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Der DFB-Boss und der Wettskandal Zwanzigers Zahlenspiele

Nein, nein, keine Sorge, liebe Leser: Theo Zwanziger möchte das Problem des Wettbetrugs im Fußball natürlich nicht bagatellisieren. Nur darauf hinweisen wollte der DFB-Präsident, dass von 1,4 Millionen Fußballspielen in Deutschland jetzt nur läppische 32 von der Staatsanwaltschaft untersucht werden.

Läppische 32 Fußballspiele: Theo Zwanziger.

Läppische 32 Fußballspiele: Theo Zwanziger.

(Foto: dpa)

Die ganze Aufregung um den bislang größten Wettskandal im europäischen Fußball könne er mit Blick auf Deutschland deshalb einfach nicht nachvollziehen. Aber wie gesagt: Niemand hat die Absicht, hier einen Skandal zu bagatellisieren.

Wie Zwanziger auf die beeindruckende Zahl von 1,4 Millionen Spielen kommt, erklärte er freilich nicht. Musste er auch gar nicht, er wurde nicht danach gefragt. Vielleicht hat Zwanziger die Zahl irgendwo im Internet gefunden, dort soll er sich seit seinem Streit mit dem Journalisten Jens Weinreich ganz gut auskennen.

DFB veröffentlicht die Zahlen lieber nicht

Sicher ist aber, dass der DFB die Zahl lieber nicht auf seiner Homepage veröffentlicht haben wollte und sie deshalb aus dem vom Sport Informations-Dienst protokollierten Gespräch mit dem DFB-Präsidenten gestrichen hat. Was insofern einen kurzen Dienstweg bedeutet, da der SID auch die Homepage des DFB redaktionell betreut.

Das klingt dann etwas seltsam, da der DFB nur den zweiten Satz der Antwort veröffentlicht, der sich aber auf den ersten Teil der Antwort bezieht. So antwortet Theo Zwanziger beim DFB auf die Frage "Sie wirken trotz der Dimension des Wettskandals recht gefasst. Haben Sie die Entwicklungen der letzten zwei Tage nicht erschreckt?" mit den Worten:

"Ich möchte die ganze Sache nicht bagatellisieren, aber im europäischen Rahmen sieht das gleich ganz anders aus."

Im vollständigen Interview des SID sagte Zwanziger noch:

"Ich verstehe die ganze Aufregung nicht, wenn von 1,4 Millionen Spielen im Jahr 32 untersucht werden. Ich möchte die ganze Sache nicht bagatellisieren, aber im europäischen Rahmen sieht das gleich ganz anders aus."

Nichts Substantielles zum konkreten Fall

Woher Theo Zwanziger die beeindruckende Millionenzahl hat, die 32 unter konkretem Manipulationsverdacht stehende Spiele in Deutschland in seinen Augen so nichtig erscheinen lässt, wir wissen es nicht. Vielleicht hat Zwanziger die Zahl einfach nur aus der Tiefe des Raums ins Gespräch gebracht, um nach all den zuvor geäußerten Phrasen endlich etwas vermeintlich Handfestes zu bieten. Substantielles zum konkreten Fall konnte er schließlich nicht äußern, da die Staatsanwaltschaft Bochum es vorgezogen hatte, die doch so aufklärungswilligen Nationalverbände zunächst außen vor zu lassen und nur mit der Uefa zusammenzuarbeiten.

Für Zwanziger hieß das offenbar, da er schließlich gefragt worden war, die Flucht nach vorn. In jene Floskeln, in denen er die schnellstmögliche Aufklärung und den Ausschluss entlarvter Betrüger ankündigte, das offensichtliche Versagen des Frühwarnsystems nicht Versagen nennen wollte und, weil es an dieser Stelle wieder einmal so gut passte, betonte: Fußball ist keine heile Welt. Und dann kamen die Zahlen, mussten die Zahlen wohl kommen, 32 gegen 1,4 Millionen. Warum?

Für Unbedarfte, mag Zwanzigers Befürchtung gewesen sein, hätte es sonst so klingen können, als habe es den schonungslos aufgeklärten Skandal um den Schiedsrichter Robert Hoyzer nie gegeben.

Quelle: ntv.de

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