
Ein Mann für alle (Dschungel-)Fälle.
(Foto: RTL/Stefan Gregorowius)
Vor Jahren mischte Ex-Fußballer Thorsten Legat bei "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus" den Dschungel auf. Nun ist mit David Odonkor wieder ein ehemaliger Bundesligastar ins Camp gezogen. Rockt auch er den Dschungel - oder wie Ansgar Brinkmann scheitern und vorzeitig ausziehen?
"Merkwürdig, was da für Kreaturen dabei sind." Im Januar 2016 schaute sich Thorsten Legat, der ehemalige Bundesligaprofi aus dem malerischen Ruhrgebiet, im fernen australischen Dschungel erst einmal kritisch um. Und dann hatte er eigentlich auch schon wieder genug. Und das lag nicht etwa an irgendwelchen Viechern, die auf dem Boden herumkrochen, sondern an seinen Mitkandidaten - an denen er sich dann auch in den nächsten 14 Tagen trefflich abarbeiten sollte.
Denn eins stand für den früheren Spieler von Vereinen wie dem FC Schalke 04 oder Werder Bremen schon vorher fest: "Ich habe vor nichts und niemandem Angst. Wenn, dann müssen sich die Tiere im Dschungel schon vor Thorsten Legat fürchten."
Die Idee, ehemalige Fußballer ins Camp zu holen, besteht eigentlich seit Anbeginn der Sendung "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus". Doch selten ging das Konzept so gut auf wie im Fall des gebürtigen Bochumers, der damals schon vor seinem Einzug die Presse elektrisierte und werbewirksam sagte: "Ich will wissen, wo ein Thorsten Legat Grenzen hat. Deshalb auch die Teilnahme an diesem Projekt."
Jimmy Hartwig stand vor dem Dschungel am Abgrund
Am gestrigen Freitag nun ist die neue Staffel gestartet und mit dabei ist wieder ein früherer Nationalspieler. David Odonkor ist der Mann, den die Deutschen wie kaum einen anderen mit dem Sommermärchen des WM-Jahres 2006 verbinden. Damals am 14. Juni im zweiten Vorrundenspiel der DFB-Elf gegen Polen stand es lange Zeit 0:0. Und dann, in der 91. Spielminute, in dem Augenblick, in dem schon niemand mehr damit gerechnet hatte, sollte es passieren.
Wer damals mit dabei war, wird diese Explosion der Gefühle nie mehr vergessen. Flanke von rechts und in der Mitte netzte Oliver Neuville ein. 1:0 für Deutschland. Wildfremde Menschen lagen sich damals in den Armen. Und der Mann, der diese eine, unvergessliche Flanke auf den Torschützen Oliver Neuville gab, will sich nun in den nächsten Tagen und Wochen im australischen Dschungel beweisen.
Man weiß jetzt noch nicht, ob sich David Odonkor, der erst kürzlich einen Vertrag als Trainer beim Landesligisten DJK Blau-Weiß Mintard unterschrieben hat, mit diesem Engagement einen Gefallen getan hat. Vermutlich wird auch er nicht zugeben, dass ihn vor allem das Geld gereizt hat. Genau wie vor zwanzig Jahren einen ehemaligen Deutschen Meister.
Denn als Jimmy Hartwig 2004 in das australische TV-Camp ging, war der Dschungel die letzte Klappe in seiner realen Doku-Soap am Abgrund. Hartwig hatte zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Leben hinter sich. Er war Schlagersänger, zog für die CDU in den Wahlkampf, pries Kondome an und wollte 1992 gar die finanziellen Probleme der Menschen im Alter lösen. Hartwig inserierte im "Hamburger Abendblatt": "Ich biete Ihnen die Chance einer ungewöhnlichen Partnerschaft", auf der Suche nach Leuten, die sich in Rentenfragen auskannten und für ihn arbeiten sollten: "Ich habe zuletzt Seminare in Wien und Lüneburg besucht. Ich will helfen, dass die Menschen später nicht mit 1.300 Mark Rente auskommen müssen."
"Weißer Brasilianer" hat nicht nur Legat enttäuscht
Knapp zehn Jahre später war der ehemalige Profi des Hamburger SV, des 1. FC Köln und einiger weiterer Vereine selbst pleite. Hartwig ging ins TV-Camp, weil er das Geld brauchte. Doch dem "Tagesspiegel" sagte er hinterher: "Wenn du mit dem Rücken zur Wand stehst, nimmst du halt, was du bekommst. Heute ekel ich mich dafür vor mir." Man kann David Odonkor nur alles Gute wünschen - und dass Thorsten Legat endlich einen würdigen Nachfolger als das größte Showtalent unter den Ex-Fußballern, die sich in der Sendung "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus" präsentierten, findet.
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Denn schon einmal hatte Legat die große Hoffnung, dass da jemand nachkommt, der sein Motto - "Dschungelcamp ist keine Beautyfarm. Da muss man ackern, Eier inne Buchse haben" - ganz neu mit Leben füllen könnte. Damals im Jahr 2018 hatten sich viele TV-Zuschauer eine Menge vom "weißen Brasilianer" Ansgar Brinkmann versprochen - doch er enttäuschte nicht nur Thorsten Legat.
Dabei hatte Brinkmann lange vorher einmal gesagt: "Ich würde auch gerne mal ins Dschungelcamp gehen. RTL müsste mich nicht mal finanziell bedrohen. Dass mir Geld ziemlich egal ist, habe ich bereits bewiesen. Dass ich wahnsinnig genug dafür bin, das ist ja auch mal sicher. Ich würde deshalb gerne ins Dschungelcamp gehen, weil ich im Camp alles kaputt machen möchte. Aus dem Lagerfeuer würde ich ein Osterfeuer machen und nach acht Stunden den ersten der anderen Kandidaten würgen."
Legat und Brinkmann prügelten sich nur fast
Dazu ist es bei der 12. Staffel der Sendung dann aber nicht gekommen. Brinkmann verließ nach zehn Tagen vorzeitig und freiwillig das Camp. Vielleicht lag es daran, dass ihm kurz nach Bekanntwerden seines Einzugs ein prominenter Ex-Spieler von ihm eine WhatsApp-Nachricht geschickt hatte. Es war niemand Geringeres als Jürgen Klopp: "Weltklasse, mein Freund, ich schaue jede Folge!" Und tatsächlich hatte diese Nachricht wohl Eindruck auf Brinkmann gemacht, denn nur wenige Zeit später schrieb er aus seinem Urlaub noch vor der Sendung: "Kloppo hat RTL in Liverpool und schaut jede Folge. Da fühle ich mich jetzt echt beobachtet. Vielleicht sollte ich lieber doch auf Mauritius bleiben und Out Of Order sein. Liebes RTL-Team, ich würde nicht drauf wetten, dass ich im Januar abfliege ab Frankfurt nach Australien - vielleicht gehe ich auch ins Kino!"
Doch dann begann eigentlich alles ganz hoffnungsvoll, denn Ansgar Brinkmann überraschte die Mitbewohner mit einem ganz besonderen Utensil bei seinem Einzug, wie Mitkandidatin Natascha Ochsenknecht später erzählte: "Ich werde nie die Blicke der anderen Camp-Bewohner vergessen, als sie entdeckten, dass Ansgar ein Skateboard mit in den Dschungel gebracht hatte. Die Idee war so bescheuert, dass sie schon wieder gut war. Das Board wurde dann auch tatsächlich eingesetzt. Nicht zum Skaten natürlich, aber als Minitisch für alles, als Sitzgelegenheit und als Tablett." Doch dann kam nicht mehr viel. Vor allem, wenn man den Thorsten-Legat-Maßstab anlegte.
Und genau der - der 2016 als Drittplatzierter aus dem australischen Dschungel heimkehrte ("Ich glaube, ich verlasse das Camp hier nicht als Normaler" - hatte an Brinkmanns vorzeitiger Aufgabe natürlich etwas auszusetzen: "Wir haben uns nach dem Dschungelcamp etwas gebattlet. RTL hat mich aufgefordert, Ansgars freiwilligen Auszug zu kommentieren. Wenn ich was sage, dann ist es egal, ob es um meinen besten Freund oder um meine Familie geht: Wenn jemand scheiße gebaut hat, dann sage ich ehrlich meine Meinung."
Das fand wiederum Ansgar Brinkmann nicht so gut und konterte: "Ich habe Thorsten Legat über die Medien gesagt: 'Thorsten, pass auf, wir beide können das fair regeln, wir treffen uns mal im Ring, dann haue ich dir aufs Maul.'" Dazu kam es dann aber am Ende doch nicht, weil sich beide - Obacht! - beim Abschiedsspiel von David Odonkor trafen und die Sache aus der Welt schafften. Vielleicht ja ein gutes Omen für "Speedy" Odonkor, dass sich die beiden alten Dschungel-Veteranen ausgerechnet bei ihm aussprachen - auch wenn er selbst bisher alles andere als durch pressewirksame Sprüche auffiel. Aber wer weiß? Seine Flanke in der 91. Minute am 14. Juni 2006 kam auch für alle Fußballfans in Deutschland fast aus dem Nichts. Und diese Flanke ist bis heute unvergessen.
Quelle: ntv.de