"In anderen Ländern schwärmt man dann" Müller & Bierhoff kritisieren DFB-Kritiker
03.07.2014, 16:14 Uhr
Thomas Müller beklagt ein Lobdefizit.
(Foto: imago/Xinhua)
Was zählt bei einer WM mehr: das Weiterkommen oder ein schönes Spiel? Für DFB-Torjäger Thomas Müller und Teammanager Oliver Bierhoff ist die Antwort klar, sie wünschen sich mehr Lob. Müller moniert: "Man sollte sich nicht nach einem Sieg entschuldigen müssen."
Torjäger Thomas Müller und DFB-Teammanager Oliver Bierhoff halten die Kritik an der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nach dem verkrampften, aber letztlich erfolgreichen WM-Achtelfinale gegen Algerien (2:1 n.V.) für völlig überzogen. "Ich will nicht Weltmeister werden und mich danach hinstellen müssen und sagen: Sorry, dass wir das Finale nur mit einem Tor Unterschied gewonnen haben", sagte Müller bei "Bild".

Teammanager Oliver Bierhoff hat in anderen Ländern eine positivere Grundstimmung ausgemacht, auch nach schmutzigen Siegen.
(Foto: dpa)
Bierhoff stört die Art der Kritik in Deutschland an den Leistungen der Fußball-Nationalelf bei der WM in Brasilien. "In Italien oder Spanien wirst du genauso scharf kritisiert. Doch trotzdem halten sie dich irgendwie oben. In Deutschland hast du das Gefühl: Das drückt so runter", sagte Bierhoff dem Bonner "General-Anzeiger". Es sei seiner Meinung nach nicht nur im Fußball eine Eigenschaft der Deutschen, "vieles ein bisschen zu pessimistisch zu sehen".
Der DFB-Teammanager wünscht sich, dass die "positive Grundtendenz" gesehen werde: "Wir sind weiter, vielleicht mit ein bisschen Schmunzeln. Und dann gucken wir mal, was schlecht war." In seinem zehnten Jahr als Manager empfindet Bierhof, dass sich Geschichte wiederholt: "Wenn du das erste Spiel gewinnst, dann drehen alle schon ein bisschen durch. Drei Tage später verlierst du, dann geht alles runter."
Dreckige Siege gelten anderswo als clever
Müller sind vor allem die vielen negativen Kommentare nach dem Achtelfinale ein Rätsel, obwohl dort nur DFB-Keeper Manuel Neuer restlos zu überzeugen wusste. "Die inhaltliche Kritik nehmen wir gerne an. Wir haben Fehler gemacht auf dem Platz. Aber wir haben uns gegen Algerien 120 Minuten den Arsch aufgerissen. Wir haben ein Spiel, das eng war, gewonnen", äußerte der 24-Jährige. Deshalb könne er die Kritik auch nicht nachvollziehen.
"Man sollte sich nicht nach einem Sieg, für den wir uns alle den Arsch aufgerissen haben, entschuldigen müssen. Wenn andere Mannschaften in anderen Ländern das so machen, dann wird es als clever abgetan. Da schwärmt man dann noch: Das sind Dreckssäcke, die gewinnen so Spiele eben auch mal dreckig."
Zu hohe Ansprüche
Müller glaubt, dass die Ansprüche an das DFB-Team allgemein zu hoch geschraubt werden: "Ich denke, es hatte viel damit zu tun, dass der Name des Gegners nicht so groß war. Aber das war keine Karnevalstruppe. Und natürlich ist es unser Anspruch, gegen Algerien zu gewinnen. Das haben wir auch getan - auch wenn es über Umwege war."
Bereits Innenverteidiger Per Mertesacker hatte im ZDF-Interview unmittelbar nach dem Abpfiff des Algerien-Spiels die kritischen Reporterfragen harsch zurückgewiesen: "Watt wollen se? Wollen se 'ne erfolgreiche WM oder sollen wir wieder ausscheiden und haben schön gespielt?" Die Antwort der meisten Fans würde wohl lauten: am liebsten beides - so wie es Bundestrainer Löw über Jahre propagiert hat.
Mehr Optimismus wagen
Müller zeigte Verständnis für die Reaktion von Mertesacker. "Worum geht es denn? Sollen wir es den Reportern zeigen, oder was? Wir spielen ja nicht für die Reporter." Zugleich hofft der Münchner wie Bierhoff, dass vor dem Spiel gegen die Franzosen wieder mehr Optimismus Einzug hält.
"Dass es Kritik gibt, ist gut und richtig so, aber es sollte nicht so sein, dass der Ausblick immer so negativ ist", sagte er: "Man kann doch sagen, das Spiel war Mist, aber wenn die Mannschaft das und jenes besser macht, wird es werden. Und nicht: Gegen Frankreich fliegen wir sowieso raus, denn die sind im Vergleich zu unserer Leistung ja eine Übermannschaft."
Quelle: ntv.de, cwo/dpa/sid