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Van Gaal bleibt Trainer beim FC Bayern Weder Tod noch Gladiolen

Louis van Gaal trainiert weiter den FC Bayern - erst einmal. Die Entscheidung der Vereinsführung ist logisch, weil alternativlos. Für van Gaal macht das die Sache nicht einfacher, er ist in München ein Mann ohne Zukunft. Oder wie er sagen würde: Weder Tod noch Gladiolen. Zum Saisonende muss er gehen.

Ein Mann ohne Zukunft: Louis van Gaal.

Ein Mann ohne Zukunft: Louis van Gaal.

(Foto: REUTERS)

Louis van Gaal bleibt Trainer des FC Bayern München. Allerdings nur bis zum Saisonende, wie der Verein mitteilte. Grund für die Trennung sei die "unterschiedliche Auffassung über die strategische Ausrichtung des Klubs". Aha. Bis zum Sommer also darf er weitermachen. Allerdings nicht, weil er seine Chefs nach drei Niederlagen hintereinander doch noch überzeugt hat, dass alles wieder gut wird. Sondern weil die Bayern-Bosse auf die Schnelle schlichtweg keinen Besseren aus dem Hut zaubern konnten. Das klingt bitter, ist es auch – und dennoch ist es eine vernünftige Lösung. Weil sie alternativlos ist, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel es ausdrücken würde.

Deswegen ist die Entscheidung der Vereinsführung auch weniger überraschend, als es zunächst scheinen mag. Nach der bitteren Niederlage bei Hannover 96 galt Louis van Gaal am Samstagabend praktisch als entlassen. Zu blamabel der Auftritt seiner Mannschaft, zu groß der Rückstand auf Tabellenplatz zwei in der Fußball-Bundesliga, zu weit entfernt die Qualifikation für die Champions League im kommenden Jahr. Und zu klar die Worte seiner Chefs. Vorstand Karl-Heinz Rummenigge sprach vom "absoluten Tiefpunkt" der Saison, und Uli Hoeneß knurrte nur: "Wir müssen handeln und nicht reden."

Für van Gaal wird die Sache nicht einfacher

Dann aber haben sie - wie angekündigt - noch einmal nachgedacht. Und sind offenbar zu dem Ergebnis gekommen, dass die als Nachfolgekandidaten gehandelten Matthias Sammer, Martin Jol, Ralf Rangnick oder Amateurtrainer Hermann Gerland im Verbund mit Ex-Spieler Mehmet Scholl keine Lösung sind, die dem Verein kurzfristig weiterhelfen. Denn nur darum geht es – wie so oft im Profifußball. In der Sprache der Fußball-Diplomaten des FC Bayern hört sich das dann so an: "Alle Beteiligten sind sich einig darüber, dass in der derzeit schwierigen Situation gemeinsam sämtliche Kräfte eingesetzt werden, um die sportlichen Mindestziele dieser Saison noch zu erreichen."

Für Louis van Gaal macht das die Sache nicht einfacher. Spätestens seit heute ist er ein Trainer auf Abruf, ein Mann ohne Zukunft – zumindest beim FC Bayern. Zum Saisonende muss er gehen. Und soll bis dahin gefälligst den Karren aus dem Dreck ziehen, den er selbst dort hineingefahren hat. Und dann kann er gehen, nachdem er seine Schuldigkeit getan hat. Das ist nichts Halbes und nichts Ganzes, oder, in der van Gaalschen Diktion: Weder Tod noch Gladiolen. Aber eben alternativlos. Oder um mit Ehrenpräsident Franz Beckenbauer zu sprechen: "Da ist er mir allemal lieber als eine kurzfristige Notlösung."

Einfach mal die Champions League gewinnen

Von hochtrabenden Zielen haben sich die Bayern notgedrungen längst verabschiedet. Aus dem DFB-Pokal sind sie in der vergangenen Woche gegen den FC Schalke 04 ausgeschieden. Und in der Liga ist Spitzenreiter Borussia Dortmund bei 19 Punkten Vorsprung neun Spieltage vor dem Ende der Saison von München aus nur noch mit dem Fernglas zu erkennen. Was bleibt, ist der Kampf um Platz zwei, der die direkte Teilnahme an der Champions League bedeuten würde. Dort steht zurzeit Bayer Leverkusen – auch schon sieben Punkte entfernt.

In der Königsklasse sind die Bayern allerdings noch dabei. Am Dienstag nächster Woche kommt Titelverteidiger Inter Mailand zum Rückspiel des Achtelfinales nach München. Und da stehen die Chancen nach dem 1:0-Sieg im Hinspiel gar nicht so schlecht. Wenn also Louis van Gaal seine Chefs noch einmal so richtig ärgern will, dann gewinnt er einfach mal mit seiner Mannschaft die Champions League.

Quelle: ntv.de

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