Verweigerter Elfmeter Fandel nimmt Brych in Schutz
23.06.2014, 12:55 Uhr
Böse Blick für Felix Brych, der den Russen einen Freistoß verweigert hatte.
(Foto: dpa)
Felix Brych steht beim Spiel der Belgier gegen Russland unfreiwillig im Mittelpunkt. Der deutsche Referee leistet sich bei seinem zweiten WM-Einsatz eine folgenschwere Fehlentscheidung - und kommt dennoch glimpflich davon.
Die Absolution für Felix Brych kam von allerhöchster Stelle. Der einzige deutsche Referee bei der WM in Brasilien habe "auch in seinem zweiten Einsatz insgesamt eine gute und souveräne Leistung" gezeigt, sagte Deutschlands Schiedsrichter-Boss Herbert Fandel. Dass die tadellose Vorstellung Brychs bei Belgiens 1:0 (0:0) gegen Russland in Rio von einer folgenschweren Fehlentscheidung getrübt wurde, war aus Fandels Sicht zu vernachlässigen. Im Zweifel für den Schiedsrichter, meinte er. Und diese Zweifel waren aus Fandels Sicht bei der fraglichen Szene in der 27. Minute angebracht.
Da traf der belgische Abwehrspieler Toby Alderweireld den Russen Maxim Kanunnikow beim Versuch, ihm den Ball wegzuspitzeln, im eigenen Strafraum am linken Fuß. Kanunnikow fiel und hob flehend die Arme. Er hatte keine Zweifel. Doch Brych pfiff nicht. Es blieb beim 0:0, am Ende mussten sich die müden Russen dem jugendlichen Elan der Belgier beugen.
Brych hatte freie Sicht auf die Szene. Was er (nicht) gesehen hat, durfte er indes nicht berichten. Die Fifa untersagt den Schiedsrichtern, sich unmittelbar nach den Spielen zu äußern. Dafür sprach Fandel. "In der diskutierten Strafraumszene hatten alle Akteure auf dem Feld berechtigte Zweifel, ob es tatsächlich ein Strafstoß gewesen ist. Erst die Zeitlupen zeigen einen Kontakt", sagte der frühere Unparteiische. Unklar sei aus Brychs Sicht laut Fandel zudem gewesen: "Kam der russische Spieler wegen des Kontakts zu Fall, oder weil er auf den Ball trat? Wenn es so viele Zweifel gibt, ist ein Schiedsrichter gut beraten, das Spiel weiterlaufen zu lassen." Alderweireld stützte diese Argumentation. "Ich denke, dass es kein Elfmeter war. Der Schiedsrichter stand nah genug dabei und hat so entschieden. Also war es kein Problem", sagte er.
Auch Schiedsrichter machen Fehler
Kein Problem? Urs Meier widersprach. "Er trifft ihn am Bein. Wenn man die TV-Bilder sieht, muss er Elfmeter geben", sagte der ehemalige Schiedsrichter im ZDF. Der Schweizer sprach allerdings von einer "Scheiß Situation. Wenn man in dem Moment Elfmeter gibt und hinterher sieht, dass es keiner war, wäre es noch schlimmer". Das sahen wohl auch die fairen Russen so, keiner suchte die Schuld bei Brych. "Ich möchte nicht über Schiedsrichter sprechen, sie machen Fehler, wie wir Fehler machen", sagte Trainer Fabio Capello: "Wenn es hier Fehler gab, müssen wir diese akzeptieren und mit ihnen leben."
Das muss auch Brych. Dass er das kann, hat der 38-Jährige nach dem Phantomtor von Sinsheim eindrucksvoll bewiesen. Im Verbund mit seinen Assistenten Mark Borsch und Stefan Lupp hinterließ er beim Spiel Uruguay gegen Costa Rica (1:3) einen souveränen Eindruck. Fandel sprach von einem "richtig starken Debüt". Dennoch hatte es vor Brychs zweitem Spiel Diskussionen über seine Ansetzung für ein Spiel gegeben, in dem über den möglichen deutschen Achtelfinal-Gegner mitentschieden wurde. Die Fifa erklärte, lediglich Schiedsrichter aus einem am Spiel beteiligten oder einem weiteren in der Gruppe vertretenen Land seien ausgeschlossen. Ansonsten entscheide allein Leistung über die Spielleitung.
Die hatte bei Brych im ersten Spiel gestimmt. Und auch im zweiten - wäre da nur nicht diese eine Szene gewesen.
Quelle: ntv.de, Alexander Sarter, sid