragen werden", sagte Jochen Drees, Leiter Innovation und Technologie, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Drees betonte jedoch, dass in der ersten Runde mit zahlreichen Amateurklubs "die Herausforderung definitiv zu groß" wäre.
Ähnlich sieht es Manuel Hartmann, Geschäftsführer Spielbetrieb beim DFB: "Die technischen Voraussetzungen sind in diesen Stadien nicht durch den Ligaspielbetrieb gegeben und müssten daher mit einem hohen technischen und finanziellen Aufwand hergestellt werden." Diese Belastung wolle man den Amateurvereinen nicht zumuten.
Wobei diese Argumentation zumindest die Frage aufwirft, ob der VAR dann nicht dort zum Einsatz kommen könnte, wo er in der Liga ohnehin angewendet wird. Ein dem FC Bayern aberkanntes Abseitstor beim 1. FC Köln hat schließlich keinen Einfluss auf etwa das Ergebnis zwischen Illertissen und Magdeburg. Wenn der Dortmunder Ausgleichstreffer in Frankfurt nicht gezählt hätte, hätte das für den Ausgang der Partie Energie Cottbus gegen Rasenballsport Leipzig keine Konsequenzen gehabt.
Quelle: ntv.de, tsi/sid