
Hat seine Belastung noch selbst gesteuert: Mario Basler.
(Foto: imago/Team 2)
Anfang der Woche sorgt Mario Basler für Furore, als er sich von der heimischen Couch live in eine TV-Show schalten lässt. Wie er selbst sagt, stand er kurz vor einem "Nervenzusammenbruch". Vor 25 Jahren nervte Basler die ganze Fußballnation mit seinem Skandal-Auftritt in der DFB-Elf.
Am Dienstag hat sich Mario Basler per Telefon live in den "Sport1-Fantalk" schalten lassen, weil ihm ein Wort in der Talk-Runde überhaupt nicht passte: "Ich drehe gleich durch mit eurer Belastungssteuerung." Anlass war das Spiel des FC Bayern München bei Manchester United. Und da der Rekordmeister bereits als Gruppensieger feststand, hatte der frühere Bundesliga-Spieler Thomas Brdaric das Thema aufgemacht. Doch Basler regte das Wort so sehr auf, dass er meinte, er würde "einen Nervenzusammenbruch" bekommen, wenn es auch nur noch einmal genannt würde.
Vor 25 Jahren hat Mario Basler das Thema "Belastungssteuerung" höchstpersönlich selbst für sich geregelt - indem er in manchen Spielen nur das Allernötigste tat. Damals spottete eine große deutsche Sportillustrierte, dass er in einem Champions-League-Spiel "so viele Pausen eingelegt" habe, dass hinterher sogar Franz Beckenbauer besorgt anmerkte: "Der Basler ist fast erfroren."
Es waren aber auch keine ganz einfachen Tage für den Mittelfeldspieler damals im Dezember 1998. Was jedoch noch keiner ahnen konnte: Kurz zuvor hatte Mario Basler in Gelsenkirchen gegen die Niederlande bereits sein letztes Spiel für die deutsche Nationalmannschaft bestritten. Im Alter von 29 Jahren. Der neue Bundestrainer Erich Ribbeck war nach der Partie gegen den Nachbarn so geschockt über Baslers "müden Auftritt", dass er sichtlich irritiert sagte: "Das Holland-Spiel war sehr lehr- und aufschlussreich für mich." Was Ribbeck damit genau meinte, sagte er einige Tage später.
Ribbeck schmiss Basler raus
Zu diesem Zeitpunkt war schon öffentlich geworden, dass Basler am Rande des Länderspiels "wieder einmal mächtig über die Stränge geschlagen hatte", das berichtete damals die "Sportbild". Und so hatte sein Skandal-Auftritt gegen die Niederlande schwerwiegende Folgen für ihn. Denn der Bundestrainer verkündete verklausuliert, aber dennoch eindeutig das Aus für Basler in der deutschen Nationalmannschaft: "Bei der Nominierung werde ich alle Eindrücke berücksichtigen. Dazu gehören die Leistungen sowohl auf dem Platz als auch das Verhalten außerhalb. Dann wird der eine oder andere fehlen." Mit diesen Worten hatte Ribbeck damals exklusiv den Bayern-Spieler gemeint.
Tragisch für Basler war allerdings nicht nur sein Rauswurf aus der DFB-Elf, sondern vor allem auch die Nachwirkungen. Denn eigentlich wollten die Münchener damals mit ihrem umtriebigen Mittelfeld-Strategen über eine Vertragsverlängerung sprechen. Doch das ließen sie dann aber nach der Degradierung aus der Nationalmannschaft lieber erst einmal sein. Das wiederum kam bei Basler gar nicht gut an. Offenherzig und angriffslustig meinte er: "Es gibt auch ein Leben nach dem FC Bayern. Ich lasse mich nicht verarschen!" Tatsächlich hat der Mann aus Neustadt an der Weinstraße diesen Affront nie vergessen.
Als nach der unglücklichen Niederlage im Champions League Finale von Barcelona gegen Manchester United die allermeisten Spieler Trübsal bliesen, feierte einer dennoch: Mario Basler. Er machte die Nacht zum Tag: "Beim Präsidium habe ich den Tisch kaputt getanzt. Da rief mir Rummenigge hoch: Du bekommst einen Vertrag auf Lebenszeit. Da rief ich: Da müssen aber zwei unterschreiben." Es war der Startschuss für das Ende des Mario Basler beim FC Bayern.
Die legendäre "Pizzeria-Affäre"
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Denn nun lauerten die Offiziellen des Rekordmeisters quasi auf weitere Eskapaden ihres Skandalprofis. Und sie mussten gar nicht mehr lange warten, bis es endgültig zum Bruch kam. Im November 1999 war Basler in Regensburg in eine Wirtshausrauferei verwickelt. Die Story ging als "Pizzeria-Affäre" in die Geschichte ein, weil Basler später erzählte, im Zuge dieser Rangelei habe ihn ein Polizist um Karten für ein Spiel gebeten. Die Sache landete vor Gericht - und Mario Basler in Kaiserslautern. Immerhin freute sich sein damaliger Werbepartner, eine Weißbier-Brauerei, über so viel kostenlose Publicity. Schließlich hatten sie Basler damals nicht ohne Grund unter Vertrag genommen: "Er ist der einzige Fußballprofi, dem man glaubhaft abnimmt, dass er ein Bier trinkt."
Das Fußballgenie mit einem Hang zum Größenwahn hat nach dem Rauswurf aus der Nationalmannschaft vor 25 Jahren nie wieder das Trikot des DFB getragen. Erich Ribbeck, der unerbittlich und kompromisslos damals diesen Schritt ging, ahnte schon, dass es kein Zurück mehr geben würde. Und er bedauerte, dass Basler einen Teil seiner großen Fähigkeiten nicht auf den Platz brachte: "Es hat zu allen Zeiten Spieler gegeben, die aus ihrem Talent zu wenig gemacht haben." Doch das half alles nichts mehr. Der Dezember im Jahr 1998 leitete das schleichende Ende eines hochbegabten Fußballspielers ein.
Quelle: ntv.de