Historische Halbzeit im Halbfinale Deutschland überrollt Brasilien
08.07.2014, 22:50 Uhr
Die Deutschen jubeln, Brasilien ist völlig von der Rolle.
(Foto: REUTERS)
Fantastisches spielt sich in der ersten Halbzeit des WM-Halbfinals ab. Mit einer historischen Galavorstellung spielt Deutschland den Gastgeber an die Wand und erzielt unfassbare fünf Tore gegen Brasilien - vier davon in sieben Minuten.
Die deutsche Nationalmannschaft steht praktisch im Finale der WM in Brasilien. Nach einer schier unglaublichen ersten Halbzeit mit vier Treffern innerhalb von sieben Minuten geht die DFB-Auswahl gegen Gastgeber Brasilien mit einem 5:0 in die Pause.
Die Torschützen waren zunächst Thomas Müller (11.), der nach einem Eckball das 2000. deutsche Länderspieltor erzielte. Danach erhöhte Miroslav Klose (23.), der mit seinen nunmehr 16 WM-Toren Rekordhalter ist. Und schließlich trafen Toni Kroos (24./26.) und Sami Khedira (29.) in einer Phase, in der die Brasilianer fast zu zerfallen drohten.
DFB-Elf wie gegen Frankreich
Die deutsche Mannschaft begann mit der identischen Aufstellung wie beim 1:0 im Viertelfinale gegen Frankreich - Brasilien ging nach dem 2:0 gegen Kolumbien zwangsläufig mit zwei Änderungen in sein erstes WM-Halbfinale seit dem Titelgewinn 2002. So ersetzte Dante von Bayern München den gelbgesperrten Kapitän Thiago Silva in der Innenverteidigung.
Dem 21 Jahre alte Bernard, geboren in Belo Horizonte, übernahm die Position des verletzten Neymar. Neymar war nicht im Stadion, aber allgegenwärtig, zumindest vor dem Spiel: Da hielten David Luiz, Ersatzkapitän für Thiago Silva, und Torhüter Julio Cesar vor dem Abspielen der brasilianischen Nationalhymne ein Trikot des verletzten Wunderknaben hoch.
Danach begannen beide Mannschaften rasant, aber auch erkennbar von Nervosität sowie gegenseitigem Respekt geprägt. Das änderte sich in der 13. Minute. Beim Eckball von Kroos orientierten sich die Brasilianer fast geschlossen zu Mats Hummels, dabei verlor David Luiz den zentral stehenden Müller aus den Augen - dessen Schuss ging Julio Cesar durch die Beine.
Sieben Minuten, vier Tore
Für Deutschland war es bereits der fünfte Treffer aus oder nach einer Standardsituation. Im Stadion wurde es umgehend lauter - aber nur für gut zehn Minuten, dann brach eine Phase an, die wohl als Sternstunde des deutschen Fußballs und als schwärzeste Phase des brasilianischen in Erinnerung bleiben wird. Es fielen innerhalb von sieben Minuten vier deutsche Treffer.
Zunächst spielte Miroslav Klose die brasilianische Abwehr im Alleingang schwindelig - er ist nun erfolgreichster Torschütze bei WM-Endrunden. Die Schockstarre, die sich danach im Stadion breit machte, übertrug sich auch auf die brasilianische Abwehr, die ohne Thiago Silva einem Hühnerhaufen glich. Bei den Toren von Kroos und Khedira wurde sie mit schnellen Ballstafetten ausgespielt, als sei sie tatsächlich nicht vorhanden.
Auf den Tribünen spielten sich da bereits dramatische Szenen ab. Brasilianische Angänger weinten hemmungslos, die ungefähr 4000 nicht minder fassungslosen deutschen Anhänger sangen: "Oh, wie ist das schön", oder "einer geht noch". Brasilien hatte in seiner ruhmreichen Geschichte erst einmal fünf Gegentreffer in einem WM-Spiel kassiert - beim 6:5-Sieg 1938 gegen Polen.
Quelle: ntv.de, rpe/sid