Fußball-WM 2018

Freigeist statt Danish Dynamite Dänemark hofft auf Eriksens feine Klinge

Vorwiegend erledigt Christian Eriksen seinen Job mit dem starken rechten Fuß.

Vorwiegend erledigt Christian Eriksen seinen Job mit dem starken rechten Fuß.

(Foto: imago/Ritzau Scanpix)

Mehr Spielmacher geht kaum: Neben Lionel Messi erfüllt wohl kein Spieler bei der WM diese Rolle so gut wie Christian Eriksen. Dänemark leidet, wenn er nicht zum Spiel findet. Das gesamte Team ackert für die Geniestreiche des Protagonisten.

Als "Danish Dynamite" wurden Dänemarks Nationalspieler bei der EM 1992 zu Helden. Das Mittelfeld der Europameistermannschaft bestand damals aus robusten und baumlangen Kerlen. Spieler wie Kim Vilfort und Henrik Larsen hatten vorwiegend das Ziel, den Ball möglichst zügig zum Sturm-Duo Brian Laudrup und Fleming Povlsen zu befördern. Die aktuelle dänische Elf sucht ihren Fixpunkt in der Zentralen. Alle Bälle zu Christian Eriksen - der weiß, was zu tun ist. Das soll zum WM-Auftakt gegen Peru (18 Uhr im n-tv.de Liveticker/ZDF) zum Erfolgsrezept werden.

Das Schema hat sich bei seinem Arbeitgeber Tottenham schon bewährt. Auch wenn dort Harry Kane für die Tore sorgt, weiß Trainer Mauricio Pochettino, dass es ohne Eriksen nicht geht. "Er ist der Mann, der meine Spurs erst richtig spielen lässt", beschreibt ihn der Argentinier. Und Eriksens Statistiken beim Premier-League-Klub untermauern das Ganze.

Nicht zu fassen: Beim 4:0-Playofferfolg der Dänen erzielte Eriksen einen Dreierpack.

Nicht zu fassen: Beim 4:0-Playofferfolg der Dänen erzielte Eriksen einen Dreierpack.

(Foto: imago/Focus Images)

Neben 21 Torbeteiligungen in 37 Ligaspielen ist der 26-Jährige der passstärkste Spieler seines Klubs und lieferte dazu noch die meisten Torschüsse (97). Viel wichtiger sind aber seine Spielverlagerungen durch Diagonalbälle. Sechs bis sieben Seitenwechsel bringt Eriksen pro Spiel auf Flügelflitzer wie Heung-Min Son oder Dele Alli. Um den Gegner ins Laufen zu bekommen und Räume zu schaffen, ist das ein probates Mittel - von dem die dänische Auswahl ebenfalls profitieren soll.

Vorbild Argentinien und Portugal

Die Spielertypen, die Eriksen bedienen soll, sind seinen Klubkollegen sehr ähnlich. Yussuf Poulsen und Pione Sisto sind schnell, wendig und stehen sehr breit - nahe der Seitenauslinie. Sie sind so bei Diagonalbällen anspielbar, können aber auch in die Tiefe starten - wie gemacht für die feine Klinge Eriksens. Wenn das nicht klappt, sorgt die Nummer zehn der Dänen selbst für die Tore. Wie beim Dreierpack gegen Irland in den Play-offs, der seinem Land erst die Teilnahme an der WM ermöglichte. Danach passte sein Spitzname "King Christian" noch besser.

Von einem Alleinherrscher in seinem Team will Nationaltrainer Age Hareide allerdings nichts wissen: "Es ist nicht wahr, dass Dänemark überabhängig von Eriksen ist. Es ist keine One-Man-Show. Wir haben ein Team, das für ihn arbeitet, aber er arbeitet auch für uns", sagte Hareide der Nachrichtenagentur AFP. Das sei die beste Kombination. Mit Argentinien und Portugal gebe es zwei weitere Nationen, die einen herausragenden Spieler stellen. Eriksen könne den Raum schneller deuten als jeder andere, behauptet Hareide. "Das kann das Spiel für alle verändern."

Und so sollen Abräumer wie der Bald-Dortmund Thomas Delaney und der Ex-Stuttgarter Willem Kvist gegen Peru die Räume für Eriksen freischaufeln, damit der Spielmacher ins Rollen kommt und Dänemark zu seinem Spiel findet. Damit ist die Taktik der Südamerikaner klar: Eriksen ausschalten. Gelingt das, sinken die dänischen Siegchancen rapide - und Fußballgenießer werden leiden.

Quelle: ntv.de

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