Redelings Nachspielzeit

Suspendierter EM-Skandalprofi "Arnautovic? Der hat nur Stroh im Kopf"

Arnautovic lässt sich von niemandem etwas sagen.

Arnautovic lässt sich von niemandem etwas sagen.

(Foto: Pool via REUTERS)

Seit seinen viel diskutierten und kritisierten Ausfälligkeiten im EM-Spiel gegen Nordmazedonien steht der Österreicher Marko Arnautovic im Fokus der Öffentlichkeit. Nun hat ihn die UEFA gesperrt. Für langjährige Weggefährten war der aktuelle Skandal durchaus vorhersehbar.

Es gibt Klischees über Fußballer und es gibt Marko Arnautovic - das lebende Klischee. Sein ehemaliger Kollege in der österreichischen Nationalmannschaft, Paul Scharner, hat sich über ihn einmal so geäußert: "Ja, was soll ich über Marko sagen? Der hat ja nur Stroh im Kopf." Der "Null-Bock-Ösi" Arnautovic würde so etwas über sich selbst natürlich nie äußern, aber er formulierte es - nach einer frühen Läuterung - einmal ganz ähnlich wie Scharner: "Ich denke jetzt zehnmal nach, bevor ich einmal rede. Früher habe ich einmal nachgedacht und zehnmal geredet. Das war eben neunmal zu viel."

Nun hat der österreichische Nationalspieler in der Partie gegen Nordmazedonien einen Rückfall in längst überwunden geglaubte Zeiten erlitten. Weil die UEFA nach einem eingeleiteten Ethik- und Disziplinarverfahren die Schuldigkeit des Österreichers als erwiesen angesehen hat, wird Marko Arnautovic für ein Spiel (gegen die Niederlande) gesperrt. Zuvor hatte sich Arnautovic öffentlich entschuldigt. Doch auch diese spontane Entschuldigung war wieder typisch für ihn. Obwohl er nicht offiziell zur Pressekonferenz eingeladen worden war, ging er dennoch hin und äußerte sich kurz zu den Vorwürfen. Für langjährige Weggefährten und Beobachter des Österreichers ist der jüngste Skandal als andere als ein Zufall, schließlich hat Arnautovic schon zu Beginn seiner Karriere einmal gesagt: "Ich bin jung, ich habe manchmal meine Aussetzer, aber sonst ist alles okay."

Damals gab es häufiger kleinere und größere Probleme mit den Ordnungshütern. Zumeist war dabei auch ein Auto im Spiel. Und da dieses in der Regel nicht nur teuer, sondern auch sehr schnell war, passierte es eines Tages, dass Arnautovic in Österreich angehalten wurde. Seine Reaktion gegenüber dem Polizisten darauf? Typisch Arnautovic: "Du hast mir gar nichts zu sagen. Ich verdiene so viel, ich kann dein Leben kaufen. Wenn du mich anzeigst, dann wirst du schon sehen. Ich bin etwas Höheres als du!" Als Entschuldigung bot er dem Polizisten übrigens anschließend VIP-Karten für eins seiner Spiele an.

Einer wie Maradona?

So ein Leben als Marko Arnautovic ist aber auch nicht einfach. ÖFB-Pressesprecher Peter Klinglmüller fand den Rummel um den österreichischen Nationalspieler schon früh befremdlich: "Ich hab zuletzt schon geglaubt, Diego Maradona ist im Kader."

Ein schöner Vergleich. Denn auf dieser Stufe oder sogar noch etwas näher an Gott muss sich Arnautovic selbst gesehen haben, als er 2010 nach Bremen in die Bundesliga wechselte. Dort brachte er gleich am ersten Tag einen der wichtigsten Männer bei Werder gegen sich auf. Nach dem Training setzte sich Arnautovic in der Kabine einfach so auf den Platz von Torsten Frings. Die Mitspieler reagierten irritiert. Als der langjährige Kapitän schließlich kam, bat er den Neuzugang höflich den Platz zu räumen. Frings glaubte an ein Versehen. Doch Arnautovic blieb sitzen. Als der Österreicher bemerkte, dass Frings sich damit nicht zufriedengab, lächelte er lässig und fragte mit breitem Schmäh: "Habe ich die Champions League gewonnen oder du?". Tatsächlich ist Arnautovic zum Beginn der damaligen Saison vom Champions-League-Sieger Inter Mailand nach Bremen gewechselt. Dummerweise hatte er selbst aber beim Gewinn des Landesmeister-Pokals nicht eine Sekunde für den italienischen Klub gespielt.

"Der Hund kann aber nix dafür!"

Wie war das noch mit dem Klischee Fußballprofi? Natürlich liebt Arnautovic neben schnellen Autos auch die Damen. Seine Idealvorstellung, sprich Traumfrau, hat er einmal so in Worte gefasst: "Sie muss tätowiert sein, das steht bei mir an erster Stelle. Und schwarze Haare und Silikonbrüste haben." Genau so eine muss er schließlich ausgerechnet beim Zahnarzt gefunden haben. Denn als er wieder einmal etwas fix unterwegs war, gab er als Entschuldigung an, dass er schnell zum Zahnarzt müsse. Kurz darauf deckte eine Boulevard-Zeitung auf, dass diese Ausrede tatsächlich nicht gelogen war. Wenigstens nicht ganz. Schließlich arbeitete seine neue Freundin dort als Zahnarzthelferin. Und die hatte gerade Feierabend gemacht, als der Ösi Gas gab.

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Wenn es nach Arnautovic ginge, würde es ohnehin viel mehr Frauen im Berufsleben geben - auch hier wieder eine dieser typischen Arnautovic-Aussagen: "Ich hab schweren Muskelkater, aber Gott sei Dank haben wir ja Masseure. Lieber wäre mir aber eine Massage von einem Mädchen." Seine Zeit in Bremen war für alle nicht immer ganz einfach, aber stets sehr unterhaltsam. Wöchentlich sorgte der Österreicher mit ausgefallenen Aktionen für Schlagzeilen. Besonders nachhaltig in Erinnerung geblieben ist die Geschichte, als Arnautovic im Garten mit seinem dreijährigen Schäferhund Santos vergnüglich herumtollte. Zwei echte Bälle-Narren auf dem satten Grün. Beide spielten ausgelassen herum, als es passierte: Arnautovic nahm den Ball in die Hand, lief vor Santos weg, blieb in einem Loch im Rasen hängen, verdrehte sich das Knie und fiel mit einem Innenband-Riss wochenlang aus. Und was sagte der liebe Tierfreund Arnautovic: "Der Hund kann aber nix dafür!"

Wann gibt's eine sportliche Nachricht?

Wie Millionen von Fußballfans nun bei der EM ebenfalls feststellen durften: Der Mann ist alles, aber nicht auf den Mund gefallen. Einzig, er redet manchmal zu viel, aber weiß Gott nicht mit jedem. Auf die Frage, was er in der Vorbereitung auf ein Länderspiel mit dem damaligen Teamchef Didi Constantini besprochen habe, antwortete Arnautovic: "Hallo, wie geht's? - Mir geht's gut! - Was machst? - Nichts." Das war's. Vielleicht einfach auch einmal besser so.

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Und um das Klischee abzurunden, muss man sagen: Arnautovic ist aber auch immer schon ein riesiges Fußballtalent gewesen. Andreas Herzog meinte einmal: "Es gab einen Krankl, einen Herzog, einen Polster, einen Prohaska, aber Arnautović stellt sie alle in den Schatten, wenn er sein Potenzial abruft. Das ist mit Abstand der beste Fußballer, der in den letzten 30 Jahren auf dem Fußball-Platz herumgelaufen ist." Nur leider zeigte er dies bis zum heutigen Tag viel zu selten, wie Didi Kühbauer einmal so treffend sagte: "Wenn er sein Potenzial original nur beim Einkaufen abruft, ist das zu wenig."

Man darf gespannt sein, wie die Geschichte des nun erst einmal suspendierten österreichischen Nationalspielers weitergehen wird. Man darf aber wohl vermuten: Wir werden noch so einiges von Marco Arnautovic hören. Zur Abwechslung wären allerdings einmal rein sportliche Nachrichten nicht schlecht. Für ihn - aber auch für uns!

Quelle: ntv.de

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