Dino Zoff 1982 mit dem Weltmeister-Pokal.
(Foto: imago/Buzzi)
Er ist immer noch der bislang älteste Weltmeister und eine echte Legende. Dabei war der Weg des Dino Zoff zum Ausnahmetorhüter steinig und begann mit einem Desaster. 31 Jahre später krönte er seine Karriere jedoch 1982 mit dem WM-Titel. Heute feiert "Dino nazionale" seinen 80. Geburtstag.
Der große Dino Zoff war einfach zu klein. Er maß nur 1,62 Meter. Auch mit erst 14 Jahren war das für einen Torwart viel zu wenig. Und genau das wollte er ja sein. Der Mann im Kasten, der Bälle abwehrt und seine Mannschaft so vor Toren bewahrt. Es musste also etwas passieren mit dem Jungen aus dem Dörfchen Mariano del Friuli in Norditalien. Gut, dass Dinos Oma Adelaide eine Idee hatte. Die Familie besaß damals zwar nicht viel, aber Eier, die hatten sie genug. Und die machen groß und stark, sagte Oma Zoff, jeden Tag aufs Neue, wenn sie ihrem kleinen Enkelsohn einen Eier-Cocktail zubereitete. Zwei, drei, frisch aufgeschlagen in eine Tasse - und dann runter damit. Und siehe da: Es half! Dino wuchs und wuchs. Und alsbald maß er stolze 1,82 Meter. Für einen Torwart war das immer noch nicht viel - aber was ihm an Körperlänge fehlte, machte der schweigsame Junge mit seiner Sprungkraft, Ruhe und Gelenkigkeit wett. Und plötzlich war der ehemals so kleine Dino Zoff riesengroß - und heiß begehrt.
Doch der Start in seine Profikarriere ging erst einmal gründlich daneben. Nein, genauer genommen war es ein echtes Desaster. Mit gerade einmal 19 Jahren stand Dino Zoff am 24. September 1961 im Tor seines Klubs Udinese - und erlebte eine verheerende Niederlage. Das Spiel in Florenz war damals wegweisend für den weiteren Verbleib in der ersten Liga. Und die Fiorentina machte Ernst. 5:2 endete die Partie und der junge Nachwuchskeeper Zoff musste gleich nach seiner ersten Saison den Gang in die Zweitklassigkeit antreten. Über 30 Spiele bestritt er insgesamt für Udinese, bevor er zum AC Mantova transferiert wurde. Und dort lebte Zoff dann erst so richtig auf. Obwohl es mit Mantova rauf und runter in den Ligen ging, reifte er in dieser Zeit zu einem Klassetorhüter - der Begehrlichkeiten anderer Vereine weckte.
Der Kampf ums Tor
Für Zoff sollte es schließlich 1967 in den heißen Süden Italiens gehen. Der SSC Neapel, der Klub vom Vesuv, lockte den ruhigen, eher etwas unterkühlten Norditaliener - und Zoff sollte diese Entscheidung nie bereuen. In seiner Erinnerung war es eine wunderschöne Zeit in einer temperamentvollen Stadt, die ihn endgültig ins fußballerische Rampenlicht katapultierte. Damals begann auch die erbitterte Auseinandersetzung um den Platz in der italienischen Nationalmannschaft mit seinem neuen Rivalen Enrico Albertosi von Cagliari Calcio.
Der ständige Wechsel im Kasten der Squadra Azzurra beschäftigte in den Jahren bis nach der WM 1970 nicht nur die beiden Keeper bis aufs Äußerste, sondern auch die Anhänger der Klubs aus Cagliari und Neapel. Jahrelang waren sich die beiden Fangruppen wegen des Torwartduells spinnefeind und lieferten sich gewaltsame Auseinandersetzungen. Doch nach der WM 1970 in Mexiko gab es nur noch einen Stammkeeper im Tor der italienischen Nationalmannschaft: Dino Zoff.
In seinen fünf Jahren in Neapel hatte Zoff den ersten Rekord in seiner Karriere aufgestellt, dem viele weitere noch folgen sollten. In 213 Meisterschaftspartien für den SSC stand der Torhüter in Folge im Kasten. Erst ein Bruch des rechten Arms beendete diese lange Zeit ohne Unterbrechung im Tor von Neapel. Doch nach seinem Wechsel 1972 zu Juventus Turin sollte Zoff gleich eine neue Bestmarke aufstellen. In 330 Begegnungen nacheinander stand er im Kasten "der alten Dame". Dieser Rekord hat noch heute Bestand. Und in Turin holte Zoff auch gleich in seinem ersten Jahr mit Juventus die Meisterschaft. Umgerechnet 2,2 Millionen Mark Ablöse war er dem italienischen Rekordmeister wert gewesen. Eine stolze Summe für die damalige Zeit.
"Das Schicksal aller Trainer"
Doch jede einzelne Lira sollte sich bezahlt machen für Juventus. Denn die Jagd nach neuen Rekorden ging munter weiter. In der Meisterschaftssaison 1972/73 konnten ihn gegnerische Spieler 903 Minuten lang nicht überwinden und in der Nationalmannschaft waren es sogar 1133 Minuten, in denen der große Dino Zoff seinen Kasten sauber hielt. Rekorde, die zeigen, wie einzigartig dieser Keeper zu der damaligen Zeit war. Übrigens: Den Rekord bei der Squadra Azzurra büßte er bei der WM 1974 in Deutschland ein, als ihn der völlig unbekannte Stürmer Emmanuel Sanon aus Haiti im Münchener Olympiastadion bezwingen konnte.
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Doch das Glanzstück seiner Karriere sollte erst einige Jahre später folgen - im Finale der Weltmeisterschaft 1982 in Spanien gegen Deutschland. Mit unglaublichen 40 Jahren holte Dino Zoff damals beim ungefährdeten 3:1-Endspielsieg gegen das deutsche Team den WM-Pokal nach Italien. Es war der Abend, als der große Schweiger aus dem Dörfchen Mariano del Friuli endlich einmal komplett aus sich herausging. Später sollte er einmal in Erinnerung an diese einzigartigen Momente seiner Karriere sagen: "Nur der Sportler findet zu sich selbst, der wirklich ein Publikum gesucht hat." Ein kluger, fast schon philosophischer Satz.
Ein Jahr nach dem Triumph mit der italienischen Nationalmannschaft in Spanien beendet Zoff mit 41 Jahren seine aktive Karriere. Später versuchte sich der Weltmeister von 1982 noch einige Jahre als Trainer - unter anderem verlor er als Nationalcoach bei der EM 2000 nur knapp das Finale gegen Frankreich - doch er wurde dabei nie wirklich glücklich. 2005 war der AC Florenz seine letzte Station. Zoff mochte einfach nicht, wie der Job stets enden musste: "Es ist das Schicksal aller Trainer, früher oder später mit Tomaten beworfen zu werden."
Heute, knapp 40 Jahre nach dem größten Erfolg seiner Karriere, feiert der älteste Fußball-Weltmeister aller Zeiten seinen 80. Geburtstag. Alles Gute und Glück auf, lieber "Dino nazionale"!
Quelle: ntv.de

