Costa Rica schlägt sensationell Italien England sagt "bye-bye"
20.06.2014, 20:19 Uhr
Für Wayne Rooney und seine Kollegen ist das WM-Turnier vorzeitig beendet.
(Foto: imago/Photosport)
Die nächste große Sensation ist perfekt: Das Fußball-Mutterland scheitert in der WM-Vorrunde. Nach der Pleite gegen Uruguay versetzt das Sensationsteam aus Mittelamerika dem viermaligen Weltmeister mit einem Sieg über Italien den Todesstoß in Gruppe D. Italien muss zittern.

Jorge Luis Pinto konnte es kaum fassen. Sein Team steht nach 1990 erstmals wieder im WM-Achtelfinale.
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Costa Rica jubelt, Italien zittert vor dem nächsten WM-Trauma, und England trauert: Das Sensationsteam aus Mittelamerika hat durch einen 1:0 (1:0)-Sieg gegen den viermaligen Weltmeister vorzeitig das WM-Achtelfinale erreicht und damit dem Fußball-Mutterland England in d er Gruppe D den endgültigen K.o-Schlag versetzt - die Three Lions sind draußen, erstmals seit 1958 schon in der Vorrunde.
"Das ist historisch! Wir sind glücklich, wir sind glücklich", sagte Jorge Luis Pinto nach dem zweiten Einzug der Ticos in das Achtelfinale einer WM nach 1990. Pinto bezeichnete den Erfolg als "großartigen" Sieg, "wir waren taktisch, von der Dynamik und vom Kopf her überragend. Ein großer Tag für den Fußball in Costa Rica. Ich empfinde Glück und Stolz, ein historischer Tag für unser Land."
Italien muss jetzt aufpassen
Den Siegtreffer erzielte Bryan Ruiz (44.), den Italienern droht damit die Wiederholung des WM-Traumas von 2010, als der Weltmeister in der Gruppenphase ausschied. Im letzten Spiel gegen Uruguay (beide drei Punkte) am Dienstag in Natal kommt es zum "Finale" um das Achtelfinal-Ticket. Die Squadra Azzurra hat den Vorteil der besseren Tordifferenz, ihr würde ein Remis gegen Luis Suarez und Co. auf jeden Fall reichen.
"Es war eine Niederlage, die wir nicht erwartet haben", sagte Trainer Cesare Prandelli und verteilte Komplimente an Costa Rica: "Sie waren aggressiver." Seine Mannschaft müsse gegen Uruguay nun "alles geben", das Wichtigste aber sei nach dem anstrengenden Spiel im schwülheißen Recife aber: "Wir müssen uns jetzt erst mal erholen." Im Spiel von Costa Rica gegen England in Belo Horizonte ist nach dem zweiten Einzug der Ticos in ein WM-Achtelfinale nach 1990 nur noch eine Frage zu klären: Wird Costa Rica Gruppensieger oder -zweiter. Auf alle Fälle wird der Außenseiter beflügelt auftreten: "Das ist wie ein Traum. Wir sind nur ein kleines Land, haben aber Großes geleistet und erreicht", sagte Torschütze Ruiz.
Referee verweigert fälligen Strafstoß
In der ersten halbe Stunde feierten sich die Fans bei 30 Grad und 70 Prozent Luftfeuchtigkeit in Recife eher selbst als die Teams oder das Spiel. Italien brauchte eine halbe Stunde zum Akklimatisieren, war dann aber plötzlich da: Andrea Pirlo servierte Mario Balotelli mit einem genialen Pass den Ball, der Angreifer lupfte ihn über Keylor Navas, aber auch am Tor der Ticos vorbei. Die Costa Ricaner konterten sofort. Nach einem Kopfball von Oscar Duarte über das Tor (42.) wurde es turbulent. Giorgio Chiellini brachte Joel Campbell im Strafraum eindeutig zu Fall, was jedoch Schiedsrichter Enrique Osses (Chile) anders sah und den fälligen Strafstoß nicht gab (43.).
Die Mittelamerikaner regten sich fürchterlich auf, setzten den Ärger aber in positive Energie um: Junior Diaz von Mainz 05 flankte, Bryan Ruiz köpfte, der Ball flog an die Unterkante der Latte und schlug deutlich hinter der Torlinie auf - Osses gab sofort Tor, GoalControl bestätigte den Referee für alle sichtbar kurz danach. Die Emotionen kochten aber auch nach dem Halbzeitpfiff weiter hoch, im Kabinengang gerieten mehrer Spieler beider Mannschaften aneinander, es dauerte, bis sich die Gemüter beruhigten.
Nach der Pause brachte Prandelli Antonio Cassano für Thiago Motta, doch Italien tat sich weiter enorm schwer. Fast jeder Angriff lief über Pirlo, der in der 53. Minute mit einem Freistoß zumindest für etwas Gefahr sorgte. In der Sturmspitze kam Balotelli kaum Gelegenheit, das für die Erfüllung seines Twitter-Traums notwendige Tor beizusteuern: "Wenn wir Costa Rica schlagen, möchte ich einen Kuss, natürlich auf die Wange, von der Queen haben", hatte Italiens Bad Boy getwittert.
Quelle: ntv.de, Christoph Stukenbrock, sid