Freud und Leid deutscher Sportler Spank holt Bronze
21.08.2009, 22:58 Uhr
Spank gewann Bronze.
(Foto: dpa)
Siebter Tag - siebte Medaille: Hochspringer Raul Spank hat dem großen Regen getrotzt und die Erfolgsserie der deutschen Leichtathleten bei der Heim-WM in Berlin fortgesetzt. Vor 42.378 begeisterten Zuschauern im Olympiastadion gewann der 21-Jährige Dresdner mit übersprungenen 2,32 Meter gemeinsam mit dem Polen Sylwester Bednarek Bronze. "Ich habe noch nichts besseres im Leben erlebt", jubelte der Sachse. Gold holte der dreimalige Vize-Weltmeister Jaroslaw Rybakow (Russland) vor dem Zyprer Kyriakos Ioannou, die auch jeweils 2,32 Meter meisterten.
Schon bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking hatte Spank als Fünfter für Verblüffung gesorgt. "Super, gigantisch, perfekt!", freute er sich. "Beim letzten Sprung bin ich etwas ins Stolpern gekommen, der hätte sonst eine echte Granate werden können", sagte Spank, der bereits über Berlin hinaus dachte: "Meine Ziele sind jetzt der Olympiasieg und 2,40 Meter."
Damit haben die Deutschen bereits ebenso viele Plaketten gewonnen wie 2007 bei der WM in Osaka. Schon vor dem WM-Schlussspurt ist die Erleichterung beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) über den sportlichen Aufschwung bei der WM immens. "Wir sind jetzt mit sieben Medaillen nach sieben Tagen bereits deutlich besser als 2003 und 2005 und haben das Ergebnis von Osaka eingestellt", sagte Sportdirektor Jürgen Mallow, der vor einem Jahr mit dem DLV-Team bei den Olympischen Spielen in Peking noch ein Debakel erlebt hatte. Vor dem Final-Wochenende mit noch insgesamt 15 Entscheidungen hat der WM-Gastgeber zweimal Gold, zweimal Silber und dreimal Bronze geholt.
Geher Höhne wird Fünfter
Freud und Leid gab es für den Gastgeber allerdings am siebten WM-Tag. Glänzend lief es bei André Höhne über 50-Kilometer-Gehen: Vor dem Brandenburger Tor kämpfte er sich auf Platz fünf und blieb in 3:43:19 Stunden fast sechs Minuten unter seiner Bestzeit. "Unglaublich - ich habe alles ausgereizt, mehr war absolut nicht drin", meinte Höhne. Über 20 Kilometer hatte er den 14. Platz belegt. Auf der lange Distanz gewann der Russe Sergej Kirdjapkin in der Weltjahresbestzeit von 3:38:35 Stunden.
Die Hallenserin Nadine Müller konnte in ihrem ersten WM-Finale noch nicht in die Fußstapfen der Diskus-Legende Franka Dietzsch treten. Für die dreimalige Weltmeisterin hatte es ein Abschied ohne Happy End gegeben: In der Qualifikation war die 41-Jährige mit 58,44 Meter ausgeschieden. Die 18 Jahre jüngere Polizeimeisterin Müller wurde im Finale Sechste mit 62,04 Meter. Als erste Australierin in der WM-Geschichte gewann Dani Samuels (65,44) Diskus-Gold.
Trotz Regenunterbrechung absolvierte der WM-Achte von 2005, Mark Frank, seine Qualifikations-Pflicht im Speerwurf souverän: Mit 80,85 Metern katapultierte sich der Rostocker ins Finale am Sonntag. Nicht weitergekommen ist Tino Häber (Leipzig/74,11 Meter). Geschlossen hat das deutsche Weitsprung-Trio mit der Olympia-Fünften Bianca Kappler (6,29 Meter), Melanie Bauschke (6,32) und Beatrice Marscheck (6,19) die Qualifikation in den Sand gesetzt. "Man merkt uns an, dass wir ziemlich traurig sind. Das war ein Glücksspiel mit dem Gegenwind", sagte Kappler.
Deutsche verlieren Staffel-Stab
Nach einem kapitalen Patzer beim zweiten Wechsel schied die deutsche Männer-Staffel im Vorlauf über 4 x 100 Meter aus. Marius Broening (Tübingen) konnte den Stab nicht an den zu schnell gestarteten Alexander Kosenkow (Wattenscheid) weiterreichen. "Jetzt den Schuldigen zu suchen, ist zu früh. Fest steht: Unser aller Traum ist geplatzt", ärgerte sich Kosenkow. Jamaikas Quartett legte die goldene Spur für Usain Bolt, der an seinem 23. Geburtstag geschont wurde und an diesem Samstag wie in Peking den Titel-Hattrick schaffen kann.
Zwei Stunden nach den Deutschen wurde auch die US-Staffel disqualifiziert: Großbritannien hatte Protest wegen eines Wechselfehlers eingelegt. Über den Gegenprotest der Amerikaner wurde am späten Abend noch beraten.
Zweiter Doping-Fall
Die USA kann Jamaika im Sprint doch noch schlagen. Über 200 Meter der Frauen setzte Allyson Felix ihre Siegesserie fort und wurde zum dritten Mal hintereinander Weltmeisterin. Die 23-jährige Amerikanerin siegte in 22,02 Sekunden vor Veronica Campbell-Brown aus Jamaika, Olympiasiegerin von 2004 und 2008. Damit verpasste Jamaika den sechsten Sprint-Titel bei der WM. Über 400 Meter der Männer gewann Olympiasieger LaShawn Merritt in der neuen Weltjahresbestzeit von 44,06 Sekunden das US-Duell mit Jeremy Wariner (44,60), dem er das Titel-Triple verpatzte.
Zu einem internationalen sportpolitischen Konflikt weitet sich der vom Weltverband IAAF von der südafrikanischen 800-Meter-Weltmeisterin Caster Semenya verlangte Geschlechts-Test aus. Aus Protest gegen den Test bei der 18-Jährigen will der Kap-Staat Beschwerde bei der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen einlegen. Für den zweiten Doping-Fall der WM sorgte die nigerianische 400-Meter- Hürdenläuferin Amaka Ogoegbunam. Sie wurde bei einer Wettkampfkontrolle auf das verbotene anabole Steroid Metenolon getestet. Zuvor war der Hindernis-Läufer Jama Chatbi (Marokko) des Dopings überführt worden.
Quelle: ntv.de, Von Andreas Schirmer, Frank Thomas und Ulrike John, dpa