
Josef Kaczor kam eines herrlichen Tages angeheitert zu einem Hotel, aber nicht hinein.
Den "Geist von Marbella" wollte der VfB Stuttgart am Wochenende gegen Eintracht Frankfurt mit einem Kurz-Trip in den Süden wecken. Ging schief! Doch dass das nicht immer so sein muss, zeigen zwei überaus kuriose Geschichten aus der Bundesliga - und von einem englischen Champions-League-Teilnehmer!
In der Spielzeit 1975/76 steckte der VfL Bochum mal wieder tief im Abstiegskampf fest - genau wie der VfB Stuttgart heute. Und da die eine oder andere Maßnahme zuvor schon nicht gegriffen hatte, entschieden sich die Verantwortlichen für einen besonderen Kniff: In der zweiwöchigen Pause zwischen dem 28. und 29. Spieltag reiste der VfL Bochum vor der wichtigen Partie am 1. Mai im Ausweichstadion Schloss Strünkede in Herne zu einem Kurztrainingslager auf die Sonneninsel Gran Canaria. Ein gewagtes Experiment mitten in der Saison - wie sich schnell herausstellen sollte. Denn das warme Wetter dort machte einige VfL-Spieler richtig durstig.
Und so versuchten eines Abends die Profis aus dem Ruhrgebiet den außerordentlichen Flüssigkeitsverlust ohne Rücksicht auf Promille auszugleichen. Das klappte erstaunlich gut. Doch leider kam der etwas angeheiterte Jupp Kaczor in den späten Abendstunden dieses herrlichen Tages unter kanarischer Sonne prompt etwas zu spät zum Hotel zurück. Alle Türen waren bereits geschlossen. Und so entwickelte der Bochumer Klassestürmer immer noch in guter Stimmung, aber doch etwas besorgt, eine abenteuerliche Idee: Er wollte mit einem abmontierten Verkehrsschild über die Außenmauer des Hotels aufs Innere der Anlage hineinspringen. Ein verrückter Plan - der erstens scheiterte und zu allem Überfluss auch noch das Interesse von zwei Polizisten weckte.
Es kam, wie es kommen musste. Kaczor konnte sich nur mit Händen und Füßen verständigen und wurde deshalb erst einmal mit aufs Revier genommen und dort für eine Nacht in die Ausnüchterungszelle gesteckt. Als der VfL-Stürmer am nächsten Morgen nicht zum Frühstück erschien, flog die ganze Geschichte auf. Trainer Heinz Höher war stinksauer, hatte aber sogleich eine Lösung parat. Und so sprach er zu Kaczor: "Wenn du am Samstag gegen Köln ein Tor machst, ist das hier vergessen. Wenn nicht ...!" Man muss es fast nicht mehr erwähnen, aber der VfL Bochum gewann am Wochenende tatsächlich gegen den 1. FC Köln mit 1:0. Und der Torschütze dieses Tages war selbstverständlich: Jupp Kaczor!
Die Sache mit dem Golfschläger
Andere Geschichte, anderes Land, andere Zeit. Im Jahr 2007 wollte Liverpools Trainer Rafael Benitez sein Team mit einem kleinen Ausflug nach Portugal auf das Champions-League-Spiel in Barcelona vorbereiten. Die Devise war: ein paar Tage den Kopf freipusten, alle Sorgen vergessen und den Fokus komplett auf die wichtige Partie lenken. Das klappte auch prima - bis zum letzten Abend vor der Abreise zum Spiel. Was in dieser Nacht genau passierte, wird vermutlich nie zu klären sein.
Eindeutig überliefert ist, dass am nächsten Morgen die portugiesische Polizei den polnischen Keeper Jerzy Dudek in Handschellen aus dem Hotel abführte. Zusammen mit seinen Kollegen Robbie Fowler und Jermaine Pennant soll er in der Nacht zuvor an mehreren Autos erheblichen Sachschaden verursacht haben. Da Zeugen nur ihn mit einem Baseballschläger gesehen haben wollten, wurde Dudek zur weiteren Klärung mit auf die Wache genommen.
Der eigentliche "Höhepunkt" der nächtlichen Aktivitäten hatte sich aber zwischen John Arne Riise und Craig Bellamy abgespielt. Da der stocknüchterne Norweger sich in dieser feuchtfröhlichen Runde standhaft geweigert hatte, an der Karaokesession der Mitspieler teilzunehmen, war Bellamy stellvertretend für seine Kameraden kurzerhand ausgerastet und hatte - Obacht! - Riise mit einem Golfschläger angegriffen. Glücklicherweise deutete Bellamy den Schlag nur an, sodass sich die Verletzungen beim Norweger in Grenzen hielten. Die Aktion brachte dem Waliser dennoch den ewigen Spitznamen "The nutter with the putter" (der Verrückte mit dem Golfschläger) ein.
"Googelt mich bloß nicht"
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Der Clou an der Geschichte: Die nächtlichen Eskapaden wären wahrscheinlich nie an das Licht der Öffentlichkeit gelangt, wenn Liverpool das Spiel in Nou Camp am Ende nicht mit 2:1 gewonnen hätte. Denn der Schütze des ersten Liverpooler Treffers war - ausgerechnet - Craig Bellamy. Und der feierte sein Tor mit einem angedeuteten Golfschwung.
Selbstverständlich musste der Mann aus Cardiff hinterher der Presse erklären, was es denn mit diesem besonderen Torjubel auf sich hatte. Fast überflüssig zu erwähnen, dass natürlich der Norweger John Arne Riise den zweiten Liverpooler Treffer an diesem Abend erzielte und die Story so endgültig rund machte. Craig Bellamy hat übrigens mal in Erinnerung an seine wilde, von Eskapaden gezeichnete Profizeit gesagt: "Wenn ich jemals dazu kommen werde, ein Buch zu schreiben, kriegt es den Titel ›Googelt mich bloß nicht!‹."
Was nun im Umkehrschluss im sechstägigen Kurz-Trainingslager des VfB Stuttgart unter spanischer Sonne "schiefgelaufen" ist, das können wir nur erahnen. Aber wer weiß: Vielleicht stellt sich der "Geist von Marbella" auch noch mit etwas Verspätung bei den Schwaben vor.
Quelle: ntv.de