Eigentor leitet WM-Aus ein Rekordweltmeister Brasilien scheitert an Belgien
06.07.2018, 21:53 Uhr
Die belgische Fußball-Nationalmannschaft hat Brasilien aus der WM geschossen.
(Foto: AP)
Der brasilianische Titeltraum ist geplatzt: In einem hochklassigen WM-Viertelfinale unterliegt der Rekordweltmeister konterstarken Belgiern. Die "Roten Teufel" treffen nun im WM-Halbfinale auf Frankreich.
Rekordweltmeister Brasilien ist von Belgiens Goldener Generation bei der WM in Russland entzaubert worden. Während die favorisierte Seleção in Fußballtrauer versinkt, sind die hochgehandelten Belgier Nach einer über weite Strecken titelreifen Vorstellung und etwas Glück nach ihrem Viertelfinal-Coup nur noch zwei Siege vom ersten WM-Titel entfernt. Angetrieben von den überragenden Eden Hazard und Kevin De Bruyne siegten die "Roten Teufel" vor 42.873 Zuschauern in Kasan gegen Brasilien mit 2:1 (2:0).
Belgien steht damit zum zweiten Mal nach 1986 in einem WM-Halbfinale und kann am Dienstag gegen Nachbar Frankreich erstmals den Sprung ins Endspiel schaffen. Die Titelträume der Seleção um Superstar Neymar endeten dagegen 1459 Tage nach der 1:7-Demütigung gegen Deutschland erneut vorzeitig - auch wenn die Leistung deutlich besser war als vor vier Jahren.
Fernandinho mit einem Eigentor (13.) und der Ex-Wolfsburger De Bruyne (31.) besiegelten in Kasan den Viertelfinal-K.o. für die letzte nicht-europäische Mannschaft im Turnier. Der eingewechselte Ex-Leverkusener Renato Augusto konnte nur noch verkürzen (76.). Für Brasilien war es die erste Niederlage nach zuvor 15 ungeschlagenen Spielen. Sie kam zur Unzeit.
Stärkste Offensive der WM setzt sich durch
Belgien ist hingegen schon seit 24 Partien ungeschlagen und gewann erstmals überhaupt fünf WM-Spiele in Serie. Im Duell der besten Offensive gegen die stärkste Defensive der WM übersprangen beide Teams die Abtastphase und suchten den schnellen Weg nach vorne. Für die Belgier, die mit zwölf Toren in der Vorrunde und im Achtelfinale schon vor der Partie den stärksten Angriff der Weltmeisterschaft gestellt hatten, probierte es De Bruyne bereits in der zweiten Minute mit einem Distanzschuss, der jedoch noch knapp am Tor vorbeiflog.
Trainer Roberto Martínez ließ sein Team erstmals im Turnier mit einer Viererabwehrkette antreten. Die Defensive der "Roten Teufel" wirkte jedoch in der Anfangsphase alles andere als sicher. Nach einer Neymar-Ecke hatten die Westeuropäer Glück, dass Thiago Silva nur den Pfosten traf.
Vorne kamen sie immer besser ins Spiel. Ein Schuss von Hazard wurde von Brasiliens Abwehr noch geblockt (9.), dann leisteten die Südamerikaner Schützenhilfe: Fernandinho bugsierte den Ball bei seinem ersten Russland-Einsatz von Beginn an nach einer Ecke von Nacer Chadli mit dem Oberarm ins eigene Tor. Mit der Führung wurden die Belgier sicherer und zeigten bei schnellen Angriffen immer wieder tolle Kombinationen. In der 31. Minute demonstrierte Martínez' Mannschaft eindrucksvoll ihre Konterstärke: Nach einem Eckball der Brasilianer startete Romelu Lukaku ein Solo über den halben Platz, bediente De Bruyne, und dieser traf mit einem satten Rechtsschuss zum 2:0.
Geschockte Brasilianer
Brasilien wirkte geschockt, kam offensiv nur selten gefährlich zum Abschluss. Und wenn, dann war Belgiens Keeper Thibaut Courtois zur Stelle. Einen Distanzschuss von Philippe Coutinho parierte er exzellent (37.). Auf der Gegenseite lenkte Alisson einen Freistoß von De Bruyne über die Latte (41.). Belgien führte den Rekordweltmeister phasenweise vor, hatte zwischendurch sogar Zeit für Kabinettstückchen. Der Vorsprung hätte zur Pause auch größer sein können.
Nach dem Seitenwechsel änderte sich das Bild komplett, Brasilien drängte nun vehementer auf den Anschluss. Der eingewechselte Roberto Firminho verpasste eine Hereingabe von Marcelo am Fünfmeterraum nur ganz knapp (51.). Dann scheiterte Neymar mit seinem Versuch, einen Elfmeter zu schinden (53.). Drei Minuten später hätte der slowakische Schiedsrichter Milorad Mazic auf den Punkt zeigen können: Vincent Kompany hatte Gabriel Jesus im Strafraum getroffen, doch nachdem die Szene vom Videoassistenten überprüft worden war, entschied sich der Unparteiische gegen einen Elfmeter.
Belgien konnte nur noch ganz selten für Entlastung sorgen. Hazard verzog nach einem Konter knapp (62.), dann gelang dem kurz zuvor eingewechselten Renato Augusto der Anschluss. Eine schöne Lupf-Flanke von Coutinho verwertete er per Kopf (76.). Brasilien drückte aufs Tempo, hatte weitere Gelegenheiten, doch die Belgier brachten den Vorsprung über die Zeit und dürfen sich auf das Halbfinale freuen. Dabei wird ihnen Thomas Meunier fehlen, der für ein taktisches Foul seine zweite Gelbe Karte sah. In der Nachspielzeit lenkte Courtois einen letzten Neymar-Schuss klasse über die Latte.
Quelle: ntv.de, cri/dpa