Fußball-WM 2018

Nach der England-Niederlage Fahrscheinproteste eskalieren in WM-Stadt

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Es ging friedlichen Demonstranten um kostenlose Fahrscheine. Doch die Nacht in São Paulo nach dem England-Spiel endet im Tränengas. 50 Vermummte dreschen auf Autos ein und drücken einer friedlichen Demonstration ihren Stempel auf.

Küstenmetropole am Atlantik: São Paulo liegt im Südosten Brasiliens.

Küstenmetropole am Atlantik: São Paulo liegt im Südosten Brasiliens.

Nach der WM-Partie zwischen England und Uruguay (1:2) in São Paulo ist es zu schweren Zusammenstößen zwischen der Polizei und Demonstranten gekommen. Maskierte Demonstranten schossen Feuerwerkskörper auf Polizisten, warfen Molotow-Cocktails und rissen Mülleimer aus Verankerungen. Zudem demolierten sie teure Autos in den Schauräumen mehrerer Autohändler. Die Polizei setzte im Gegenzug Tränengas gegen die Randalierer ein, die dem sogenannten Schwarzen Block zugerechnet werden. Dessen Mitglieder vermummen sich teilweise mit schwarzer Kleidung. Berichte über Verletzte und Festnahmen gab es bislang keine.

Dabei begann der Abend friedlich. Polizeiangaben zufolge hatten 1300 Menschen friedlich für kostenlose Fahrscheine in öffentlichen Bussen und Bahnen demonstriert. Die Aktion wurde von der Gruppe "Movimento Passe Livre" (MPL) organisiert, die sich für einen Nulltarif im öffentlichen Nahverkehr einsetzt. Die Veranstalter sprachen von bis zu 6000 Teilnehmern.

Vermummte verzerren Bild der Proteste

Doch dann schlug die Szenerie in Gewalt um. Eine Gruppe von etwa 50 Vermummten habe begonnen zu randalieren. Einige Demonstranten wollten das nicht zulassen: sie versuchten, die Vermummten vom Randalieren abzuhalten, berichtete die Zeitung "O Globo". Daraufhin hätten die Demonstranten miteinander gestritten. Die MPL habe wegen der Randale und des Polizeieinsatzes dann beschlossen die Demonstration vorzeitig zu beenden, sagten Mitglieder der MPL der Tageszeitung "Folha de São Paulo". Es sei der der Gruppe nicht möglich zu bestimmen, wer an den Demonstrationen teilnehme, betonte MPL-Mitglied Lucas Monteiro. MPL sei deswegen nicht verantwortlich für die Zerstörungen.

"Folha" berichtete, das bei der MPL-Demonstration Studenten, U-Bahn-Arbeiter und mit Pfeil und Bogen bewaffnete Vertreter indigener Völker teilgenommen hatten. Vor den Ausschreitungen blockierten die friedlichen Demonstranten für einige Zeit die zentrale Einkaufs- und Bankenmeile Avenida Paulista. Die Proteste seien ein "Gegengewicht" zur Fußball-WM, sagte Mariana Toledo, eine Sprecherin der Gruppe. Die Öffentlichkeit könne zu wenig an dem Turnier teilhaben, Demonstrationen und Straßenverkäufe wurden eingeschränkt, fügte sie hinzu.

Mit den Demonstrationen der Bewegung hatten im vergangenen Jahr die Massenproteste während des Confederations Cups begonnen. Damals hatten zahlreiche Städte eine geplante Erhöhung der Ticketpreise in Bussen und Bahnen zurückgenommen, was von den Demonstranten als zentraler Erfolg gefeiert wurde.

Seitdem wurden die Fahrpreise aber sukzessive wieder angehoben. 2013 hatten Hunderttausende Menschen in Brasilien gegen Korruption, Misswirtschaft, Mängel im Bildungs- und Gesundheitswesen und die Milliarden-Kosten für die WM protestiert. Auch während der WM kam es in verschiedenen Spielorten mehrfach zu Protesten. Allerdings erreichten diese bisher bei Weitem nicht die Ausmaße des Vorjahres.

Quelle: ntv.de, tga/dpa

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