Fußball-WM 2018

DFB-Kicker nicht in WM-Form Löw hat die Wahl der Qual

Löw muss genau überlegen, wer fit genug für die Fußball-WM in Brasilien ist.

Löw muss genau überlegen, wer fit genug für die Fußball-WM in Brasilien ist.

(Foto: dpa)

Die Fußball-WM in Brasilien rückt immer näher, und zahlreiche Stammkräfte der deutschen Nationalmannschaft sind nicht fit oder in Form. Bundestrainer Löw steht vor der Herkulesaufgabe, dennoch ein starkes Team zusammenzustellen.

Angeschlagen an den Zuckerhut: Bundestrainer Joachim Löw läutet aufgrund des Fitnesszustands zahlreicher Leistungsträger der deutschen Fußball-Nationalmannschaft kurz vor der Nominierung seines erweiterten WM-Kaders die Alarmglocken. "Klose, Khedira, Gomez, Gündogan, Schweinsteiger - alles Spieler, die zu den tragenden Säulen bei uns gehören, aber ihnen allen fehlt ein guter Spielrhythmus", sagte Löw dem "Stern" rund fünf Wochen vor WM-Beginn: "Wir haben im Moment nur sieben, acht Spieler, die in Topform sind." Löw fuhr fort, "die gesamte Situation" bereite ihm "Kopfzerbrechen" - und das zur Unzeit.

Mario Gomez ist von zahlreichen Verletzungen geplagt.

Mario Gomez ist von zahlreichen Verletzungen geplagt.

(Foto: dpa)

Der 54-Jährige wird am Donnerstag sein erweitertes Aufgebot für die WM in Brasilien verkünden. Bei den WM-Triumphen 1954, 1974 und 1990 seien stets alle Leistungsträger im Zenit ihres Könnens und ihrer Kraft gewesen, gab Löw zu bedenken - doch diesmal sei das anders. Das sieht auch Torwartidol Oliver Kahn so. "Die Situation ist ein bisschen kritisch", sagte Kahn. "Es ist die Hauptaufgabe des Bundestrainers, sich zu fragen: Welches sind die Spieler, die wirklich hundertprozentig fit sind? Aber die muss er erst einmal finden. Er hat sehr, sehr viel zu tun, um eine Mannschaft zusammenzustellen, die eine erfolgreiche WM möglich macht."

Die Topstars sind nicht in Topform

Besonders die Situation im Sturm und auf der Position vor der Abwehr bereitet Löw große Sorgen. Angreifer Mario Gomez hat nach zahlreichen Verletzungen in den vergangenen siebeneinhalb Monaten nur zehn Pflichtspiele für den AC Florenz absolviert, dabei stand der Torjäger nur in einer Begegnung über 90 Minuten auf dem Platz. Seine Nominierung könnte zum Härtefall werden.

DFB-Rekordtorjäger Miroslav Klose gilt aufgrund seiner Erfahrung und Verdienste zwar als gesetzt, doch auch der Stürmer von Lazio Rom wurde durch diverse Verletzungen in dieser Saison immer wieder zurückgeworfen. Anfang der Woche hatte der 35-Jährige nach fünfwöchiger Pause wegen einer Oberschenkelverletzung sein Kurz-Comeback im Spiel gegen Hellas Verona (3:3) gefeiert.

Kaum besser sieht es derzeit auf der Position im zentralen defensiven Mittelfeld aus. Sami Khedira könnte beim spanischen Rekordmeister Real Madrid nach seinem im November erlittenen Kreuzbandriss zwar im Nachholspiel beim FC Valladolid erstmals wieder zum Einsatz kommen, doch hinter der Form des früheren Stuttgarters steht ein Fragezeichen. Der Dortmunder Ilkay Gündogan hat aufgrund seiner Rückenprobleme seit August nicht mehr gespielt und fällt für die WM aus, der Münchner Bastian Schweinsteiger ist nach zahlreichen Blessuren noch nicht wieder in Topform.

"Messias" oder " Staatsfeind Nummer eins"

Dazu kommt: Spielmacher Mesut Özil ist nach langwieriger Verletzung gerade erst zurückgekehrt, sein Arsenal-Teamkollege Lukas Podolski hatte immer wieder mit körperlichen Problemen zu kämpfen. Trotz dieser Schwierigkeiten sei in Deutschland "diese Sehnsucht nach dem Titel da", meinte Löw - und er möchte diese auch "befriedigen". Vor übertriebenen Erwartungen warnte er allerdings: "Andere Mannschaften haben ähnlich große Chancen, doch das will keiner hören." Wegen des Erwartungsdrucks sieht sich Löw ständig "an der Wand. Nach Siegen wirst du als Messias gefeiert, als Heilsbringer fürs ganze Volk. Wenn du ein Spiel verlierst, bist du der Staatsfeind Nummer eins."

Trotz der Sorgen träumt Löw von einem WM-Finale in Rio de Janeiro gegen Angstgegner Italien: "Bei einer WM haben wir noch nie gegen Italien gewonnen. Doch irgendwann kommt der Tag, an dem wir sie auch mal schlagen, da bin ich mir hundertprozentig sicher. Und im Finale wäre es natürlich am schönsten." Im Falle eines Misserfolgs in Brasilien "klebe ich nicht an meinem Stuhl bis zum Gehtnichtmehr", betonte er noch. Sein Vertrag beim Deutschen Fußball-Bund läuft bis zur EM 2016 in Frankreich.

Quelle: ntv.de, Oliver Mucha, sid

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