Fußball-WM 2018

Die Diskussion um den Oranje-Elfer Was Manuel Neuer nie passieren würde

Nicht nach vorne prallen lassen! Manuel Neuer in Aktion.

Nicht nach vorne prallen lassen! Manuel Neuer in Aktion.

(Foto: REUTERS)

Elfmeterschießen bei Deutschland gegen Argentinien im WM-Finale? Natürlich, auch das ist möglich. Die Diskussion um den Elfer des Holländers Ron Vlaar zeigt, wie wichtig Ruhe und Regelkenntnis auf dem Platz sind. Manuel Neuer würde so etwas nicht passieren.

Angenommen, Deutschland schafft es am Sonntag nicht, in 120 Minuten mehr Tore als Argentinien zu erzielen. Angenommen, die Albiceleste beißt sich an der DFB-Defensive ebenso die Zähne aus. Dann käme es wie bisher nur 1994 und 2006 zum Elfmeterschießen in einem WM-Endspiel. Und dann angenommen, die deutsche Serie von Elfmetern bei WM-Endrunden setzt sich fort und alle fünf deutschen Schützen hätten getroffen.

Natürlich, Uli Stielikes Fehlschuss 1982 gegen Frankreich ist die berühmte Ausnahme von der Regel. Aber selbst die hatte keine Folgen - Deutschland gewann gegen Frankreich und zog ins Finale ein. So viel dazu.

Also, Manuel Neuer sieht sich nun dem fünften Schützen der Argentinier gegenüber. Hielte der Torwart, wäre der vierte Stern für Deutschland Realität.

Maxi Rodríguez schreitet in Richtung Tor. Erneut ist der Oldie eingewechselt worden, damit er sich für die Schmach 2006 in Berlin revanchieren kann. Er legt den Ball wie gegen Holland im Halbfinale nur zum Teil auf den Punkt. Völlig regelkonform. Manuel Neuer bleibt ruhig. Er tänzelt kurz und geht dann leicht in die Knie, die Arme seitlich von sich gestreckt. Rodríguez läuft an und schießt halbhoch in die linke Ecke, zumindest versucht er es. Neuer hat das Elfmeterschießen der Argentinier gesehen und weiß, wohin sein Gegenüber wenige Tage zuvor geschossen hatte.

Drei Szenarien

Möglichkeit 1: Neuer fliegt in die richtige Richtung und hält den Ball fest. Das ist außergewöhnlich, aber ein Welttorhüter zeigt in solchen Situationen eben Außergewöhnliches. So wie Neuer die DFB-Elf gegen Algerien und Frankreich im Turnier gehalten hatte, macht er sie nun mit einer Weltklassetat zum Weltmeister.

Möglichkeit 2: Neuer fliegt in die richtige Ecke und weh rt den Ball zur Seite ab, so wie es jeder Torhüter lernt. Er hat Ron Vlaars Aktion aus Hollands Halbfinale gegen Argentinien im Kopf. Ein nicht regelfester Schiedsrichter hätte da vielleicht sogar auf Tor entschieden. Zwar ist kein Nachschuss oder jegliche andere weitere Berührung von Rodríguez erlaubt, aber sicher ist sicher. Neuer steht auf, brüllt mit weit aufgerissenem Mund und wird von seinen heranstürmenden Mannschaftskollegen unter sich begraben. Deutschland hat den Titel gewonnen.

Möglichkeit 3: Neuer fliegt zwar in die richtige Ecke, aber falsch getimed - der Ball springt von seinem Knie an die Latte und von dort zurück ins Feld. Der deutsche Keeper springt auf, dreht dem Ball den Rücken zu, reckt die Superfaust in den Nachthimmel und lässt sich feiern.

Dann ein Pfiff. Das Elfmeterschießen ist noch nicht vorbei. Die Kugel hatte durch die Flipperaktion einen solchen Drall bekommen, dass sie - wie bereits in offiziellen Spielen geschehen - nach dem ersten Aufprall auf dem Rasen langsam, aber in vollem Umfang über die Torlinie gerollt ist. Der nächste Deutsche verschießt konsterniert, Neuer flutscht der folgende Elfmeter durch die Beine. Argentinien ist zum dritten Mal Weltmeister, erneut kann kein europäisches Team eine WM auf amerikanischem Boden gewinnen.

Aufmerksam und fokussiert

Es ist ein Fehler, der einem Torwart wie Manuel Neuer wohl nie passieren würde. Er ist hervorragend ausgebildet, er kennt die Regeln und er ist aufmerksam und fokussiert bis zur letzten Sekunde. Warum sonst hätte er sich beim legendären 7:1 gegen Brasilien nach dem völlig irrelevanten Ehrentreffer der Gastgeber so aufgeregt? Und abgesehen davon: Wer will schon ein Elfmeterschießen im WM-Finale. Beide Teams dürften einiges dafür investieren, dass es in Rio nicht so weit kommen wird.

Quelle: ntv.de

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