Torwart rettet 0:0 gegen Brasilien Ochoa, der Albtraum der Seleção
18.06.2014, 08:24 Uhr
Teufelskerl im mexikanischen Tor: Guillermo Ochoa.
(Foto: REUTERS)
Brasiliens Trainer Luiz Felipe Scolari wertet das Remis gegen Mexiko als Fortschritt. Aber die Milliarden Zuschauer weltweit haben einen anderen Eindruck: Demnach bringt der mexikanische Torwart Guillermo Ochoa Neymar und Co. schier zur Verzweiflung.
Zumindest auf dem Weg zum Teambus musste Neymar nicht an der "mexikanischen Mauer" vorbei. Der brasilianische Superstar war wegen einer Dopingkontrolle vom Gang durch die Interview-Zone befreit, in der ein überglücklicher Guillermo Ochoa den Frage-Marathon genauso souverän meisterte, wie zuvor im Spiel die Herkulesaufgabe gegen Neymar und Co.
Ochoa, der Albtraum der Seleção, machte beim 0:0 im zweiten Gruppenspiel des WM-Gastgebers Brasilien gegen Mexiko in Fortaleza "das Match meines Lebens", wie er selbst sagte. Er sorgte fast im Alleingang für den ersten kleinen Rückschlag des Top-Favoriten auf dem Weg zum fest eingeplanten sechsten WM-Titel. Doch Trainer Luiz Felipe Scolari ging bei jedem Anflug von Panikmache der heimischen Medienvertreter sofort dazwischen. Er sei mit der Leistung "ziemlich glücklich", sagte Scolari, seiner Meinung nach hätte sich der Top-Favorit im Vergleich zum holprigen, aber erfolgreichen Auftaktspiel gegen Kroatien (3:1) sogar "um zehn Prozent verbessert".
Im Weg habe nur einer gestanden: Teufelskerl Ochoa, der in seinem 59. Länderspiel Großchancen von Neymar (26./69.), Paulinho (44.) und Thiago Silva (86.) in Weltklasse-Manier vereitelte. "Er hat mindestens vier Wunder vollbracht", sagte Brasiliens staunender Stürmer Fred über den Mann mit dem Stirnband und der Wuschelfrisur.
"Ich habe sehr gelitten"
Ob der omnipräsente Ochoa aber auch den Elfmeter gehalten hätte, den es nach einem leichten Griff an Linksverteidiger Marcelo kurz vor dem Schlusspfiff im Estadio Castelao hätte geben können, wird nie beantwortet werden. Schuld am ausbleibenden Pfiff des türkischen Schiedsrichters Cuneyt Cakir waren nach Meinung der Brasilianer die heftigen Diskussionen nach dem strittigen Elfmeter im Eröffnungsspiel gegen Kroatien.
"Wenn darüber nicht so viel gesprochen worden wäre, hätte es heute garantiert einen für uns gegeben", sagte der starke Kapitän Thiago Silva angefressen. Die Schiedsrichter-Entscheidung hatte auch Fußball-Idol Pelé erzürnt. Die erste Halbzeit hatte der 73-Jährige wegen eines Staus nur im Auto-Radio verfolgen können. "Ich habe sehr gelitten", sagte Pelé: "Es gibt eben keine leichten Spiele bei der WM. Aber wir müssen weiter ans Achtelfinale glauben."
Ochoa sei Dank
Ohne den angeschlagenen Hulk (Oberschenkelprobleme) zur Unterstützung fiel wieder einmal auf, wie abhängig das Offensivspiel der Brasilianer von Neymar ist. Der Angreifer des FC Barcelona spielte gut, er lief viel und war technisch stark, aber im Abschluss eben glücklos.
Scolari wehrte sich gegen die Kritik, der Erfolg seines Teams stehe und falle mit der Form des 22-Jährigen. "Er hat überragendes Potenzial in gewissen Momenten, aber Neymar gewinnt und verliert nicht alleine, er ist Teil der Gruppe", sagte der 65-Jährige. Er forderte von seiner Mannschaft um den erneut unauffälligen Bundesliga-Legionär Luiz Gustavo nur eine Verbesserung für das letzte Gruppenspiel am Montag gegen Kamerun: "Tore!"
Im Sturm haperte es auch bei den Mexikanern, die den Brasilianern aber wie schon beim überraschenden Sieg im Olympia-Finale 2012 mit Herz und Leidenschaft den Zahn zogen. Vor allem dank der noch gegentorlosen Defensive hat El Tri vor dem Gruppenabschluss gegen Kroatien beste Chancen aufs Achtelfinale. Ochoa sei Dank! "Ich kann mich nicht erinnern, dass ein Torwart bei einer WM schon mal dasselbe in einem Spiel geleistet hat wie Ochoa gegen Brasilien", schwärmte Herrera.
Quelle: ntv.de, Jörg Soldwisch, sid