Fußball

Alkoholisiert, angezählt, auferstanden Rooney rehabilitiert sich

Ein Mann, ein Klub, und der heißt Manchester United: So sah es Wayne Rooney nach seinem Doppelpack gegen Lokalrivale City.

Ein Mann, ein Klub, und der heißt Manchester United: So sah es Wayne Rooney nach seinem Doppelpack gegen Lokalrivale City.

(Foto: dpa)

Das Pokalderby zwischen Manchester City und United bietet einen faszinierenden Einblick in den Mikrokosmos Fußball: viele Tore, noch mehr Emotionen, eine umstrittene Rote Karte, eine Fast-Blamage - und die Auferstehung von United-Star Wayne Rooney.

Aleksandar Kolarov hätte die Geschichte des 161. Manchester-Derbys umschreiben können. Aus einem dramatischen, intensiven Pokalspiel hätte er eine denkwürdige Aufholjagd machen können. Die Nachspielzeit war fast vorbei, Manchester United klammerte sich im City-Stadion an seine 3:2-Führung, und Kolarov hatte noch diese eine letzte Chance. Per Freistoß, fast genau von der Position, von der er schon in der 49. Minute direkt getroffen hatte. Auf den Rängen beteten die City-Fans für einen dritten Treffer, er hätte aus dem 0:3 zur Halbzeit ein 3:3 gemacht, trotz mehr als 80-minütiger Unterzahl. Die Fans wurden nicht erhört.

Rooney traf zweimal per Kopf.

Rooney traf zweimal per Kopf.

(Foto: REUTERS)

Die Geschichte einer wundersamen Auferstehung war das 161. Manchester-Derby trotzdem, das Skript war Hollywood-reif. Nur die Hauptrollen spielten andere. Schiedsrichter Chris Foy zum Beispiel, der in der 12. Minute Citys Abwehrchef Vincent Kompany mit einer der kuriosesten Roten Karten der jüngeren Fußballgeschichte vom Platz stellte. Vor allem aber Uniteds Stürmerstar Wayne Rooney. Der intervenierte nicht nur vor Kompanys Platzverweis erfolgreich, sondern spielte auch so. Zwei Tore vor der Halbzeit, insgesamt eine überragende Partie, öffentlicher Kuss aufs Vereinswappen inklusive - nicht schlecht für einen Spieler, dessen Karriere im United-Trikot am Freitag schon beendet schien.

Das hatte zumindest der "Independent" gemeldet und damit neben jeder Menge Aufgeregtheiten für eine kuriose Situation gesorgt. Noch bevor die Meldung vom erneuten, diesmal endgültigen Zerwürfnis zwischen United-Coach Sir Alex Ferguson und seinem Lieblingsschüler Rooney überhaupt die Öffentlichkeit erreichte, hatten sie Verein und Spieler ("Die reden absoluten Müll") schon dementiert.

Blamage am 70. Geburtstag

Gefrusteter Förderer: Sir Alex Ferguson soll langsam die Geduld mit Rooney verlieren, hieß es zuletzt im "Independent".

Gefrusteter Förderer: Sir Alex Ferguson soll langsam die Geduld mit Rooney verlieren, hieß es zuletzt im "Independent".

(Foto: dpa)

Die Nachricht, wonach Ferguson nach Rooneys Fast-Abschied im Dezember 2010 nun selbst die Geduld mit dem unkontrollierbaren Stürmer verloren habe und ihn deshalb noch im Winter loswerden wolle, war trotz Dementis ein Knüller. Glaubwürdig war sie auch, denn sie erschien nach einer Woche, in der United primär mit den Vokabeln Chaos und Krise in Verbindung gebracht worden war. Erst feierte Rooney am zweiten Weihnachtsfeiertag zu lang und zu alkoholreich, weshalb ihm Ferguson seinen Wochenlohn von 240.000 Euro als Strafe auferlegte und gegen die Blackburn Rovers auf seinen besten Spieler verzichtete. Prompt siegte das Ligaschlusslicht sensationell beim Meister, und das auch noch an Fergusons 70. Geburtstag.

Anschließend verlor United auch in Newcastle, weshalb die Aussichten vor dem Pokalgastspiel beim neureichen Lokalrivalen und Tabellenführer Manchester City düster schienen. Der "Guardian" stellte Ferguson bereits als Herrscher dar, der den Zerfall seines Königreichs nicht mehr aufhalten könne. Das alternde United-Team, für das bis zum Saisonende sogar der zurückgetretene, inzwischen 37-jährige Mittelfeldkämpfer Paul Scholes reaktiviert wurde, verspottete er als "Geriartricos".

Der Zittersieg gegen City hat die größten Kritiker zunächst verstummen lassen, auch wenn Zweifel an Uniteds Leistungsfähigkeit bleiben - weil der Meister trotz 80-minütiger Überzahl seinen 3:0-Pausenvorsprung fast noch verspielte. Aleksander Kolarov (49.) und Sergio Agüero (62.) hatten die United-Führung durch Rooney (10., 39.) und Danny Welbeck (30.) schmelzen lassen. Rooney feierte seine herausragende Leistung auf dem Platz als leidenschaftliches Bekenntnis zu United, auch wenn er hinterher betonte: "Ich hatte nichts zu beweisen. Was zuletzt in der Presse stand, war alles Quatsch. Es gibt keine Probleme mit mir und dem Verein. Ich will hier noch eine lange Zeit sein."

Öffentlicher Warnschuss

Plausibler scheint, was unmittelbar nach Bekanntwerden der "Independent"-Schlagzeile von anderen englischen Sportjournalisten auf Twitter gemutmaßt wurde: Rooney will zwar tatsächlich bleiben, darf es aber vielleicht nicht. Er wäre nicht der erste Unersetzliche, den Ferguson fallen ließ, auch David Beckham und Jaap Stam erging es so. In dieser Deutung war die Transfermeldung nicht erfunden, sondern eine letzte Warnung von Ferguson - die er seinem schwierigen Star einfach via Presse zukommen ließ.

"Wayne Rooney produziert eben Schlagzeilen", sagt Ferguson über seinen Star. Gegen City waren es positive.

"Wayne Rooney produziert eben Schlagzeilen", sagt Ferguson über seinen Star. Gegen City waren es positive.

(Foto: AP)

Für diese Deutung spricht, wie reserviert Ferguson die Auferstehung Rooneys hinnahm. Statt einfach in die Hymnen auf seinen Star einzustimmen, gab er ihm öffentlich einen guten Ratschlag. Ferguson erinnerte Rooney daran, dass er mit denselben Problemen konfrontiert sei wie einst das englische "enfant terrible" Paul Gascoigne.

"Wayne Rooney produziert eben Schlagzeilen. Er muss realisieren, dass die Medien einen neuen Gascoigne haben. Ob das gut oder schlecht ist, ist den Medien egal", sagte Ferguson: "Damit müssen wir klarkommen und er wird darunter leiden. Heute haben wir das gute Zeug gesehen, aber jeder Fehler wird absolut vernichtend bestraft werden."

Quelle: ntv.de

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