Fußball-WM 2018

Halbfinale? "Chancen nicht klein" Löw fordert Mut im "Kampf der Kontinente"

Löw will seine Aufstellung nicht nach dem Gegner richten: "Wir wollen nicht irgendwelche Dinge machen, die wir sonst nicht machen."

Löw will seine Aufstellung nicht nach dem Gegner richten: "Wir wollen nicht irgendwelche Dinge machen, die wir sonst nicht machen."

(Foto: imago/BPI)

Vor dem Halbfinale der Fußball-WM zwischen Brasilien und Deutschland reden alle über Neymar. Dabei spielt der gar nicht mit. Kapitän Lahm hat einen Wunsch, Boateng Respekt und der Bundestrainer serviert eine Portion Pathos.

Philipp Lahm hat eine Bitte. Er mag nicht mehr um den dritten Platz spielen, hatte der Kapitän am Freitag nach dem Viertelfinale gesagt. "Definitiv." Und seine Kollegen machten ebenfalls den Eindruck, als würden sie nur allzu gerne nach Rio de Janeiro zurückkehren. Dort findet am Sonntag im renovierten, aber immer noch legendären Maracanã das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft statt. Es gibt nur ein klitzekleines Problem. Zuvor steht noch das Halbfinale an, heute (ab 22 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) spielt die deutsche Mannschaft in Belo Horizonte gegen den Gastgeber Brasilien. Und das ist, um es vorsichtig auszudrücken, eine eher unangenehme Aufgabe. Es wird ein emotionaler Abend.

Brasilien - Deutschland, 22 Uhr in Belo Horizonte

Brasilien: Julio Cesar - Maicon, Dante, David Luiz, Marcelo - Luiz Gustavo, Fernandinho - Hulk, Oscar, Bernard - Fred. - Trainer: Scolari
Deutschland: Neuer - Lahm, Boateng, Hummels, Höwedes - Schweinsteiger, Khedira, Kroos - Müller, Özil - Klose. - Trainer: Löw
Schiedsrichter: Marco Rodríguez (Mexiko)

Bundestrainer Joachim Löw jedenfalls servierte gestern nach dem finalen Training gleich eine Portion Pathos: "Es ist ein Kampf der Kontinente; und Brasilien spielt mit 200 Millionen Brasilianern im Rücken." Abgesehen davon, dass ins Estadio Mineirao nur 62.547 Zuschauer passen, ließ sich sein Kollege Felipe Scolari ebenfalls nicht lumpen: "Dieses Spiel werden wir nicht nur für uns spielen, sondern für das Land, für unser Publikum. Und jeder von uns ist jetzt ein bisschen Neymar", sagte der Mann, den sie hier nur Felipão nennen. Sein bester Akteur, ach was, die Hoffnung Brasiliens hatte sich im Viertelfinale nach einem Foul des Kolumbianers Juan Zúñiga einen Lendenwirbel gebrochen.

"Mutig ihre Dinge erfüllen"

Auch der Mann, den sie in Deutschland Jogi nennen, hatte noch etwas zu dem beherrschenden Thema vor diesem Halbfinale beizutragen: "Es tut mir und unserer Mannschaft schrecklich leid, dass Neymar sich verletzt hat. Das ist eine schreckliche Situation. Ich wünsche ihm alles Gute und hoffe, dass er bald wieder zurückkommt." Er verband sein Bedauern mit einem Appell an die Schiedsrichter zum Schutz der Kreativen: "Ich hoffe, dass diese Brutalität unterbunden wird. Sonst haben wir bald keine Neymars, Götzes, Messis oder Reus' mehr, sondern nur noch Spieler, die das Spiel zerstören."

Ansonsten aber hat sich Löw tatsächlich eher mit seinem Team beschäftigt. Er habe einen Plan, sagte der Bundestrainer - das ist doch eine gute Nachricht. Ansonsten verriet er wie stets nicht, wer heute Abend in der Startelf steht. So darf munter spekuliert werden, ob Löw wieder wie im Halbfinale gegen Frankreich beginnen lässt, also mit Lahm als rechten Außenverteidiger, mit Jérôme Boateng und Mats Hummels in der Innenverteidigung und mit Miroslav Klose im Angriff. Oder ob doch wieder alles anders kommt, als viele denken.

"Wir wollen uns nicht nach dem Gegner richten. Wir wollen nicht irgendwelche Dinge machen, die wir sonst nicht machen. Wichtig ist, dass die Spieler konzentriert und mutig ihre Dinge erfüllen." Und nachdem der Bundestrainer noch fix die Brasilianer in die Favoritenrolle gedrängt hatte, sagte er: "Wir gehen selbstbewusst in das Spiel, wir wissen, was wir können. Und wenn wir das abrufen, sind unsere Chancen nicht gerade klein." Das wird sein Kapitän gerne hören. Schließlich hatte er das mit seiner Mannschaft schon zweimal. Vor vier Jahren bei der WM in Südafrika waren im Halbfinale die Spanier besser, vor acht Jahren in Deutschland die Italiener. Sein Sehnsuchtsort heißt Rio. Auf die Partie am Samstag in Brasilia kann Lahm verzichten. Definitiv.

Quelle: ntv.de

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